|Rezension| "Zwischen uns die halbe Welt" von Simone Elkeles

Von Paperdreams @xGoldmarie


Ich bin Amy Nelson-Barak.
Nach den alles verändernden Sommerferien in Israel, lebt die siebzehnjährige Amy Nelson-Barak bei ihrem Vater in Chicago und konvertiert zum Judentum. Doof nur, dass zwischen ihr und Avi die halbe Welt liegt, während dieser in die israelische Armee eintritt. Da lenkt die Tatsache, dass alle um sie herum, Probleme in Sachen Liebe haben doch extrem ab, denn um ihr eigenes Unglück zu vergessen, hilft sie bei ihren Freunden gerne mal nach. Das wäre unter Umständen auch ganz hilfreich, wenn sie dabei nicht ständig in alle Fettnäpfchen treten würde, die es gibt und wenn ihr nicht ständig der neu eingezogene Nachbarsjunge Nathan über den Weg laufen würde, der sie abgrundtief zu hassen scheint. Als Amy jedoch herausfindet, dass Nathan gar nicht so schlecht küsst und sowieso eigentlich ein ganz anderer Mensch ist, als sie immer angenommen hat, steht ihre Welt Kopf. Das Chaos wird perfekt, als plötzlich Avi vor der Tür steht...
Das Wort "Unterhaltung" schreibt Simone Elkeles groß, schließlich weiß sie genau, wie sie jüngere Leser in ihren Bann ziehen kann. Aus der Sicht der jungen Amy geschrieben, ist "Zwischen uns die halbe Welt" ebenso frech und frisch geschrieben, wie schon der erste Teil der Reihe. Mal ganz davon abgesehen, dass es manchmal etwas zu teeniemäßig wird, legt Elkeles hier wie immer einen witzigen Schreibstil an den Tag, der sich lockerleicht und flüssig lesen lässt. Zwar kann man ab einer bestimmten Anzahl das Wort "Dingdongs" irgendwann nicht mehr hören und verdreht genervt die Augen, insgesamt unterhält der Stil aber schon relativ gut, wenn man sich darauf einlässt. Literarische Höhen darf man hier nicht erwarten, aber das ist auch in Ordnung so.
Wolltet ihr schon einmal euren alleinstehenden Vater verkuppeln? Und habt ihr ihm dafür heimlich ein Profil in einem sozialen Netzwerk im Internet erstellt und seine Kreditkarte geklaut, um die Monatsgebühr von fünfzig Dollar dafür zu bezahlen? Nein? Dann solltet ihr Amy kennenlernen, denn neben dieser
ziemlich dämlichen Aktion, tritt sie pausenlos in irgendwelche Fettnäpfchen und macht sich das Leben selbst ganz schön schwer - auf eine charmante Art und Weise. Was sie uns im ersten Teil der Reihe noch nicht von sich gezeigt hat, präsentiert sie uns im zweiten Band auf dem Silbertablett - und das ist zwar den Großteil des Buches ganz amüsant, wirkte aber nach einiger Zeit dann doch ganz schön überspitzt und übertrieben. Wer den ersten Teil mochte, wird sicherlich dem zweiten - etwas schwächeren - Teil auch etwas abgewinnen können, muss sich aber auch dieses Mal auf massig Teenieprobleme gefasst machen.
Auch dem zweiten Teil merkt man sein Alter und die Zielgruppenbestimmung an, denn "Zwischen uns die halbe Welt" ist unreifer als die Fuentes-Reihe und nicht ganz so ernst wie die Paradise-Reihe. Ganz im Gegenteil: Amys ganzes Leben scheint ein einziges großes und komödiantisches Theaterstück zu sein, bei dem keine peinliche Aktion ausgelassen wird und Amy sich stetig selbst in dumme Situation begibt. Lässt man sich auf diese Stimmung ein, hat das Buch durchaus seine Reize, betrachtet man die Geschichte jedoch skeptisch, werden einem die vielen Fehler und Makel definitiv nicht entgehen. Der Anfang ist etwas holprig und hat mich erst ziemlich genervt zurückgelassen, aber ab der Hälfte begann das Buch für mich wieder in alter Elkelesmanier zu erstrahlen - wenn auch etwas kindischer, als gewohnt.

