|Rezension| Wir wollten nichts. Wir wollten alles von Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alleswirwollte
Autor: Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg
Verlag: Oetinger (Januar 2015)
Seiten: 336
Genre: Jugendbuch
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Preis: 16,99 €

Darum geht`s:
Die Leichen von Louise und Liam werden aus dem Limfjord gezogen. Mit Handschellen aneinander befestigt werden die Jugendlichen geborgen. Was ist passiert? War es Selbstmord oder Mord. Louises Vater gibt Liam die Schuld und macht sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit, während der Leser die Geschichte aus Louises Sicht erzählt bekommt. Die ist nämlich noch da, also nicht wirklich, aber ihr Geist und der muss nun mit ansehen, wie ihre und Liams Familie mit ihrem Tod klar kommen müssen.

Erster Satz:

“Als sie uns aus dem Limfjord ziehen, hängen wir noch immer aneinander.”

Meine Meinung:

Ich habe mir, bevor ich dieses Buch in der Bücherei entdeckte, weder eine Rezension noch den Klappentext durchgelesen. Ich hatte das Buch auf mehreren Blogs gesehen und dachte mir, egal nimm es einfach mal mit. Als ich dann die ersten Seiten gelesen hatte und ich mir das Buch noch einmal anschaute, sind mir die beiden Personen auf dem Cover erst richtig aufgefallen. Die Handschellen habe ich erst dann entdeckt.
Liam und Louise sind bereits am Anfang des Buches tot. Wir als Leser können nicht mehr darauf hoffen, dass die Story ein gutes Ende nimmt. Louises Geist ist aber noch da und muss mit ansehen, wie die Leichen aus dem Wasser geborgen werden, wie ihre Eltern reagieren und was dann aus ihrer Familie wird. So erfahren wir aus ihrer Sicht wie es dazu kam, dass sie nun nicht mehr lebt.

„Sie sind wie drei verirrte Satelliten im Universum. Meine Mutter, mein Vater und Ian.“ S. 146

Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Schreibstil. Immer wenn von Liams Vater die Rede ist bzw. wenn er zitiert wird, switchen die Autoren ins Englische. Es sind einfache Sätze mit einfachen englischen Wörtern, die man wirklich gut versteht aber es hat mich doch immer wieder aus meinem Lese-Rhythmus gebracht und mich gebremst. Was mich dann doch immer etwas geärgert hat.

Als Liam und Louise sich begegnen ist es Liebe auf den ersten Blick. Louise, das eher schüchterne und zurückhaltende junge Mädchen trifft auf Liam, den coolen Bad Boy. Louise kommt aus gutem Haus, während Liam, der aus einer Irischen Einwanderer Familie stammt, in einfachen Verhältnissen groß wurde. Im ersten Moment mag das so klingen wie tausend andere Jugendbücher. Good Girl und Bad Boy verlieben sich und sie würde alles für ihn tun. Ein bisschen ist das auch hier so, nur das Ende der Geschichte ein wenig anders und die Story etwas härter ist als andere Jugendbücher.

„…die Menschen gehen langsam und schauen furchtsam auf den Sarg, sie erschaudern und denken, so sollte es nicht sein, so ein kleines Mädchen sollte nicht in einem Sarg liegen. Sie hätte ebenso gut zu meiner Hochzeit kommen können. Das hier ist einfach nur falsch, grundfalsch.“ S. 55

Als die beiden schon eine Weile zusammen sind, will Liam dem Glück der beiden Verliebten etwas nachhelfen Er will unabhängig sein und sein eigener Chef. Darum beschließt er mit seinem Kumpel Jeppe Drogen zu verkaufen. Wie unabhängig sie sich damit machen, werden sie noch schmerzlich erfahren, denn sie geraten zu tief in die Fänge der Hintermänner.

