[Rezension] Wunder wie diese von Laura Buzo

Von Paperdreams @xGoldmarie

Autor: Laura Buzo
Titel: Wunder wie diese
Teil einer Reihe? Nein.
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Verlag: Arena
ISBN-10: 3401067338
ISBN-13: 978-3401067339
Preis: 14,99€
Originaltitel: Good Oil // Love and Other Perishable Items
Genre: Jugendbuch; Realität; Roman
Themen: Erste Liebe; Leben; Selbstfindung; Einsamkeit; Suche; Feminismus; Familie
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 "Ich schreibe ein Theaterstück", sagt Chris und lehnt sich über das Warenband meiner Registrierkasse.
 Amelia ist fünfzehn und arbeitet bei Woolworth, um sich etwas dazuzuverdienen, da sie ihre Eltern ungern um Geld bittet. Dabei lernt sie ihren Mitarbeiter Chris kennen. Chris ist einundzwanzig und studiert, er ist witzig und man kann richtig gut mit ihm plaudern - und sich in ihn verlieben. Doch Amelia weiß genau, dass seine Welt weit von ihrer entfernt ist, denn sie ist noch so jung, kommt in keine Pubs und versteht nichts von Alkohol, Drogen und Partys. Chris hingegen ist auf der langen suche nach der perfekten Frau. Seine Einsamkeit erstickt er in langen, alkoholisierten Nächten und mit einem One-Night-Stand hier und da. In seinem Hinterkopf tanzt aber immer noch dieses eine Mädchen, mit dem er die schönste Zeit seines Lebens verbracht hat. Amelia ist etwas ganz Besonderes für ihn, denn im Gegensatz zu vielen anderen Mädchen ist sie clever und interessiert, aber sie ist viel zu jung für ihn. Eine Geschichte über die erste Liebe und der ewigen Suche nach sich selbst.
Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Amelia und Chris geschrieben, wobei Amelia ihre Erlebnisse hautnah schildert, während Chris' Kapitel in Tagebuchform verfasst sind. So unterscheidet sich natürlich auch der Schreibstil sehr. Amelia schreibt etwas zusammenhängender und Chris verwendet mehr Kraftausdrücke und lässt den Leser mehr an seinen Gedanken teilhaben, was bei Amelia zwar auch der Fall ist, im Gegensatz zu Chris ein wenig untergeht. Ansonsten hat mir der Schreibstil insgesamt aber sehr gut gefallen. Er ist umgangssprachlich und lässt sich flüssig lesen, besitzt aber dennoch eine originelle Tiefe, die ihm Anspruch verleiht. Besonders haben mir Chris' Tagebucheinträge gefallen, da sie sehr unterhaltsam geschrieben worden sind.

