[Rezension] Zwei an einem Tag (David Nicholls)

David Nicholls: Zwei an einem Tag [Rezension] Zwei an einem Tag (David Nicholls)
Wie unerschütterlich kann eine Freundschaft sein? Wie vieler Kilometer und Jahre, Enttäuschungen und ver(w)irrter Gefühle kann eine Festung standhalten, die ohne jeden Zwang entstanden und dennoch stets gewachsen ist? Fragen und Offenbarungen, denen sich David Nicholls in seinem Roman widmet. Übrigens ein Buch, zu dem ich bisher durchaus begeisterte Stimmen wahrgenommen habe. Welches Resümee bleibt am Ende für mich?

~ Rezension ~Der Wert von FreundschaftAls hätten die gemeinsamen Studienjahre nicht ausgereicht, um sich kennenzulernen, verbringen Emma und Dexter ausgerechnet die eine letzte Nacht nach der Abschlussfeier damit, Freunde zu werden. Beide haben Pläne für ihre Zukunft, die sie in vollends gegensätzliche Richtungen schicken. Doch wohin auch immer das Schicksal die beiden verschlagen mag, sie verlieren sich nie mehr gänzlich aus den Augen. Im Gegenteil. Es scheint, als wachse ihre besondere Freundschaft über die Distanz hinweg. Bis sie nach Jahren einen Punkt erreichen, am dem ihre Erwartungen vom Leben kollidieren und für ein Trümmerfeld sorgen. Die einstige Leichtigkeit hat sich zu einer Last entwickelt. Doch was wird nun aus dem Versprechen, das Dexter Emma damals gegeben hat?In seinem Roman Zwei an einem Tag erzählt David Nicholls davon, dass Freundschaft zu der einen unverzichtbaren Konstante im Leben werden kann, die dich vor dem Ertrinken in Selbstüberschätzung und Selbstzweifel retten kann.Emma und Dexter sind zwei ungleiche Charaktere mit Ecken, Kanten und Unsicherheiten. Sie werden jedoch durch den jeweils anderen zu Persönlichkeiten, die das Leben leben. Emma ist überkritisch und beharrlich, während Dexter als Weltenbummler und Lebemann Fuß zu fassen versucht. Hierbei geraten die beiden immer wieder an Weggabelungen und Klippen. Unterdessen wird vor allem das gemeinsame Miteinander und Vertrauen zueinander zur Rettungsleine.

David Nicholls hat einen Handlungsrahmen entwickelt, der über zwanzig Jahre reicht. Das heißt, der Leser wird an der Seite der beiden Protagonisten erwachsen und teilt auf diese Weise echte Glücksmomente und bittere Rückschläge mit Emma und Dexter. Ein Werdegang, der mir sehr zugesagt hat. Gerade weil er, in den vom Autor vorgegebenen Kontext gelegt, authentisch wirkt.

Weniger sympathisieren konnte ich jedoch mit der Persönlichkeit Dexters. Wenngleich er mal unterhaltsam, mal tiefgründiger gewisse Klischees verkörpert, so konnte ich mich "über all die Jahre hinweg" nicht wirklich mit seiner Entwicklung identifizieren.

Als gelungen ist hingegen die große Amplitude an Feinsinnigkeit für die Drehungen und Wendungen des Lebens, die David Nicholls in seine Geschichte einfügt, zu bezeichnen. Das jugendlich Unbeschwerte kommt hierbei ebenso zur Geltung wie das akribisch Durchdachte und sehnlichst Gewünschte. Dabei bedient sich der Autor einer Bandbreite an lebensnahen Schattierungen.

Die Betonung der Freundschaft als tragfähiges Fundament unseres Lebens sowie die Herausstellung von menschlichen Stärken und Schwächen und deren Arrangement zueinander ist eine feine Note. Jene wird über die letzte Seite des Romans, der durch einen alles andere als trivialen Twist zum Ende hin zu überraschen weiß, hinausgetragen.

Insgesamt ein Buch, das Freundschaft, Liebe und Loyalität zu mehr macht als Worten und Werten. Trotz gelegentlich empfundener Längen eine Lektüre, deren Inhalt über die reine Unterhaltsamkeit hinaus über die Wichtigkeit von beständiger Freundschaft in unterschiedlichster Form nachdenken lässt.

FZIT: Lebendig. Reflektierend. Tragfähig.

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