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Wonderland| Christina Stein |Verlag: Fischer 2016
Seiten: 384 ISBN: 9783733502898MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-This could be hellEine Reise in das paradiesische Thailand, wo die Strände weiß, die Nächte lang und die Stimmung ausgelassen ist. Diesen perfekten Urlaub hat sich eine Gruppe von Freunden gegönnt, die aber anstatt im Paradies in der Hölle gelandet ist.Nach einer mysteriösen Strandparty wachen die Freunde in einem seltsamen Bau im Dschungel auf. Sie stecken mitten in einem Reality-Game, wo es nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren gibt. Denn es heißt, opfern oder geopfert werden.
Ich bin mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen und muss leider sagen, dass es mir nicht so gut gefallen hat.
Das Setting ist genial kreiert: Freunde, die mitten im Dschungel in einer Art Reality-Show gefangen sind. Es geht um Leben und Tod, es geht darum zu töten oder getötet zu werden. Das allein ist eine Konstellation, die Hochspannung verspricht! Allerdings wurde sie nicht ausgeschöpft, denn dieses kranke Spiel, gibt nur den Rahmen vor.
Eigentlich nehmen ganz andere Themen die zentrale Stellung ein. Es wird gezeigt, wie machtlos man den Entwicklungen im Leben gegenübersteht. Die Autorin veranschaulicht, wie das eigene Leben in den Händen anderer liegt, man sich selbst nur schwer daraus befreien kann und man oft aufgeben will, weil es einfacher ist. Zudem geht es um Freundschaft, Vertrauen und wie wichtig die Familie ist.
Die Hauptfiguren sind Lizzy und Jacob. Lizzy hat ein Herzleiden und war einst eine begnadete Balletttänzerin. Jacob ist ein reicher Junge, der sich von seiner Familie abkapselt und zum Kung-Fu-Meister wird. Genau diese beiden Elemente sind so zentral, dass sie mich über viele Seiten hinweg gelangweilt haben. Ständig wird beschrieben, wie Jacob sein Qi in irgendwelche Körperteile lenkt, was mir mit der Zeit so auf die Nerven ging, dass mir mein Qi fast zu den Ohren rausgekommen ist. Dann ist wieder Lizzy, die dem Tanzen nachtrauert und sogar in der Gefangenschaft in ihrem erschöpften Zustand starrköpfig einen Spagat hinlegt. Außerdem wurde Lizzys Herzleiden bis zum Bersten ausgereizt und das Mädchen hat ständig geheult und sich selbst als Heulsuse bzw. Pampelmuse bezeichnet. Obwohl diese Aspekte zweifelsfrei zu runden Charakteren gehören und ich in einer solchen Situation wahrscheinlich als Erste heulend in einer Ecke sitzen würde, wurden sie meinem Geschmack nach überstrapaziert und haben die Handlung ausgebremst.
Im Spiel selbst tut sich nicht wirklich viel. Zwar sind die wenigen Ereignisse brutal, blutig und wirklich grausam, aber durch Blut und Grausamkeit allein wird bei mir keine Spannung geweckt. Denn zwischen diesen Sequenzen wurde wieder das Qi gelenkt oder - richtig - eine Pampelmuse gequetscht.
Die Hintergründe hingegen waren gut aufgearbeitet und haben die Spannungskurve deutlich in die Höhe getrieben.
Trotz meiner Kritik gab es also doch spannende Stellen, die mich mit den Freunden mitfiebern lassen haben oder an denen ich schockiert ins Buch gestarrt habe. Denn über manches davon mag man gar nicht nachdenken, weil es so brutal und hinterlistig ist.
Genau deshalb tue ich mir mit einer Empfehlung etwas schwer. Einerseits ist es eher ein „softes“ Buch, mit viel Tiefe und Emotionen, andrerseits sind die raren Spielsequenzen so brutal, dass sich wenig Hartgesottene angeekelt wegdrehen könnten. Daher denke ich, dass man sich hier bei Interesse unbedingt selbst eine Meinung bilden muss.
________________MEINE BEWERTUNG★★★★★
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