Die Welt ist ein einziges Wunder - vom Regenschauer bis zum Neugeborenen kann alles ein kleines Wunder sein, wenn man es denn nur sehen möchte. Wie der kleine Wikipediaeintrag oben schon besagt, ist ein Wunder im Allgemeinen etwas "Erstaunliches" oder auch "Außergewöhnliches" und da der Titel so verheißungsvoll von einer ebensolchen Begebenheit flüstert, glaubte ich in "Wunder wie diese" eine Geschichte vorzufinden, in der etwas "Erstaunliches" oder eben "Außergewöhnliches" geschieht. Zugegeben: Anders ist dieses Buch schon, aber die Geschehnisse waren für mich nicht wunder-lich, so wie ich es mir vom Titel erwartet hätte.
Im Grunde genommen ist "Wunder wie diese" eine Geschichte wie aus dem Leben gegriffen, was auch ihren Charme für mich ausgemacht hat. Überall auf der Welt könnte sich dies alles so zugetragen haben, weil es so alltäglich und verständlich ist. Themen wie Selbstfindung, Alkohol, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine zentrale Rolle für das Buch, was es zugänglicher für den Leser macht. Dennoch wurden all diese Themen meiner Meinung nach irgendwie fallen gelassen, angeschnitten, aber nicht bewältigt, was ich mir oft gewünscht hätte. Als ich das Buch am Ende zu schlug und noch einmal über den Deckel strich, war ich gänzlich unbefriedigt und fragte mich, was eigentlich der große Sinn hinter diesen Buchstaben ist.
Viele kleinere Botschaften und auch Sinne habe ich durchaus aufgenommen, aber die Moral der Geschichte will sich mir irgendwie nicht öffnen. Wohin sollte das alles führen? Was zeigt es dem Leser? Worauf hat die Autorin hingearbeitet? All diese Fragen könnte ich nicht beantworten, denn das Ende war derart abrupt und offen, dass sich mir viele Dinge einfach noch nicht erschlossen haben. Wusste die Autorin nicht mehr, wie sie das alles beenden sollte? Durfte es kein eindeutiges Ende geben? Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass ich auch keine wirkliche, glaubhafte Lösung gewusst hätte, weil jedes Ende, das mir einfällt, letztendlich entweder klischeehaft und unbefriedigend ist. Ich kann mich daher nicht entscheiden, ob das Ende nicht letztendlich doch gut war oder nicht.
Im Großen und Ganzen kann ich aber dennoch behaupten, dass ich das Ziel der Geschichte nicht herauslesen konnte. Für mich ging es um Selbstfindung und um das Leben selbst, wie man es meistert, welche Hürden man zu nehmen hat und schlussendlich und hauptsächlich natürlich um Liebe (auch familiär und freundschaftlich) und Einsamkeit. Daher war ich sehr enttäuscht, wo das Buch doch so vielversprechend begonnen hatte und mir Anfang sowie Mittelteil sehr zusagten. Wie oben beschrieben sehe ich auch das Wunder nicht ganz, obwohl ich glaube, dass es hier einfach um das Leben selbst geht.
Die Atmosphäre der Geschichte ist abwechselnd deprimierend, lustig und philosophisch, was mir sehr gefiel. Die Figuren, allen voran Chris und Amelia sind überwiegend glaubwürdig und auch sympathisch, wobei ich zu Chris eine engere Bindung aufbauen konnte, als zu Amelia, was vermutlich an den absolut ehrlichen Tagebucheintragen liegen könnte. Ansonsten gab es die ganze Palette an Klischees, von der vollbusigen, blonden Zicke bis hin zum Oberplayer, wobei mich einige Personen schon noch mehr interessiert hätten. Auch hier hält Buzo sich leider zurück, obwohl man noch viel mehr aus den Charakteren und Handlungssträngen hätte herausholen können. Interessant fand ich übrigens auch die Gedankengänge der Figuren. So kamen Themen wie die Rolle der Frau in der Entwicklung auf, Literatur, Sex und Geschichte.
 Manchmal sind Wunder ganz klein und erzählen lediglich vom Leben selbst. Aus manchen Wundern hätte man allerdings noch mehr hätte herausholen können und so präsentiert sich das Buch um Amelia und Chris wie aus dem Leben gegriffen. Trotz des guten Beginns und des vielversprechenden Mittelteils konnte ich einen roten Faden nicht wirklich erkennen und so bleibt das Ziel des Buches weitgehend verborgen. Auch wenn das Buch einige starke Seiten hat, so überwiegt letztendlich doch die Enttäschung über das ernüchternde Ende, sodass es schwerer fällt kleine Fehler zu verzeihen. Daher kann ich schweren Herzens nur noch diese Bewertung geben:

Laura Buzo wuchs als mittlere von drei Schwestern in Sydney auf. Nach dem Studium der Kunst und Sozialpädagogik arbeitete sie als Sozialarbeiterin. 2005 nahm Laura Buzo ihren gesamten Jahresurlaub, um sich mit Stift, Papier und einer Idee im Kopf an den Küchentisch zu setzen. Das Ergebnis ist Wunder wie diese, ihr erster Roman. [via Arena]
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Für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanke ich mich sehr herzlich bei