Rezension zu "Arkadien erwacht" von Kai Meyer


Titel: Arkadien erwacht
Autor: Kai Meyer
Preis: 8,99€ [Taschenbuch]
Seitenanzahl: 415
Meine Wertung: 4 Federviecher
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3551311474
Will ich kaufen!
Schon bei ihrer Ankunft auf Sizilien fühlt sich Rosa, als wäre sie in einen alten Film geraten - der Chauffeur, der ihre zufällige Reisebekanntschaft Alessandro am Flughafen erwartet; der heruntergekommene Palazzo ihrer Tante; und dann die Gerüchte um zwei Mafiaclans, die seit Generationen erbittert gegeneinander kämpfen: die Alcantaras und die Carnevares, Rosas und Alessandros Familien. Trotzdem trifft sich Rosa weiterhin mit Alessandro. Seine kühle Anmut, seine animalische Eleganz faszinieren und verunsichern sie gleichermaßen. Doch in Alessandro ruht ein unheimliches Erbe, das nicht menschlich ist ...

Der Einstieg in das Geschehen hat mir sehr gut gefallen - Auch wenn die Geheimniskrämerei, warum Rosa nun nach Sizilien reist, manchmal ein wenig genervt hat. Oder eher die Andeutungen auf irgendwelche Geschehnisse. Ich persönlich finde den Namen "Rosa" etwas gewöhnungsbedürftig. Ich würde niemals so heißen wollen :D Aber ihr Name, der so nach kleinem, unschuldigem Mädchen klingt bildet einen tolle Kontrast zu Rosa's tatsächlichen Charakterzügen: Sie ist zickig, unverschämt und ziemlich abgebrüht. Sie stehlt einfach so Dinge, die sie in die Finger bekommt, nur um sie dann irgendwo liegen zu lassen, weil sie ihr nichts bedeuten. Sie klaut einfach nur um eben was zu klauen. Generell bedeuten ihr materielle Dinge nichts, das merkt man gleich. Sie handelt ziemlich impulsiv und nach ihrem Instinkt, aber mal ehrlich: Was anderes bleibt ihr gar nichts übrig. Jeder in dem Buch lügt oder verschweigt etwas, handelt immer oder meistens zu seinen eigenen Vorteilen und wenn man sich nur einmal umdreht muss man schon Angst haben, dass gleich fünf Leute, die eigentlich mal deine besten Kumpels waren, mit einem Messer hinter dir stehen und drauf und dran sind es dir in den Rücken zu rammen. Sehr vertrauenerweckend. Sie unterschätzt zwar oft die Abgebrühtheit mancher Arschlöcher in dem Buch, aber dennoch bleibt sie die ganze Zeit über immer misstrauisch und gibt wenig von sich Preis. Nur Alessandro scheint schnell ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Geschichte zwischen den beiden entwickelt sich langsam und fast unbemerkt, es ist fast ein bisschen so, als wäre sie plötzlich da. Für den Leser jetzt natürlich nicht, dem ist das ja von Anfang an klar. Das hat mir gut gefallen, auch dass sie jetzt nicht im direktem Fokus stand und man nicht mit tonnenweise Kitsch überhäuft wurde. Ich mag ja eigentlich Kitsch, aber es ist erfrischend auch mal was Anderes zu lesen. Dennoch kommen Gefühle rüber und auch an, obwohl es auch noch aus der dritten Person geschrieben ist. Ich mag sowas ja eigentlich nicht so leiden, aber die unermessliche Spannung, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, macht das doppelt und dreifach wieder wett. Auch der Schreibstil gefiel mir, gut verständlich, mit einem gewissen Grad an Emotionalität, der auch zu ließ, dass man sich gut in Rosa hinein versetzen konnte. Der Plot ist mir jetzt ein wenig zu wirr - Dieser ganze Mafioso-Scheiß! Die laufen da alle durch die Welt, hinterlassen überall wo sie hingehen eine blutrote Spur von Leichnamen und stammeln als Entschuldigung irgendwas von Familien Ehre. Ha Ha Ha - Sehr witzig. Ich finde: NICHTS rechtfertigt einen Mord. Unter keinen Umständen hat niemand das Recht das Leben eines anderen auszulöschen und darüber zu entscheiden. Bis jetzt scheinen mir die Auslöser für das Blutbad die üblichen Verdächtigen zu sein: Machthunger und Rachlust. Es stirbt eine gigantische Menge Menschen. Ich hab irgendwann aufgehört mitzuzählen und man verliert schneller als man denkt den Überblick darüber. Und ehe man sich versieht ist das Buch zu Ende und plötzlich ist irgendwie so gut wie jeder Protagonist, den man seit Beginn des Buches kennen gelernt hat, tot. Und Tschüss - Dich brauchen wir nicht mehr! Nehmen wir einfach mal eine hübsche Waffe mit Schalldämpfer vom russischen Geheimdienst und die Sache ist gegessen. Herrgott! So schnell wie da die Kugeln hin und her sausen kann man gar nicht gucken. Und man kann sich sicher sein: Wo auch immer Rosa und Alessandro hingehen und auftauchen werden sie angegriffen. Sei es von Polizisten, Raubkatzen oder Schlangen.
Denn es gibt ja noch die Gestaltwandler-Sache! Habe ich jetzt zu viel verraten? Ich hoffe doch nicht. Denn eigentlich ist das schon sehr früh klar. Das hat Kai Meyer sehr, sehr authentisch dargestellt. Obwohl ich es nicht mag, ist es nahe liegend, dass die Mitglieder der Clans sobald sie sich in ein Tier verwandeln die Kontrolle verlieren oder eher ihr Verstand abschaltet. Sie sind dann wirklich ein Tier, dass nur nach seinem Instinkt handelt, dem ureigendsten: Dem Lebenserhaltungstrieb. Das ist dann alles was nur noch zählt und die Fellfetzen fliegen.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf den zweiten Teil, denn einige Geheimnisse bleiben immer noch offen. Vor allem stellt sich die Frage: Was passiert als nächstes? Denn nach dem Ausgang dieses Buch stecken Alessandro und Rosa in noch größerer Gefahr als je zuvor, auch wenn diese wohl eher in der Defensive und im Verborgenen lauert. Allerdings ist sie so auch am Schwersten zu erkennen.

Gefällt mir ganz gut, allerdings ist das doch kein Photo, oder? Das sieht gemalt aus.

Hochgradig spannend! Ich konnte es kaum aus der Hand legen und saß andauernd mit entsetztem Gesicht vor dem Buch. Da geht's auf jeden Fall hoch her!

Es ist ein wirklich, wirklich gutes Buch. Eine faszinierende und kreative Story, ich kann es wirklich nur empfehlen. Warum es dann nur vier sind? Ach Gott, fragt mich was leichteres ;) Ich vergebe die nach Bauchgefühl, und neben "Ich will Schokomuffins!" hat es auch nach Vier Federviechern verlangt. Nun denn - Dann sei es so!
Alles, alles Liebe an die große, weite Welt da draußen und ein zauberhaftes Wochenende *-*Natalie

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