[Rezension] „Zebulon“ von Rudolph Wurlitzer (Residenz Verlag)

Vor einiger Zeit habe ich mich bei Blogg Dein Buch für das Zebulon-Gewinnspiel beworben und bin tatsächlich ausgelost worden. Den Trailer zum Buch könnt ihr Euch hier (klick) nochmal anschauen, und eine Leseprobe und weitere Infos gibt es unter: http://www.book2look.com/vBook.aspx?id=9783701791996&shoplinkNumbers=none

Nun steht noch meine Rezension an, und damit wünsche ich euch viel Spaß !

Inhalt
Zebulon Shook heißt der Held dieses Western ohne Helden: Nachdem er Lobo Bill im Kampf um eine Frau, halb Irin, halb[Rezension] „Zebulon“ von Rudolph Wurlitzer (Residenz Verlag) Indianerin, erschießt, verlässt der abgebrannte Trapper und Fellhändler seine Hütte am Gila-Fluss in New Mexico und zieht Richtung Westen. Sein Weg führt ihn durch ein Land, wo kein Gesetz herrscht und Amerika noch nicht begonnen hat. In einem Bordell trifft er seinen Stiefbruder Hatchet Jack wieder, verliert beim Poker gegen die trickreiche und schöne Hure Delilah, fängt sich eine Kugel ein, und als er tags darauf erwacht, weiß er nicht, ob er noch lebt oder nur ein Geist ist unter Geistern. Auf der Suche nach seinem Vater macht er sich auf nach Kalifornien, wo der Goldrausch Exzesse von Gier und Gewalt feiert, trifft in einer Opiumhöhle Delilah wieder und wird als notorischer Outlaw von den Kräften von Recht und Ordnung gejagt. Schließlich stößt er an die letzte Grenze, wo die Welt endet und etwas anderes beginnt … (Quelle: Residenz Verlag)

Meinung und Fazit
„Was ist das?“ dachte ich auf den ersten Seiten, als ich im wahrsten Sinne in die Geschichte hinein rumpelte. Ich gebe zu, dass ich mir unter diesem Roman etwas anderes vorgestellt hatte. Wie er hätte sein sollen, kann ich jedoch noch nicht einmal genau sagen.
Als ich mich dann in die Geschichte eingelesen bzw. eingefunden hatte, lies sie mich allerdings kaum wieder los. Ich musste mir erst mal bewusst werden, dass dieses Werk an aneinandergereihten Grotesken vermutlich schwer zu übertreffen sein dürfte.
Ich erlebte einen Helden, der überaus polarisierend wirkte. Er lebt zu einer Zeit im Wilden Westen, in der es weder Recht noch Gesetz gab, es sei denn, es war zufällig gerade ein Sheriff anwesend.
Zebulon Shook ist, wenn man es genau nimmt, sogar ein Antiheld. Er wandelt als tragische Figur oft mehr tot als lebendig durch die Welt, weil er in Schießereien verwickelt oder von heimtückischen Krankheiten heimgesucht wird. Daneben wird er auch gerne mal verflucht, oder er gönnt sich diverse Frauengeschichten, wobei er besonders von seiner „immer-mal-wieder“- Gefährtin Delilah nicht wirklich loskommt.
Alle Personen, die Zebulons Leben begleiten, sind ebenso verschlagen und skurril wie er. Zusammen ergeben sie eine recht illustre Mischung. Sie gehen sich ohne mit der Wimper zu zucken auch gerne mal gegenseitig an die Gurgel, wenn es dem eigenen Vorankommen dienlich ist.

Im Verlauf der Geschichte war es irgendwann so, dass mich dieses Buch in seiner Art doch sehr an einen Film erinnerte, den ich vor vielen Jahren sah. Und tatsächlich findet auf dem Umschlagtext ein Hinweis auf eben diesen Film: Dead Man. Ist das Buch also abgekupfert ?
Wie ich im Nachgang erfuhr ist das keineswegs so, denn Zebulon entstand ursprünglich schon um 1970. Vielmehr war es der DeadMan-Regisseur J. Jarmusch, der sich von der skurrilen Geschichte Zebulons inspirieren lies….

Dieses Buch, so abgedreht die Geschichte auch sein mag, entbehrt nicht einen gewissen Anspruch.
Man stolpert mit Zebulon von einer unglaublichen Situation in die Nächste und muss aufpassen, dass man nichts überliest. Diese rasanten Wechsel sind nicht unanstrengend, und sicherlich ist das zum Teil der Drehbuchautorentätigkeit Wurlitzers geschuldet. Dafür erhält man allerdings auch eine sehr bildgewaltige Darstellung der Personen und Handlungsorte. Und das hat mir sehr gefallen.
Insgesamt gesehen komme ich jedoch trotzdem zu dem Schluss, dass mich das Buch nur mittelmäßig angesprochen hat. Ich gebe aber auch gerne zu, dass mir einige Situationen, wie auch das Buch insgesamt immer noch sehr präsent sind. Besonders das Ende hat mich einerseits schmunzelnd, andererseits nachdenklich zurück gelassen.

Es könnte ein Roman mit anstehendem Kultstatus sein, allerdings nur für Leser, die abgedrehte Geschichten wie „Dead Man“ mögen. Wer allerdings „Rio Bravo“ oder gar „Bonanza“ erwartet, der wird sehr enttäuscht sein.

Der Autor
Rudolph Wurlitzer, geboren 1937 in Cincinnati, Ohio. Fünf Romane in knapp 40 Jahren (u.a. „Nog“ (1969), „Slow Fade“ (1984)) und mehrere Filmdrehbücher, u.a. für Sam Peckinpah („Pat Garrett jagt Billy the Kid“ (1973)), Alex Cox, Volker Schlöndorff und Bernardo Bertolucci, haben seinen Ruf als Kultautor begründet. „Zebulon“ ist sein jüngster Roman, er erschien 2008 unter dem Titel „The Drop Edge of Yonder“. Wurlitzer lebt in New York und Nova Scotia. (Quelle: http://www.residenzverlag.at/?m=20&o=2&char=W&id_author=639)

Buchinfos

Verlag: Residenz Verlag
Erscheinungsjahr: 2o12
Ausgabe: Hardcover, 304 Seiten
ISBN: 9783701715961


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