Rezess-Romney

Wer wie ich mit Hochspannung die anstehenden Wahlen und die dazu gehörigen Reden und Diskussionen in den USA beobachtet, kommt nicht umhin zu bemerken, dass amerikanischer Wahlkampf anders geführt wird, als in Deutschland.

Die Wahlkampfreden der Protagonisten zielt ausschließlich auf die Emotionen der Bürger ab. Keine Fakten.  Kein „Wie-soll-das-finanziert-werden“ oder „Können-wir-das-mit-unseren-Mitteln-stemmen“.  Es dreht sich ausschließlich um die Herkunft und die familiären Hintergründe der Kandidaten. Da wird angezeigt, dass Obamas Vater ein Alkoholiker war, der mit einer Weißen ein Kind gezeugt habe. Das alleine, so sagte mir wortwörtlich ein sehr wohlhabender Präsident eines Golfclubs in Florida, der mehr als 100.000 Dollar für die letzte Wahl an die Republikaner stiftete, deklassiere Obama zur Mittelklasse und nicht zum höchsten Amt der Welt.

Auch die Mormonische Kirche, deren Bischof Mitt Romney ist (einer von vielen), gewänne mit seinem Sieg mehr Macht, als sie sich je erträumt hätte. Sie stellen ihn als treusorgenden Ehemann seiner MS-geplagten Ehefrau dar. Dass er ein Mann ohne Ideen ist, bleibt sekundär. Seltsam ist auch, dass er als Gouverneur von Massachusetts noch FÜR die Abtreibung war und nun mit aller Kraft dagegen lamentiert. Er scheint vor seiner eigenen Überzeugung davon zu rennen…

Dass Mitt Romney Barack Obama in dem ersten offiziellen Rededuell klar besiegt hat, ist nicht nur ein Schock für mich, sondern auch eine Gefahr für die westliche Welt. Zumindest meines Erachtens.

Ein Mann, der nie im Leben ernsthaft gearbeitet hat, weil sein Einkommen im dreistelligen Millionenbereich liegt, will der amerikanischen Arbeiterklasse erzählen, dass er es schafft dem maroden Wirtschaftssystem der USA auf die Beine zu helfen, indem er 750.000 neue Arbeitsplätze schafft – allein in Florida!!! Da fragt man sich, bezüglich der offenkundigen Staatsmisere, ob der Mann zaubern kann, denn über das WIE verliert er kein Wort.

Er macht Obama für all das verantwortlich, was in meinen Augen George W. Bush versemmelt hat. Er plant die „Millionares Tax“ – was heißen soll, dass jeder normale Arbeiter mit 2.000 Dollar im Jahr mehr besteuert wird – und plant das Health Care Projekt von Obama zu untergraben. Wer auch immer sich einen Rückschritt in die Zeiten der Sklaverei und Herrschaft der Elite wünscht oder weiterhin Frauen aus den Führungskadern heraushalten möchte, der möge sich einen Wahlsieg von Romney wünschen.

Was ich mir wünsche und was meines Erachtens nach der Welt dienlich wäre, sind weitere 4 Jahre mit einem engagierten Barack Obama, der Krieg nicht auf seiner Agenda führt und eine stabile Mittelschicht schaffen möchte. Ein Mann, der für die Rechte der Frauen einsteht und Gleichstellung der Heirat von Homosexuellen fordert. Getreu dem Motto: „Forward!“ hoffe ich mit aller Kraft, dass sich die Amerikaner richtig entscheiden werden.

Doch leider habe ich in vielen Gesprächen mit Amerikanern einsehen müssen, dass viele nicht weiter denken, als sie spucken können. Ganz besonders eindringlich war für mich ein Gespräch mit einem 64-jährigen Mann in Ybor City, Florida, der, von einem Schlaganfall gezeichnet, laut lamentierte, dass er das „ganze Einwanderergesocks“ nicht mehr sehen kann und hofft, dass Romney sie alle herausbefördert. Als ich ihm mitteilte, dass vor allem er unter Romneys Sieg zu leiden hätte, weil sich seine Kosten für seine Medikamente vervielfachen würden, wurde es um den Sohn tschechischer Einwanderer still.

Ich hoffe inständig, dass sich alle rechtsgerichteten Amerikaner noch einmal schütteln und der Wahrheit ins Gesicht sehen. Die Zukunft heißt Obama. Und der Fall in die Rezession heißt Romney.



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