¡Rezension!: Wo Milch und Honig fließen

Von Collectionofbookmarks

 

Klappentext:
Ein Roman, so großherzig und unwiderstehlich, dass er nur ein Wunder sein kann! Menschen aus Pfeifenputzern, Häuser aus Keksschachteln, Wattewolken und ein Spiegelsee. Die zehnjährige Judith hat sich in ihrem Zimmer eine kleine Welt geschaffen, ganz für sich allein. In der Schule wird sie gehänselt, weil sie anders ist, sich von der sündigen Welt fernhalten muss. Ihr streng religiöser Vater hat kein Ohr für ihre Nöte, die Mutter hat sie nie kennengelernt. Vielleicht, denkt Judith, wenn ich es hier drinnen schneien lasse, mit Rasierschaum, Watte und Daunenfedern, fällt am Montag die Schule aus. Als sie am nächsten Tag die Vorhänge öffnet, ist tatsächlich alles weiß. Judith hat ihr erstes Wunder bewirkt. Und damit fangen ihre Probleme erst richtig an …

So einige gute Meinungen auf diversen Blogs, eine ganz begeisterte Verlagsfrau und der wohlklingende Klappentext haben mich dazu gebracht dieses Buch in die Hände zu nehmen. Nicht immer ganz leicht sollte die Reise werden, aber dennoch erfolgreich, jedenfalls fast.

Judith zieht sich schon lange in ihre eigene kleine Welt zurück, welche selbstgebastelt in ihrem Zimmer steht und den liebevollen Namen Land der Zierde trägt. Dies ist ihr ein und alles, ihr Schutzschild und nur für sie ganz allein bestimmt. Ihr Vater, ein fanatischer Zeuge Jehova und schweigsamer Fabrikarbeiter, weiß nichts mit ihr anzufangen, die Kinder aus der Schule hänseln und verspotten sie und auch sonst scheint im Leben des Mädchens nicht viel Gutes zu geschehen.Doch eines Tages, ganz plötzlich, spricht eine Stimme mit ihr, die sich selbst als Gott bezeichnet und ihr eine Macht gibt von der sie nicht zu träumen gewagt hat. Judith kann nun selbst, mithilfe ihrer erbauten Welt, Gott spielen und lernt, wie viel sie damit erreichen kann. Gutes, aber auch ebenso viel Schlechtes.
Habe ich den Klappentext nicht richtig gelesen, die Meinungen der Blogger vielleicht ganz falsch verstanden, oder bin ich einfach nur seltsam? Ich weiß nicht, was der genaue Grund ist, aber beim Lesen von Wo Milch und Honig fließen, kam mir nicht einmal der Gedanke dieses Buch als traumhaft oder unwiderstehlich zu bezeichnen. Ganz im Gegenteil, bei der Hälfte des Romans war für mich erst einmal Schluss, einen ganzen Monat lang, und erst dann war ich dazu bereit die Geschichte um Judith zu Ende zu bringen. Nicht weil die Autorin schlecht schreibt, nicht weil mir Judith unsympathisch war, nicht weil die Handlung zu langatmig dahintröpfelte, nein, das alles war nicht der Fall. Ich hatte ganz einfach ein Problem mit dem Verlauf der Geschichte, der Ungerechtigkeit und den vielen Problemen eines kleines Mädchens, welches solche eigentlich nicht haben dürfte.
Judith war für mich wie eine kleine Schwester, der ich so gerne helfen wollte, es aber nicht konnte. Still und brav saß sie da, sagte nie ein Wort und wehrte sich auch sonst kaum. Schweigsam nahm sie das hin was geschah, egal wie demütigend und unfair alles war, sie akzeptierte es und blieb ruhig. Aber was soll man auch als so junge Tochter eines Mannes tun, der in jedem neuen Tag den Weltuntergang sieht, sich diesen sogar wünscht, und ihr stets beibringt nie zu laut, immer leise und für sich zu sein?  Mich machte es regelrecht krank wie Judith versucht es ihrem Vater recht zu machen und sich dabei so sehr nach seiner Liebe sehnt, dass es einem schlichtweg das Herz bricht. Sie tut nichts Verbotenes, nichts Verwerfliches, und gibt sich doch für Alles die Schuld.
Und während man liest und hofft, dass ja nun endlich mal etwas Gutes passieren muss, bleibt auch diese positive Wendung aus. Es ist wie eine Aneinanderreihung von quälenden Geschehnissen, die Judith immer zerbrechlicher und mich immer wütender machten. Erst am Ende des Buches, zu viele Seiten bis dorthin, kann man von etwas Erheiterndem sprechen. Wenn es auch nur kurz und schnell war, freute ich mich für Judith so sehr, dass selbst mir die Tränen kamen. Endlich endlich endlich mal etwas, von dem ich sagen kann, ja, dafür hat es sich gelohnt.

Ich mochte Judith, ich mochte ihre Fantasie, aber all das reichte nicht aus um auch das ganze restliche Buch in mein Herz zu schließen. Vielleicht lag es an meinen ersten Erwartungen, an ein paar irritierenden Meinungen - die sogar behaupteten dieses Buch wäre als Jugendbuch geeignet - oder vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit, aber Judiths Unglück hat auch mich mit in ein dunkles Loch gezogen, was mich sogar soweit brachte, dass ich bei der Hälfte des Buches pausierte und es erst später weiterlas. Eigentlich gut, wenn man so von den Gefühlen mitgerissen wird, aber es hat sich nicht wie hoffnungsvolle Traurigkeit angefühlt, eher wie endgültige.

Ich habe selten so viele schöne Cover für ein einziges Buch gesehen. Ich persönlich kann mich kaum entscheiden, welches mir am besten gefällt, denn sie haben alle ihren Reiz. Deswegen gar nicht erst viele Worte verlieren und hier sind sie:




Die Autorin:
Grace McCleen wurde in Wales geboren und studierte Englische Literatur an der Universität in Oxford. Heute lebt sie als Sängerin, Songwriterin, Künstlerin und Autorin in London. Wo Milch und Honig fließen ist ihr erster Roman, er wurde mit dem Desmond Elliot Prize ausgezeichnet und erscheint in über zwanzig Ländern. Ihr zweiter Roman ist in Arbeit.