„Wir haben damals einfach eine falsche Entscheidung getroffen, sie und ich.“

S. 294 (Cille, Louises Freundin zu Lousies Vater)

Während Liam und Jeppe Pläne schmieden und vom großen Geld träumen, hat man als Leser das Gefühl Louise wäre gar nicht da, sie sitzt daneben, aber sie macht nichts. Sie widerspricht nicht und nickt nur stumm. Liam ist der König ihrer Welt und sonst zählt nichts mehr. Was Liam sagt, klingt für Louise alles richtig. Liam sagt ihr z.B. sie soll von der Schule abgehen und Louise macht es. Hier kommt mir das alte Sprichwort in den Sinn: „Wenn einer sagt du sollst von der Brücke springen, springst du dann?“ Ein Satz, der dazu anregen soll, dass man seinen eigenen Kopf einschalten sollte bevor man tut, was andere sagen. Doch Louise ist Liam hoffnungslos verfallen und nennt es Liebe. Einen eigenen Kopf scheint sie nicht mehr zu haben. Am Ende des Buches versucht sie dann auch noch ihren Freund aus dem Schlamassel zu helfen in das er sich gebracht hat und setzt damit ihrer Beziehung sowie sich selbst und ihrer Unabhängigkeit, die Krone auf. Und das während Liam natürlich nur das Beste für Louise will… Ja, er glaubt das wirklich.

„Ich und Liam. Es war tatsächlich das Wichtigste. Es war wichtiger als alles andere.“ S. 271

Die beiden Protagonisten sind nicht meine Freunde geworden. Sie sind mir beide einfach viel zu naiv. Mal sie mehr als er und mal er mehr als sie. Klar, sie sind jung und wollen die Welt erobern, aber so ein bisschen nachdenken, kann manchmal wirklich nicht schaden. Ich konnte einfach immer nur den Kopf schütteln, vor Wut und Unverständniss für die Beiden.

Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und ich persönlich finde, dass das empfohlene Alter von 16 Jahren schon sehr gewagt ist. Hier werden, ähnlich wie bei „Der Märchenerzähler“ von Antonia Michaelis (zu meiner Rezi geht es >hier<), Dinge und Taten als echte, wahre Liebe dargestellt, die meiner Meinung nach grenzwertig sind.  Jugendlichen sollte nicht soetwas als echte Liebe verkauft werden. Irgendwann bei der Mitte das Buches, dachte ich, Ok, ich weiß warum die Autoren das machen, aber dann dieses Ende… Da ich nicht spoilern möchte, kann ich leider nicht näher darauf eingehen, aber ich finde das Ende hat es dann wieder kaputt gemacht.

Außerdem werden extreme, sexuelle Handlungen beschrieben (Auch hier will ich nicht spoilern, aber für diejenigen, die dass Buch kennen, ist da z.B. die Sache auf S.115), die meiner Meinung nach auch noch nichts für 16jährige sind, weil es ganz einfach viel zu krass ist.

Auf der anderen Seite übt die Geschichte natürlich eine starke Sogwirkung auf den Leser aus. Es ist extrem ekelhaft und schrecklich zu lesen z.B. die Stelle an der Jeppe seine Schulden nicht mehr bezahlen kann und er dem Drogenboss für den Anfang einen Finger besorgen soll. Spätestens an der Stelle, an der Liam tätig wird, möchte man Louise einfach schütteln und ihr zurufen: „Mach dass du schnell wegkommst!“
Aber es ist nicht nur heftig, was Liam und Louise getan haben. Ich fand es auch sehr schwer zu verdauen, wie Louises Eltern mit ihrer Trauer umgehen. Auch hier werden Szenen beschrieben, bei denen ich das Buch kurz zuklappen musste.

Fazit:

Grenzwertig. Auf der einen Seite total faszinierend und erschreckend zugleich auf der anderen Seite ist es meiner Meinung nach eine Spur zu krass für ein Jugendbuch. Ich würde es einem 16 jährigen nicht empfehlen. Erwachsenen jedoch irgendwie schon, einfach weil es so anderes und so heftig ist.

Wer “Der Märchenerzähler” mochte, der wird sicher auch mit diesem Buch sehr glücklich.

Zum Buchtrailer:


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