Rezensionsfrust statt Rezensionslust

Erstellt am 29. Juli 2013 von Booksaweek
Dieses Thema wollte ich schon vor Monaten einmal anschneiden, doch damals hatte ich Angst vor der Reaktion der Leser, Verlage und Mitblogger. Dann wurde das Thema für mich aber immer brisanter, ich rezensierte gar nicht mehr, distanzierte mich immer mehr vom Bloggen, las wieder vermehrt was andere Blogger schrieben und auf einmal war es da. Das unbändige Gefühl meinen Frust über die Rezensionsunlust auf zu schreiben und meine Gründe dafür zu nennen wieso ich momentan nicht rezensiere und ob ich dies überhaupt noch machen werde!?

Fangen wir doch mal ganz vorne an und zwar beim Buch und beim Lesen!Ein Buch wird gelesen weil man Lust darauf hat und weil man entweder entspannen möchte, verzweifelt hinter einer guten Geschichte herjagt oder man seiner Fantasie freien Lauf lassen möchte. Ich habe das auch mal gemacht, aber wie in meinem letzten Post beschrieben habe ich dies eben seit fast einem Jahr nicht mehr gemacht. Denn ich habe angefangen mich durch die Bücher zu hetzen um noch irgendwie möglich diese Mengen an Literatur zu bewältigen die jeden Tag bei mir eintrudelten. Vieles habe ich selbst gekauft, vieles kam aber unaufgefordert und überforderte mich nach einiger Zeit so sehr das ich eine Notbremse ziehen musste. Lesen war für mich zu einer Pflicht geworden die mir keinen Spaß mehr machte, mich nicht mehr entspannen lies und die mich dazu brachte Seiten zu überspringen, Bücher nach 30 Seiten ab zu brechen nur weil mich nicht mehr der gewünschte Kick erreichte. Ich wurde schluderig beim Lesen und dann auch bald schluderig beim Schreiben. Das Schreiben verlief bei mir mal mit einer solchen Inbrunst, dass ich es manchmal kaum fassen konnte. Ich liebe das Rezensieren von Büchern, verfiel in einen regelrechten Wahn wenn ich schrieb und verlor mich in Buchstaben und Wörtern. Das Schreiben brachte mich von der realen Welt in eine tiefenentspannte Literaturwelt die mich alles um mich herum vergessen lies. Doch dann wurde ich unkreativ, schluderig und so wie ich mich durch meine Bücher hastete, so hastete ich auch durch meine Rezensionen. Ich hatte Standard Formulierungen für jedes Genre, schaffte es mit wenigen Handgriffen drei Rezensionen die im Grunde genau gleich waren so zu verändern das sie auf den ersten Blick nicht gleich wirkten. Ich versuchte Ausflüchte fürs nichtschreiben zu finden. Und musste mich immer mehr und mehr dazu zwingen etwas über ein Buch zu schreiben. Dann kamen die wundervollen "Muss ich noch rezensieren" Listen und alles war verloren. Die Listen wuchsen, der Frust auch und schon verlor ich mich im Bücherstrudel. Als einzige Konsequenz die ich ziehen konnte kam nur das "Nichtrezensieren" in Frage und das tue ich seit drei Monaten auch nicht mehr. Und ich muss sagen, dass es mich richtig befreit hat. Ich habe alle Listen zerstört, habe allen Verlagshäusern ade` gesagt und wenn trotzdem noch was unaufgefordert ankommt geht es sofort wieder zurück. Ich lasse meinen Sub wo er ist, berühre die Tasten meines PC's nur noch um euch u.a. diesen Post zu schreiben und lasse alles was mit einer Rezension zu tun hat ruhen. Ob mir nicht irgendwas fehlt? Wurde ich vor ein paar Tagen gefragt. Und ich muss zugeben das das Gefühl direkt nach dem Lesen etwas nieder zu schreiben zwar noch da ist, aber es ist nicht mehr dringend und ich kann es auch ganz gut abschalten. Stattdessen konzentriere ich mich jetzt mehr auf das Buch, genieße das Buch und lese es auch endlich mal wieder zu Ende oder komplett durch. Sollte mich das dringende Bedürfnis überkommen, mal wieder etwas über ein Buch zu schreiben so werde ich dies vielleicht auch wieder tun, nur wird das dann von mir aus kommen und nicht weil irgendwelche Menschen oder Verlage das von mir erwarten. Ich muss entscheiden was ich tue und wann ich es tue und das zu lernen hat mich sehr viel Kraft gekostet. 

In den letzten Tagen habe ich wieder Lust darauf zu schreiben und das ist auch gut so. Aber ich möchte anders über ein Buch schreiben, möchte versuchen die strengen Regeln einer Rezension zu durchbrechen und es auch gar nicht mehr so zu nennen. Ich möchte ein Buch nicht mehr bewerten oder kritisieren, ich möchte es nur noch vorstellen und das tun was ich für richtig halte. Ob ich damit anecke oder eine neue Richtung gehe die manchen nicht gefällt, ist mir im Moment ziemlich schnuppe und das wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Ich möchte ausbrechen aus dem alten Trott. Das heißt auch das ich meinen Blog nicht mehr streng auf Bücher auslegen möchte. Ich möchte meinen Lifestyle mit einbringen und vorstellen, möchte euch zeigen wer wirklich hinter diesem virtuellen "Tagebuch" steckt und mir endlich den Traum eines Projektes erfüllen welches ich "50 Projekte in 365 Tagen" nenne. Seit meiner Reha und vielen Gesprächen mit Gleichgesinnten keimt dieser Wunsch in mir und wird jeden Tag größer und ich glaube, dass ich dazu bereit bin, ihn mit euch zu teilen. Aus meiner Rezensionslust wurde nach und nach ein großer Rezensionsfrust und dadurch zu einem Schritt für mich endlich einen Neuanfang zu wagen. Ich hoffe ihr bleibt weiterhin alle mit dabei und helft mir dabei diesen Schritt auch wirklich zu wagen. Denn ich habe das große Gefühl, dass ich das auch wirklich schaffen kann wenn ich wirklich will und ich WILL!!!!Eure Jessi