Rezension: You are (not) safe here - Kyrie McCauley

Von Niwa

© dtv

You are (not) safe here| Kyrie McCauley |

Verlag: dtv 2020

Seiten: 400 ISBN: 9783423740555

MEINE BEWERTUNG 

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Wichtiger JugendromanDer Ort, der deine Zuflucht sein sollte, ist für dich die größte Gefahr! Leighton und ihre Schwestern leben in ständiger Angst. Ihr Vater ist gewalttätig und ihre Mutter wehrt sich nicht. Die Bewohner der Kleinstadt Auburn schauen weg. Selbst die direkten Nachbarn überlassen die Familie ihrem Schicksal und mischen sich nicht ein. Gleichzeitig wird die Stadt von einer Krähenplage heimgesucht. Mit jedem Tag werden es mehr. 
Im Mittelpunkt steht häusliche Gewalt. Anhand Leightons Familie zeigt die Autorin, wie Opfer gegen eine Wand aus stummer Teilnahmslosigkeit ankämpfen, weil der Täter vom Umfeld gedeckt wird. Ihre Mutter weigert sich, den Vater zu verlassen oder ihn in die Schranken zu weisen. Obwohl das Brodeln in der Familie, aggressive Gesten oder sogar ein nächtlicher Hilfeschrei offensichtlich sind, schauen Anwohner, Freunde und Bekannte weg. Keiner fragt nach, niemand sieht genauer hin, sei es nur, um den äußerlichen Frieden nicht auf’s Spiel zu setzen.

Protagonistin Leighton ist im letzten Jahr auf der Highschool. Sie träumt von einem Stipendium an der Universität von New York, wo sie Journalismus studieren will. Tatkräftig arbeitet sie an ihrem Ziel, indem sie unter anderen für die hiesige Schülerzeitung schreibt. Ansonsten ist sie eine unauffällige Person, wahrscheinlich weil sie zuhause gelernt hat, nicht aufzufallen. 

Die Autorin beleuchtet die Kleinstadt Auburn, und hebt besonders hervor, wie geübt Menschen im Wegschauen sind. Zusätzlich streut sie einen sachten Mystery-Effekt ein, weil das Haus anscheinend auf der Seite von Leightons Vater steht. Diesen Aspekt hätte ich in der Erzählung nicht gebraucht, dennoch sehe ich ihn als Sinnbild für Gewalt, die - wie ein Haus - über Generationen hinweg weitergegeben wird. Richtig interessant sind die Krähen, die sich in Auburn breitmachen. Jeden Tag werden es mehr, dementsprechend beginnt jedes Kapitel mit Angabe der aktuellen Krähenzahl. 

Kyrie McCauley fängt die erdrückende Atmosphäre in Leightons Zuhause perfekt ein. Momente, in denen sie eine normale Familie sind und Spaß haben, verpuffen nach einem unbedachten Wort in besorgter Angespanntheit. Geschirr fliegt, der Müll liegt am Boden, und in der Mitte steht ein wutverzerrter Mann, der die Familie eigentlich beschützen sollte. Meiner Meinung nach hat die Autorin diese bedrohliche Spannung sehr gekonnt transportiert, und dabei bedacht, dass Leightons Vater nicht immer so gewesen ist. Hier habe ich mich oft gefragt, warum ihre Mutter zum Beispiel keine Wut-Therapie von ihm verlangt, wenn sie ihn schon nicht verlässt. Allerdings ist gerade häusliche Gewalt ein Thema, dass sich als Außenstehender viel einfacher lösen lässt, als wenn man selbst in der Situation steckt.

Die Handlung hat mir nicht so zugesagt. Das liegt vielleicht daran, dass ich nicht zur jugendlichen Leserschaft zähle. Natürlich stehen die Ereignisse in der Familie im Mittelpunkt, dennoch ergibt sich für Leighton außerhalb dieser Situation eine sanfte Liebe, die dem typischen Jugendroman auf Highschool-Niveau entspricht. Obwohl auch hier die Gewalt, die Angst und die Bedrohung spürbar sind, konnte mich dieser Part nicht gewinnen, weil ich ihn als eher langweilig wahrgenommen habe. Außerdem habe ich die Nebenfiguren als recht blass empfunden, weil sie meinem Gefühl nach nur vorhanden sind, um eben da zu sein. 

Besonders mochte ich das Krähen-Phänomen, das Leighton und ihren Schwestern Aufmunterung beschert und von der Protagonistin aufgearbeitet wird. Sie beschäftigt sich mit Mythen, Legenden und wissenschaftlichen Hintergründen dazu, was dem Roman definitiv Mehrwert verleiht.

Der Schreibstil ist flüssig und einem Jugendbuch entsprechend einfach gehalten. Ich denke, dass er ideal für eine junge Zielgruppe ist. 

Meiner Meinung nach hat Kyrie McCauley einen wichtigen Jugendroman geschrieben. Es geht um häusliche Gewalt, um Opfer und Täter, und zeigt, dass es unabdingbar ist, manchmal genauer hinzusehen. Trotz meiner Kritik ist „You are (not) safe here“ die perfekte Lektüre für Jugendliche, die sich mit diesem ernsten Thema beschäftigen wollen.

________________MEINE BEWERTUNG

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