11/24/12
Autorin: U. Poznanski
Band 1 von 3
Seiten: 464 (Hardcover)
Verlag: Loewe
18,95 EUR (D.land)
ISBN: 978-3522201513
Empfohlenes Alter: ab 14 J.
Die Autorin…
Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Aufgrund des Erfolges ihres ersten Jugendbuchs „Erebos”, das in mehr als 26 Sprachen übersetzt und u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (Jugendjury) gewann, wagte sie den Sprung ins hauptberufliche Autorenleben. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.
Der Plot und meine Ansicht…
Die Sphäre(n): eine Welt auf unserer zukünftigen Erde. Nach den Wasserkriegen, entstanden große Kuppeln aus Stahl und Glas – genannt Sphären – in Teilen Deutschlands. Die Welt draußen versank im ewigen Eis. In einer der Sphären lebt die 18-jährige Eleria (alias Ria). Sie gehört zu den Priviligierten, der obersten Elite die eine ebensolche Ausbildung genießen und von der eisigen, armen Außenwelt durch die Sentinel geschützt sind. Dieses Leben beinhaltet auch, hinter meterdicken Wänden bewacht zu werden.
Doch es gibt noch die Außerwelt, in der die >Prims< ums Überleben kämpfen, weil ihnen durch ihre Fehlbarkeit der Zugang zu den Sphären verwehrt ist. Es tobt neben der Kälte ein eisiger Krieg zwischen den Sphärenbewohnern und den Prims.
Ein Forschungsteam wurde angegriffen und brutal ermordet. Darunter auch eine gute Freundin Rias, die Protagonistin dieses Trilogieauftaktes. Mit diesem Übergriff schlägt Betroffenheit und Trauer zu, und Ria wird zum ersten Mal die Gefahr bewusst, in der sich die Sphärenbewohner befinden. Es ist für sie klar, dass nur die Prims hinter dem tödlichen Angriff stecken können.
Kurz nach der Gedenkfeier für die Opfer, belauscht Ria durch Zufall ein Gespräch zwischen den Sentineln. So sollen ausgerechnet sie und weitere, vorbildliche Studenten der Borwin-Akademie Drahtzieher eines Verrats sein. Unverständlich und ein furchtbarer Irrtum, denkt sich Ria. Doch schon bald erwahrheitet sich, durch eine vermeintliche Einladung der Regierungsspitze, als der wahrgewordene Albtraum. Beim Sitz des Präsidenten kommen Ria und der Rest der Gruppe nie an. Es folgt eine Jagd durch die eisige Außenwelt mit vielen Gefahren. Und wie sich kurz darauf zeigt, sind hungrige Wölfe das kleinste Problem >Der Verratenen<. Denn neben den Prims, bewegt sich unter den sechs Verstoßenen bewegt ein Verräter, ein Maulwurf…
Die Jugendbuchwelt erlebt nach wie vor eine wahre Flut an Dystopien. Ursula Poznanski hat sich bereits mit “Erebos” und “Saeculum” nicht nur bei den jüngeren Lesern einen Namen gemacht. Das sie sich vor neuen Gewässern nicht scheut, beweist die gebürtige Wienerin mit ”Die Verratenen” bemerkenswert gut. Nach “Erebos” ist der Trilogieauftakt um die 18-jährige Ria mein zweites Poznanski’sches Erlebnis. Die Autorin hält sich nicht mit großen Einführungen auf, sondern steigt mitten im Geschehen ein. Mit der Entstehung der Sphären und dem geklügelten System, sowie der gegensätzlichen Welt der Prims hat sich die Autorin viel Mühe gegeben.
Da mir durch dystopische Trilogien wie Cassia & Ky, Panem und Divergent das allbewährte Kontrollsystem nicht unbekannt ist, befand ich mich in fast vertrauter Umgebung. Dennoch macht die Autorin durch den Fokus auf ihre Figuren noch einen Unterschied. Denn diese sind, trotz ihrer Einstufung, garnicht so einfach zu durchschauen. Das muss sich selbst Ria eingestehen.
Als Meisterin des Thrills versteht sich Ursula Poznanski in spannenden Verfolgungsjagden, kleinen Grausamkeiten und Verschwörrungstherorien auch in >Die Verratenen< ganz ausgezeichnet. Es bereitete mir unglaublich viel Freude die Gruppe zu begleiten, den Verräter in der Mitte zu erknobeln (ich war am Ende doch auf dem Holzweg) und mich mit der Welt und dem mühsam aufgebauten Zuhause eines Prim-Stammes vertraut zu machen.
Große Leerläufe blieben für mich zum Glück durch den dichten Erzähstil Poznanskis aus.
Spieglein Spieglein…
Der Schutzumschlag ist in den Tönen Schwarz und Weiss gehalten. Der Buchtitel hingegen in einem satten Blauton. So zieren den Schutzumschlag ein großes Blatt in der Frontansicht, Buchrücken und Rückenansicht sind in einem Wabenmuster gesetzt. Zugegeben, an die Aufmachung musste ich mich zunächst gewöhnen. Nachdem ich das Buch jedoch gelesen habe, hat sich meine Meinung geändert. Das Blatt zum Beispiel simbolisiert für mich die Außenwelt der >Prims<, das Wabenmuster hingegen das Genkonstrukt der >Elite<. Wirklich mal anders. Ich bin gespannt, ob und wie sich bei den Folgebänden etwas an den Mustern ändern wird.
Tacheles…
Das Ursula Poznanski den Thrill raushat, ist kein Geheimnis. Mit ihrem Trilogieauftakt “Die Verratenen” stellt sie das aufs Neueste unter Beweis. Gespickt mit den Themen Endzeit und Dystopie hat sie ein neues Feld betreten, und ich frage mich weshalb sie eigentlich so lange damit gewartet hat. Szenenwechsel vom wohlbehüteten, überwachten Leben unter der Glaskuppel auf eine höllische Jagd durch die eisig kalte, gefährliche Wildnis wurden ohne in die Länge gezogenen Handlungen fantastisch umschrieben. Protagonistin Eleria sowie die restliche Gruppe der Verratenen konnten mich mit ihren Stärken und Schwächen rundum zufrieden stellen. Dieser Auftakt ist heißkalt und läßt mich voller Freude die Fortsetzung erwarten.