Rezi: Coraline

Rezi: CoralineAutorIn: Neil Gaiman
Titel: Coraline
Band: Einzelband
Verlag: Heyne
Genre: Kinderbuch, Schauermärchen
ISBN: 978-3-453-50376-2
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenanzahl: 175
Kaufpreis: 7,95€
Krümelanzahl: 4
Der Film zum Buch
Inhalt:
Ein ganz normales Mädchen entdeckt in ihrem zu Hause eine ganz normale Tür .. nur war die noch nicht immer dort. Coraline öffnet sie und betritt eine Kopie ihres eigenen Lebens. Alles scheint schöner und freundlicher, selbst ihre Eltern. Der einzige Unterschied ist, dass sie Knöpfe angenäht haben anstelle von Augen. Und plötzlich scheinen sie auch nicht mehr so viel perfekter als ihre echten Eltern. Doch hinter diesen fast makellos geformten Masken steckt etwas anderes, viel entsetzlicheres, als Coraline vermutet hätte. Die Angst schlingt ihre Klauen um das arme Mädchen und will sie für sich. Kann Coraline diesem albtraumhaften Märchen entkommen?
Meine Meinung:
Zuerst erlag ich ehrlich gesagt dem meisterhaften filmischen Werk! Ein geniales Kunststück, das Tim Burton (mein Lieblings-Regisseur) da mal wieder zustande gebracht hat. Daraufhin kam ich an der Buchvorlage von dem mir bis dahin unbekannten Neil Gaiman nicht mehr vorbei. Als ich die Taschenbuchausgabe dann endlich in den Händen hielt, war ich mittelmäßig enttäuscht. So ein dünnes Heftchen von nicht mal 200 Seiten? Was sollte mich da für eine Geschichte erwarten?Doch überraschenderweise braucht Neil Gaiman tatsächlich nur eine Kurzgeschichte für sein einfühlsames und doch kaltherziges Märchen. Es ist grausam, brutal und zugleich schön kindgerecht verpackt. Das liegt daran, dass hier keine ausgeschmückten Beschreibungen der Landschaften oder Familienverhältnisse widergegeben werden, auch Erinnerungen oder Rückblenden findet man hier vergebens. Dafür ist in Gaimans rasanter Erzählgeschwindigkeit gar keine Zeit. In kurzen Sätzen umreißt er die Kulisse. Und viel ist auch nicht nötig, denn für mehr hat auch seine kleine Heldin kaum ein Auge und Interesse. Sie will erkunden, denken und sich wundern. Und genau auf diese Fährte bringt sie auch ihre Mitstreiter, die aufmerksamen Leser. Sie erkunden die surreale Phantastereien dieser skurrilen Parallelwelt, denken über Nähe nach, die man nicht bekommt, aber braucht, und wundern sich über den Lauf der Geschichte und den Mut eines einsamen Mädchens. Und was zum Teufel hat eine sprechende Katze damit zu tun?!Ich bin schwer begeistert von der lieben Coraline. Sie ist für ihr Alter so reif und selbstständig, vorlaut und dennoch weise, dass es eine Schande ist, dass ihre Eltern ihr nicht die Aufmerksamkeit zuteilkommen lassen, wie sie es eigentlich verdient hätte. Natürlich sollte jedes Kind geliebt werden. Aber gerade bei Eltern, die von sich ja überzeugt sind, alles für ihre Lieben zu tun und sie ehrlich und aufrichtig zu lieben, läuft irgendwas verkehrt. Umso mehr Sympathie konnte ich für Coraline in der kurzen Zeit des Lesevergnügens aufbauen, da sie mir allein schon durch die Abwesenheit ihrer Eltern leid tat.  ... Vielleicht sind ihre Eltern auch gar nicht so nüchtern, wie man vermutet - denn geschrieben steht es nirgends. Aber der schlichte Schreibstil brachte es mir so rüber und ließ unwichtige und überflüssige Passagen so weit weg, dass der Text regelrecht brutal gekürzt wirkt. Durch die knappen Dialogfetzen entstand dann vielleicht der Eindruck, dass charakterliche Tiefe bei den Eltern und anderen Gestalten des Romans - abgesehen von Coraline selbst - fehlt.
Mein Fazit:
Ein rundum gruselig schönes Stöbern bis auf die Grundtiefen des bizarren Verdrehten.
~ 4 Krümel ~
Jimmy

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