Rezensionen: Sollten schlechte Indie-Bücher verrissen werden?

Von Mczarnetzki @m_cz

Ich habe in letzter Zeit öfter Anfragen von Buchbloggern bekommen, wie sie am Besten mit schlechten Büchern umgehen sollten. Bei den Bloggern, die ich kennengelernt habe, handelt es sich durchweg um nette Menschen, die ihren Gegenüber natürlich nicht verletzen wollen – die aber mit seinem Buch nicht glücklich werden. Ob es nun an schlechter Rechtschreibung und Grammatik oder einer unlogischen Geschichte liegt: Wie sage ich es dem Autor ohne ihn persönlich anzugreifen?

Hier folgt die eMail, die ich als Antwort auf die letzte Anfrage verschickt habe:

Rezensionen sind unter Indie-Autoren wirklich ein heißes Eisen. Eine schlechte Rezension kann die ganze Zukunft eines Buches kaputtmachen und den Traum des Autoren von Geld, Reichtum und Glück zerstören. Zudem hat der Verfasser Monate bis Jahre mit seinem Werk zugebracht – da reagiert man auf Kritik sehr empfindlich.

Die meisten übersehen dabei das wichtigste: den Leser.

Wenn ich ein richtig schlechtes Buch entdecke, dann versuche ich zuerst den Autor zu kontaktieren, und möglichst genau zu sagen, was am Buch alles nicht stimmt und was zu verbessern wäre. Die meisten sind ganz dankbar für solche Tipps und melden sich dann später wieder mit einer überarbeiteten Version. Dabei sollten aber ein paar Hinweise in die richtige Richtung ausreichen – du brauchst nicht das komplette Lektorat für ihn zu übernehmen. (Jedenfalls nicht ohne Bezahlung.) Die Hinweise zeigen auch, dass du dich wirklich mit seinem Buch auseinandergesetzt hast, da hört man schon eher auf das, was der andere sagt. Und für jeden Autoren ist es leichter Kritik anzunehmen, wenn er nicht gleich öffentlich an den Pranger gestellt wird, deshalb mache ich das per Mail.

Wenn es aber jemand ist, der auf stur schaltet und gleich persönlich ausfallend wird, sobald man ihn auf Fehler hinweist, dann sehe ich es als meine Pflicht, andere Leser vor dem Buch zu warnen. Denn dieses Buch wirft ja seinen schlechten Ruf nicht nur auf seinen Schöpfer, sondern pauschal auch auf alle anderen Indie-Autoren – und damit auch auf mich. Das kann ich überhaupt nicht tolerieren.

Ich denke mal, bei 9 von 10 Fällen stößt du auf jemanden, der gern Hilfe annimmt. Das Problem ist der zehnte. Ich habe im letzten Jahr ziemlich üble Sachen gelesen, von Beleidigungen, Drohungen mit Anwälten und allem drum und dran. Eine Buchbloggerin hat darauf ihre Seite geschlossen, weil sie keine Lust mehr hatte, Schuhabtreter zu sein.

Richtig wäre es, auch ein bis zwei Sterne Rezensionen zu verteilen, aber du musst selbst entscheiden, ob du dir den Stress antun willst, falls du einen Cyber-Elefanten triffst.

Ich selbst lasse meine Bücher jetzt alle lektorieren – weil ich es als Verpflichtung meinen Lesern gegenüber sehe, dass sie für ihr gutes Geld auch ein gutes Buch bekommen. Darauf bin ich aber erst gekommen, nachdem mich jemand mit der Nase auf die Fehler in einem meiner damals noch unlektorierten Bücher gestoßen hat…