Protagonistin Amy ist und bleibt ein selbst ernanntes Desastergirl und scheint sich in dieser Rolle auch nicht unbedingt unwohl zu fühlen. Obwohl sie einige Zweifel im Bezug auf ihren Familienstand hat, die sich im Laufe des Buches aber klären, ist sie sehr selbstbewusst und zeigt das auch, was ich größtenteils ziemlich erfrischend fand. Sie ist nicht das typisch zurückgezogene Mädchen, dass sich alles gefallen lässt, sondern hat eine ziemlich große Klappe und sagt, was sie denkt. Außerdem lernen wir hier auch ihre beste Freundin Jessica besser kennen, die zwar etwas blass wirkt, aber dennoch sympathisch ist. Auch Nathan ist ein neuer Charakter, der mir erst so gar nichts sagte, später aber dreidimensionaler wird, obwohl ich befürchte, dass sich da eine Dreiecksgeschichte anbahnen wird, die sich in "Zwischen uns die halbe Welt" schon leicht andeutete.
Avi hingegen bleibt, wie schon im ersten Teil, ziemlich blass. Man kann kaum eine richtige Beziehung zu ihm aufbauen, weil man ihn nicht richtig zu durchschauen weiß und die Beziehung zwischen Amy und ihm zu Beginn des Buches sehr abgekühlt ist - was ich aber durchaus realistisch fand. Leider kommt die Spannung zwischen den beiden erst wieder gegen Ende etwas auf, aber hier fehlte mir einfach diese Nähe zu der Beziehung, die im ersten Teil zumindest ansatzweise vorhanden war. Hier hoffe ich einfach auf den dritten und letzten Band der Reihe, obwohl die Inhaltsangabe auch nicht unbedingt so klingt, als würden die Probleme zwischen den beiden weniger werden.
Ein weiterer Aspekt des Buches ist die Religion und der Glaube, der eine beachtliche Rolle einnimmt, wenn auch auf eine - glücklicherweise - sehr unaufdringliche Art und Weise. Ich finde es interessant, dass so etwas in einem Jugendbuch besprochen und bearbeitet wird und habe mich gerne damit auseinandergesetzt, auch wenn ich so gar nichts mit dem Judentum zu tun habe. Abgesehen davon finden aber auch andere Themen einen Platz, die zwar lediglich angerissen und kaum weiter ausgeführt werden, aber dennoch interessant sind. Ich hoffe da bei einigen auf eine Weiterführung im letzten Teil. Insgesamt war das Buch unterhaltsam, hat mich oft zum Lachen und Schmunzeln gebracht, aber das war's leider auch schon. Es ist halt sehr Teenie-orientiert und ist eher für eine jüngere Zielgruppe gedacht.
Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass zwischen mir und diesem Buch die halbe Welt liegt, hat mir die Geschichte um die abgedrehte Amy eine Menge Spaß bereiten können. Wer eine lustige und charmante Lektüre für Zwischendurch sucht und den ersten Teil gelesen hat, könnte durchaus seine Freude mit "Zwischen uns die halbe Welt" haben, sollte sich aber auf eine Menge Teenagerprobleme gefasst machen. Zwar hat das Buch seine Makel, bietet aber dennoch Abwechslung und viele witzige Situationen, die einfach Spaß machen. Die Figuren bleiben etwas blass, während Amy zusammen mit ihrem Köter "Köter" die Bude rockt, was teils etwas schade ist, weil ich gern eine größere Nähe zu Avi aufgebaut hätte - aber wer weiß, vielleicht erfahren wir ja bald, ob "das auch für immer sein kann", wenn es wieder nach Israel geht, was ich trotz des schwächeren zweiten Teils auf keinen Fall verpassen werde.

Simone Elkeles wurde am 24. April 1970 in Chicago, Illinois geboren. Sie absolvierte die High School in Deerfield, Illinois, einem Vorort von Chicago. Bald nach dem Studium begann Elkeles mit dem Schreiben für Jugendliche. Derzeit arbeitet sie parallel an drei Reihen. Ihren Debütroman »How to Ruin a Summer Vacation« – dem ersten Band der »How to Ruin Trilogy« – veröffentlichte sie 2006. Ihren internationalen Durchbruch erlangte sie jedoch 2008 mit dem ersten Band Ihrer »Perfect Chemistry Trilogy« der Anfang 2011 auch auf deutsch unter dem Titel »Du oder das ganze Leben« veröffentlicht wurde. [Quelle: Lovelybooks]
...mehr? *klick*