Zum Töten bereitWarum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehenEine Rezension von: Daniela MalschAutorin: Lamya KaddorVerlag: PIPERPreis: 14,99 Euro (Taschenbuch)ISBN 978-3492057035
Kurzbeschreibung (Klappentext):
»Wir sehen uns im Paradies«, schrieben die fünfzehnjährige Sabina und ihre Freundin Samra an ihre Eltern, bevor sie spurlos nach Syrien verschwanden. Ahmed C. ist in Ennepetal geboren und liebte Fußball – bevor er sich als Selbstmordattentäter in Bagdad in die Luft sprengte. Über fünfhundertfünfzig deutsche Dschihadisten, der jüngste von ihnen dreizehn Jahre alt, sind bislang in Richtung Kriegsgebiet ausgereist. Vor allem in den Reihen der brutalen Terrormiliz IS wollen sie als »Gotteskrieger« dienen, während ihre Freunde zu Hause in Deutschland einen Schulabschluss machen. Die islamische Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor kennt persönlich mehrere junge Menschen — darunter einige ihrer Ex-Schüler —, die auf der Suche nach Anerkennung und Akzeptanz der Dschihad-Romantik verfallen sind. Sie berichtet von einer orientierungslosen Generation und erklärt, was wir tun können und müssen, um die Radikalisierung unserer Kinder zu stoppen. »Sie sollen meine kritische Stimme im Kopf behalten, die sagt: Lass den Schwachsinn!« Lamya Kaddor
Meinung:
Die Autorin Lamya Kaddor wurde als Pionierin der islamischen Religionspädagogik zu den zehn einflussreichsten muslimischen Frauen Europas gewählt. Als Religionslehrerin lebt und arbeitet die in Duisburg und hat den Liberalen Islamischen Bund Deutschland (LIB) gegründet. Islamverbände sind nicht gut auf sie zu sprechen und selbst innerhalb ihrer eigenen Religion muss sie Anfeindungen und Ausgrenzungen ertragen.
Leider fasst die Autorin Lamya Kaddor zu Beginn des Buches nicht zusammen, was der Islam eigentlich bedeutet, das wäre zum besseren Verständnis für den Nichtwissenden sehr gut gewesen.
Über 500 Jugendliche aus Deutschland sind nach Syrien gegangen, um sich ISIS anzuschließen. Fünf dieser 500 waren Schüler von Lamya Kaddor, was sie dazu bewegten der Frage nachzugehen, warum sich deutsche Jugendliche zu Krieg und Terrorismus verführen und nach Syrien locken lassen.
Die Autorin Lamya Kaddor sieht die Begründung zum Einen in der sozialen Lage der (zumeißt männlichen) Jugendlichen: Perspektivlosigkeit, hervorgerufe aus einer Mischung von Ausgreunzung, Bildungsmangel und Armut. Kommt ein Heranwachsender in dieser Situation mit einem Salafisten in Kontakt, so versteht er es den unsicheren Jugendlichen auf seine Seite zu locken. Er spricht von einer behüteten Gemeinschaft in einem „warmen Nest“, verspricht ihm das, wonach er sich sehnt, schottet ihn mehr und mehr von seiner Familie und seinen bisherigen Freunden ab und gewinnt so nach und nach immer mehr Gewalt über ihn und sein Tun. Häufig gelingt es weder den Freunden noch der eigenen Familie den Jugendlichen zur Vernunft zu bewegen.
Das Problem ist (leider) bei Weitem nicht alleine das Problem der Muslime, so sieht es auch die Autorin Lamya Kaddor. Mehr und mehr Jugendliche, die zum Islam konvertiert sind ziehen in den Dschihad - was bedeutet, dass es JEDEN Jugendlichen treffen kann. Jeder Jugendliche - ganz gleich welcher Religion er angehört und ob er überhaupt gläubig ist oder nicht - kann in die Fänge der Salafisten geraten, konvertieren und in den Dschihad gelockt werden!
Die Autorin Lamya Kaddor beschäftigt sich iin „Zum Töte Bereit“ mit der Frage, was man gegen diesen Umstand unternehmen kann. Wir alle - nicht nur die Muslima. Allerdings bleibt sie uns abschließende Antworten schuldig - stattdessen formuliert sie Antwortmöglichkeiten, die dem geneigten Leser durchaus schlüssig vorkommen und auf die ein rational denkender Mensch auch durchaus selbst kommen kann:
Ausgrenzung verhinder, Frustration abbauen, finanzielle Sicherheiten schaffen und dafür sorgen, dass Jugendliche sich mit sich selbst identifizieren können. Liebe ist ein weiteres Mittel um derartige Ausschweifungen von Jugendlichen, die sich verlassen fühlen, zu unterbinden.
Die Autorin schlägt auch den Ausbau von islamischem Religionsunterricht an deutschen Schulen vor, wovon ich persönlich rein gar nichts halte - aber sie ist der festen Überzeugung, dass nur so Klarheit „zwischen den Fronten“ von Muslimen und Nichtmuslimen geschaffen werden kann. Abgesehen davon verweist sie darauf, dass der deutsche Staat lediglich mit den vier Muslimverbänden verhandelt, welche mit ihren höchst konservativen Auslegungen nicht die Mehrheit der deutschen Muslime vertreten. Die Autorin wünscht sich, dass islamischer Religionsunterricht in Koranschulen, der von Auswendiglernen geprägt ist, dahingehend zu ändern, dass die Schülerinnen und Schüler zu verstehen lernen, was der Koran vermitteln will.
Die Autorin Lamya Kaddor sieht jedoch die Hauptaufgabenlast bei Weitem nicht bei dem deutschen Staat oder den Nichtmuslimen, sondern bei den deutschen Muslimen. Sie ruft die in Deutschland lebenden Muslimen dazu auf sich anzupassen, zu integrieren und ihr eigenes (oftmals verschobenes) Bild ihrer Religion zu überdenken und kritisch zu hinterfragen. Wenn dies flächendeckend geschafft wurde hat kein Salafist der Welt mehr die Chance einen Jugendlichen in seine Fänge zu locken.
Fazit:
Ein interessantes und aufschlussreiches Buch, was allerdings gut verstanden werden muss. Wer es liest, versteht und den Inhalt sowohl anwendet, als auch verbreitet kann sicherlich dazu beitragen, dass keine Jugendlichen mehr zu Dschihadisten gemacht werden.
Über die Autorin:
Lamya Kaddor ist Pionierin der Islamischen Religionspädagogik in Deutschland und wurde zu einer der zehn einflussreichsten muslimischen Frauen Europas gewählt. Sie ist Gründungs-Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes und lebt in Duisburg. Die Religionslehrerin, Islamwissenschaftlerin und Autorin wurde 1978 als Tochter syrischer Einwanderer in Ahlen/ Westfalen geboren.
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