Autorin: Marie Lu / 416 Seiten / Hardcover / Teil 1 von 3 / Verlag: Loewe / OT: Young Elites / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de
Adelina Amouteru ist eine Überlebende des Blutfiebers, welches durch ihre Nation fegte, als sie ein Kind war. Das Fieber ließ nur wenige Überlebende zurück. Die, die das Fieber bekämpfen konnten, sind seither mit seltsamen Markierungen auf ihrem Körper gezeichnet und gelten als Malfettos. Eine unbekannte Anzahl dieser Menschen hat zu den äußerlichen Markierungen auch Fähigkeiten erhalten. Diese machen sie machtvoll. Daher gelten diese Auserwählten, genannt Elite, als gefährlich und gefürchtet. Auch die junge Adelina wird seither wie eine Aussätzige behandelt. Insbesondere ihr eigener Vater lässt sie dies spüren. Unter sehr unglücklichen Umständen entdeckt Adelina ihre eigenen einzigartigen, dunklen Fähigkeiten. Fortan wird sie in eine Welt getrieben, in der jeder scheinbar ihr Feind ist. Bis sie auf die Gemeinschaft der Dolche trifft. Doch führt diese Gruppe wirklich nur Gutes mit ihr im Schilde?
Meiner Ansicht nach...
Den Durchbruch schaffte die amerikanische Autorin Marie Lu vor Jahren mit ihrer dystopischen Legend-Trilogie. Von ihrem packenden Erzählstil konnte ich nicht genug bekommen. Natürlich interessierte mich ihr nachfolgendes Projekt, die YOUNG ELITES-Trilogie, daher brennend. Der erste Eindruck nach Beenden des Auftakts "Die Gemeinschaft der Dolche" war, dass Marie Lu auch zukünftig unbedingt mehr Fantasy Projekte machen sollte. Mir gefällt die Mischung aus historischer Fantasiewelt mit düsterer Macht unheimlich gut.
Dabei war die Idee der Autorin mit Adelina eine Antiheldin zur Hauptfigur zu machen, nicht ihr erster Impuls. Tatsächlich ist sie erst später auf diese Figur aufmerksam geworden, worum ich sehr froh bin. Obwohl die Protagonistin viel Wut und Dunkelheit in sich trägt, mochte ich sie auf eine gewisse Art. Adelina entdeckt gerade erst, was in ihr schlummert. Ihr Charakter ist komplex. Ihre Zerrissenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung, was ihre Figur so unberechenbar macht. Sie ist selbstlos und unsicher, furchtbar verängstigt und auch sehr fasziniert, von ihrer neu entdeckten dunklen Macht.
Macht, so etwas hatte Adelina in ihren fünfzehn Jahren nie. Sie wurde immer von ihrem Vater unterdrückt und gedemütigt. Und gerade das macht sie nun so gefährlich. Diese neue Fähigkeit wird genährt von Wut und Angst. All das macht sie zur Zielscheibe für den ersten Inquisitor Teren Santoro. Er arbeitet im Auftrag für den König und die Königin, und will ihresgleichen hängen sehen. Allerdings frisst er auch einen Narren an Adelina.
In letzter Sekunde kommt ihr aber Enzo Valeciano zur Hilfe, der Anführer der sogenannten "Gemeinschaft der Dolche". Er und seine Gemeinschaft sind genau wie sie, wollen jedoch um ihren Platz kämpfen. Um in der Gruppe aufgenommen zu werden, muss sie sich erstmal beweisen. Es herrscht wieder viel Misstrauen. Wogegen die Chemie zwischen Adelina und Enzo vom ersten Moment an sehr anziehend ist. Enzo ist ein gezeichneter und geheimnisvoller Mann, der nur schwer Vertrauen fässt. Auch Nebenfiguren, wie der charismatische Kurtisane Raffaele, Gemma und Adelinas Schwester Violetta wurden super interessant eingebracht.
Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, was mir wirklich gut gefiel. Während Adelinas Sichtweise aus der ersten Person entspringt, schildern Raffaele und Teren ihre aus der dritten Person.
Das erbaute Weltkonstrukt von Marie Lu gehört zu meinen Highlights im Auftakt. Durch die Masken und Gondeln bekommt diese historische Fantasy-Trilogie eine venezianische Note. Es war spannend diese Welt zu entdecken.
Was mich beim Lesen leider straucheln ließ, war der recht langsame bzw. ausufernd formulierte Beginn. Zum letzten Drittel bekommt die Handlung aber ein sagenhaftes Tempo mit traumhaften Wendungen und viel Spannung, welche mich komplett umhauten. Da erkannte ich dann wieder Marie Lus unverkennbaren Erzählstil wieder. Das Ende hat mich sehr geflashed. Den Folgeband erwarte ich nun mit sehr großer Neugierde.
Marie Lu hat sich nach dem großen Erfolg ihrer Legend-Trilogie an etwas düsteres herangewagt und mich definitiv damit abholen können. Ihr Erzählstil kettete mich an die Seiten. Wer nach einer Superheldin mit reinem Herzen sucht, wird in Adelina Amouteru aber nicht fündig. Alle Figuren sind zerrissen und besudelt von böser Macht. Und genau das macht „Young Elites" so reizvoll. Dieser Auftakt gab mir - trotz eines langsameren Mittelteils - alles, was ich mir erhofft hatte.