[Rezension]Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick

[Rezension]Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick

Erscheinungstermin:

März 2012

Autorin:

Jennifer E. Smith

Verlag:

Carlsen

Preis:

16,90 € (Hardcover), 11,99 € (eBook), 19.95 € (Audio CD)

Seiten:

224

ISBN:

978-3-551-58273-7

Originaltitel:

The Statistical Probability of Love at First Sight (Hardcover, Paperback #1, Paperback #2,eBook)

Reiheninfo:

Einzelband

 

Bewertung

[Rezension]Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick

 

Inhalt

Hadley kann es kaum erwarten den schlimmsten Tag ihres jungen Lebens endlich hinter sich zu bringen. Es ist schon schlimm genug, dass ihr Vater die Familie für eine andere Frau verlassen hat. Ist es da wirklich noch nötig, dass Hadley nach England fliegen muss, um an der zweiten Hochzeit ihres Vaters teilzunehmen? Für ihren Gemütszustand ist es dann natürlich nicht gerade förderlich, dass sie zu allem Überfluss auch noch ihren Flug nach London um wenige Minuten verpasst. Hadleys Laune ist am Tiefpunkt angekommen.
Doch da wusste sie auch noch nicht, dass das Schicksal es sehr gut mit ihr gemeint hat. Denn sie hätte wohl niemals den charmanten und wundervollen Oliver kennen gelernt, wenn sie ihren ersten Flug nach Europa pünktlich erreicht hätte.

Meinung

‘Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick’ kam genau zum richtigen Zeitpunkt bei mir an. Unbedingt wollte ich eine bodenständige und realistische Liebesgeschichte lesen, also genau eine solche Art von Buch, von dem ich in letzter Zeit nicht genug kriegen kann. Im Grunde genommen konnte die Geschichte auch all meine Ansprüche und Vorstellungen erfüllen.

Denn neben der Liebesgeschichte hat Jennifer E. Smith noch viele andere sehr emotionale Handlungsstränge eingebaut, die manch anderer Autor vielleicht sogar für einen eigenständigen Roman genutzt hätte. Obwohl die Geschichte auf nur knapp 220 erzählt wird, gelingt es der Autorin ihre verschiedenen Ansätze auf den Punkt zu bringen. Die Themen Liebe, Scheidung, Familienzusammenhalt, o.ä. wurden sehr gefühlvoll umgesetzt, doch trotzdem hab ich mir für die gesamte Geschichte doch etwas anderes gewünscht.

Die erste Hälfte des Buchs hat mich förmlich umgehauen. Die Geschichte um Hadley und Oliver, die sich durch Zufall am New Yorker Flughafen kennenlernen und im Flugzeug nach London Sitznachbarn sind entwickelt sich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam, sondern ist genau im richtigen Maße unheimlich romantisch. Vor allem aber ist dabei nicht kitschig oder zu aufgesetzt.

Die Beziehung zwischen Hadley und Oliver erhält ihren besonderen Charme durch die unterhaltenden Dialoge, die mich von der Schlagfertigkeit und dem Wortwitz ein wenig an die Geschichten von John Green erinnert haben. Also ein klarer Pluspunkt, denn John Green ist schlichtweg ein Meister, wenn es einzigartige Dialoge im Jugendbuch geht. So war es für mich also ein wahres Erlebnis, Hadleys und Olivers Unterhaltung während des Flugs zu lauschen und ich wünschte, diese fabelhaften Gespräche hätten niemals ein Ende gefunden.

Mein absolutes Highlight im Buch war ganz klar die erste Hälfte des Buchs, die sich gern noch über viele weitere Kapitel hätte erstrecken können. Dafür verantwortlich war wohl vor allem die Figur von Oliver, die mich einfach nicht mehr losgelassen hat. Für mich war er von Anfang an DIE Verkörperung für DEN Traummann schlechthin. Er hat einen überaus trockenen Humor, an dem man als Leser ununterbrochen teilhaben kann. Doch Oliver ist durch seinen Witz keineswegs eine Art Klassenclown. Im Gegenteil, er zeigt immer wieder eine überaus gefühlvolle und ernste Seite und ist somit ein junger Mann, mit dem man stundenlang intensive Gespräche über Gott und die Welt führen kann. Und das ist doch genau das, was sich jede Frau von einem Mann wünscht; eine Schulter zum Anlehnen, ein Mann, der sich nicht davor sträubt, seine Gefühle zu zeigen und einen unschlagbaren Humor, der einen zum Lachen bringen kann.

Gerade, weil mich die erste Annäherung der beiden Hauptfiguren so unheimlich berührt und mitgerissen hat, war es für mich wie ein kleiner Schlag in die Magengrübe, als Hadley plötzlich allein auf die Hochzeit ihres Vaters ging. Die Geschichte setzte von einem Moment zum anderen völlig andere Akzente, legte den Schwerpunkt urplötzlich auf das Familiendrama. Natürlich hatte auch diese Geschichte ihren Reiz, denn auch sie war sehr gefühlvoll umgesetzt, doch war ich zuvor einfach viel zu sehr in das Kennen- und Liebenlernen von Hadley und Oliver versunken, sodass ich zu gern für immer in diesem Handlungsstrang verweilt wäre.

Ich möchte damit keineswegs sagen, dass mir die Handlung rundum Hadleys Vater und seine Hochzeit nicht gefallen hätte, im Gegenteil. Sie war unheimlich emotional und berührend und hatte auch noch einige Überraschungen parat. Doch hat mich die Liebesgeschichte schlicht von Anfang an in seinen Bann ziehen können, sodass meine Euphorie durch den abrupten Wechsel sehr gedämpft war und ich mich erst einmal wieder fangen musste.

Ab und zu habe ich den Sprachstil der Autorin (vielleicht mag es auch an der Übersetzung gelegen habe) als etwas holprig empfunden. Hin und wieder bin ich über Wörter gestolpert, die das eigentlich sehr berührende sprachliche Gesamtbild zerstört haben. Manche Sätze klangen im Vergleich zum Rest sehr abgehakt, als gehörten sie eigentlich nicht dorthin. Im Großen und Ganzen jedoch war der Schreibstil passend zur Handlung überaus gefühlvoll und ergreifend.

Fazit

‘Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick’ ist ein wunderbar gefühlvolles Buch für zwischendurch. Denn hat man erst einmal mit dem Lesen begonnen sorgen die tollen Figuren des Buchs dafür, dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Für mich hat die Autorin bisweilen falsche Schwerpunkte innerhalb der Geschichte gesetzt, sodass die romantische Atmosphäre hin und wieder viel zu schnell wieder verschwunden war.
Die erste Hälfte des Buchs gehört aber ohne Zweifel zu den schönsten Geschichten, die ich in letzter Zeit lesen durfte. Schade, dass die Autorin dieses Grundkonzept nicht durch das gesamte Buch gezogen hat. Ich wette, eine jugendliche Liebesgeschichte, die non-stop im Flugzeug spielt hätte mindestens genauso begeistern können, wenn nicht sogar noch mehr!

Alle Bücher von Jennifer E. Smithauf Englisch

 

Leseprobe

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