Rezi: Blueprint Blaupause von Charlotte Kerner

Von Diejai


Charlotte Kerner: Blueprint Blaupause
Beltz, 2010
Taschenbuch, 204 Seiten
ISBN: 3407741022
Preis: 6,95€

Iris ist jung, ehrgeizig und weltweit als Komponistin anerkannt. Als sie mit Anfang 30 die Diagnose MS erhält, kann sie die Vorstellung langsam zu verfallen und von dieser Welt zu verschwinden nicht ertragen. In ihrer schier grenzenlos erscheinenden Selbstverliebtheit beschließt sie, sich klonen zu lassen. Und so entsteht Siri, welche als Zwilling und gleichzeitige Tochter Iris´ zu Iris Abbild heranwächst.

Charlotte Kerner erzählt Siris Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Mal erzählt Siri selbst in der ich-Form, mal hat ein unbekannter Erzähler das Wort. Diese Perspektivenwechsel kommen schnell und häufig, was dem Buch zu einem interessanten Erzählstil verhilft.

Sehr schnell wird deutlich, dass Siris Erzählungen von einer enormen Wut geprägt werden. Ihre Wut richtet sich dabei hauptsächlich gegen Iris, jedoch auch gegen sich selbst und den Rest der Welt. Der Leser erlebt Siris Versuche, mit dieser Wut über ihre Herkunft umzugehen und erfährt dabei in Rückblenden immer mehr über Siris Geschichte und ihr Heranwachsen. Doch trotz all der Wut welche Siri auf Iris hat, ist dort auch die enge Verbundenheit, welche weit über eine normale Mutter-Tochter-Verbundenheit hinausgeht. Dies wird zum Beispiel gut durch das folgende Zitat deutlich:

"Da gibt es Zwillingsschmus und kaltes Kalkül, höchste Liebe und tiefen Hass."

Das Buch ist nicht neutral geschrieben und beschäftigt sich vermehrt mit den Schattenseiten und Problematiken des Klonens. Je mehr man erfährt, umso deutlicher kristallisiert sich auch die Meinung der Autorin zur Thematik heraus. Dadurch hatte ich häufig nicht das Gefühl eine Geschichte zu lesen, sondern hatte das Gefühl, der wutentbrannten Rede einer Klon-Gegnerin zu lauschen. Für mich hat die Autorin den moralischen Zeigefinger zu häufig gehoben und hat dem Leser zu wenig die Chance gelassen, sich eine eigene Meinung zu bilden.


Fazit:

Insgesamt stehe ich dem Buch recht zwiespältig gegenüber. Die Thematik ist sehr interessant, war mir jedoch zu einseitig dargestellt. Dennoch hat die Geschichte ihre Reize, da die sehr gegensätzlichen Gefühle der Protagonistin gut geschildert werden. Zudem lässt sich Charlotte Kerners Schreibstil schnell und gut lesen. Insgesamt vergebe ich 3 von 5 Sternchen für dieses Buch.

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