Wie Monde so silber (Luna Chroniken)
Autorin: Marissa Meyer
Übersetzung: Astrid Becker
Seiten: 416 (Hardcover)
Verlag: Carlsen
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3551582867
Die Autorin…
Marissa Meyer liebt Fantasy, Grimms Märchen und Jane Austen. Sie hat Kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinderliteratur studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington. Die vier Bände der “Luna-Chroniken” sind ihr Debüt als Schriftstellerin.
Der Plot…
Menschen und Androiden leben gemeinsam auf engstem Raum in Neu Peking. Eine tödliche Seuche hält die Bevölkerung seit vielen Jahren in Atem. Auch Kaiser Rikan ist unter den Infizierten und kämpft um sein Leben. Sein Sohn, Prinz Kaiko weigert sich während dessen den Bündnisforderungen der grausamen Königin Levana nachzugeben.
Cinder, ein 16-jähriger Cyborg und begabte Mechanikerin, kämpft täglich gegen die Tyrannei ihrer Stiefmutter. Als sie dann noch für die Krankheit ihrer Stiefschwester verantwortlich gemacht wird, scheint die Katastrophe unausweichlich. Doch in der Not begegnet sie ausgerechnet immer wieder dem schönen Prinz Kai. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl, dem Traum von der Flucht und ihren aufkeimenden Gefühlen, macht sie eine unglaublich gefährliche Entdeckung.
Meiner Ansicht nach…
Wenn sich ein Autor an einem Märchen wie Cinderella als Vorlage bedient, kann es auf den einen oder anderen einfallslos wirken. Auch ich genieße solche Neuerzählungen mit Vorsicht. Nichtsdestotrotz war ich sofort Feuer und Flamme, “Wie Monde so silbern” zu lesen. Marissa Meyer hat für ihr Debüt aus einem traditionellen, sehr alten Märchen ein futuristisches Spektakel gemacht. Doch wie lautet mein Fazit? Mutig und gelungen, oder doch eher übermütig?
In “Wie Monde so silbern” begegnen wir entgegen der traditionellen Vorlage, Cinder einem verwaisten 16-jährigen Cyborg die vor einigen Jahren von dem kautzigen Wissenschaftler Garan adoptiert wurde. Er brachte sie von Europa nach Neu Peking, wo sie bei seiner Frau Adri und den beiden Töchtern Pearl und Peony, aufwachsen sollte. Doch nicht lange nach ihrer Ankunft stirbt Garan an der gefürchteten Blau-Pest und läßt seine Frau, die Kinder und Cinder allein zurück. Für Adri war Linh Cinder von Anfang an eine unerwünschte Last und so degradiert sie das halb menschliche Mädchen zum neuen Brötchengeber.
Cinder ist ein Cyborg Mädchen ohne Erinnerung an ihre frühe Kindheit jedoch voller Überlebenswillen, dass sich nicht einfach von ihrer verhassten Stiefmutter versklaven lassen will. Sie verfügt über ein feines Gespür für Technik und hat sich so zur begabtesten Mechanikerin Neu Pekings gemausert. Auch Prinz Kai – Thronfolger des kaiserlichen Staatenbundes – hat Wind vom Talent des Mechanikers Linh Cinder bekommen und steht an einem ganz normalen Markttag plötzlich inkognito vor ihrem Stand. In geheimer Mission bittet Prinz Kai sie darum, seinen treuen Androiden zu reparieren. Aber Cinder spürt, dass mehr dahinter steckt und nimmt neugierig den Auftrag an. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse auf tragische Weise. Stiefmutter Adri rastet komplett aus und überlässt Cinder dem kaiserlichen Forschungsteam. Hinter den kaiserlichen Mauern wird der Kaiser, selbst an der Pest erkrankt, immer schwächer. Königin Levana, Herrin von Luna und bekannt für ihre Skrupellosigkeit, nutzt die Gelegenheit aus. Sie übt Druck auf Prinz Kai aus und bringt Unruhe und Angst vor einem Krieg in den asiatischen Staatenbund.
Autorin Marissa Meyer haucht in ihrem Debüt einem Cyborg Mädchen mehr Leben ein, als in so manchen Menschen steckt. Cinder besteht nicht nur zu 36 Prozent aus Metal und Kabel. Sie ist eine kleine Kämpfernatur, die sich voller Inbrust für Menschen und Androiden einsetzt, die ihr wichtig sind. Sie trägt sehr viel Gefühl und Verstand in sich. Und so wundert es nicht, dass das Aufeinandertreffen mit Khronprinz Kai selbst die bisher gegen seinen Charm immune Cinder nicht unbewegt zurück lässt. Ihr Silikonherz beginnt immer höher zu schlagen. Auch Nebencharaktere wie Halbschwester Peony und Android Iko hauchen mit ihren Bemerkungen eun, der Geschichte eine gewisse Frische und schenken Cyborg-Prota Cinder auch unbeschwerte Momente.
Das Setting Neu Peking wurde von Marissa Meyer sehr ausdrucksstark und individuell konzepiert. Der Marktplatz und Cinders heruntergekommenes Viertel, bilden einen starken Kontrast zum glanzvollen Palast und den futuristischen Elementen. Fantastische Einflüsse treffen hier auf asiatisch angehauchte Traditionen. Die Vorstellungskraft des Lesers wird von der Autorin beflügelt.
Der Erzählstil Meyers ist dicht, flüssig und daher für die Zielgruppe sehr einfach zu verstehen. Ich war absolut fasziniert von der futuristischen Welt Cinders und dem kaiserlichen Hof.
Neben all dem Lob gibt es aber leider auch ein Kontra. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt habe ich die Geschichte durchschauen können, was mir den Moment der Wahrheit zu keiner Überraschung mehr machte. Hätte die Autorin sich an einem gewissen Punkt einfach zurückhalten können, wäre dieses Buch ganz bestimmt zu einem großen Lesehighlight geworden. Nichtsdestotrotz konnte mich “Wie Monde so silbern” sehr begeistern und fesseln.
Spieglein Spieglein…
Das deutsche Cover wurde komplett neu gestaltet und weist keine Ähnlichkeit zum Originaltitel “Cinder” auf.
Die Fortsetzung der vierteiligen Luna-Chroniken trägt den Titel “Wie Blut so rot”, wird bereits im Januar 2014 beim Carlsen Verlag erscheinen und ist nicht minder ein absoluter Blickfang für alle Buchliebhaber. Im übrigen gibt es auch zwei Kurzgeschichten, zum einen “Das mechanische Mädchen” (Luna Chroniken 0.5) und “Die Armee der Königin” (Luna Chroniken 1.5; VÖ am 24. Januar 2014).
Tacheles…
“Wie Monde so silbern” hat weitaus mehr zu bieten als nur ein simpler Abklatsch eines Märchens zu sein. Marissa Meyers Mut das traditionelle Märchen um Cinderella origineller zu gestalten, hat sich bewährt. Cyborg Cinder und Prinz Kai verleihen der futuristischen und düsteren Welt einen zauberhaften Flair. Die Autorin hat die Geschichte inklusive seiner bösen und weniger bösen Charaktere facettenreich ausgearbeitet. Diese Geschichte bot mir viel Raum für Fantasie und das Ende zwingt mich regelrecht der Fortsetzung entgegen zu fiebern.
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