“Ich bin unglücklich.” – “Das hört man. Aber warum?” – “Ich meine in der Zukunft. Ich werde niemals glücklich sein.”
★★★★☆
Schwer vorzustellen, das wir mal ein Leben ohne Handy, Play Station und Internet geführt haben, doch durch Jay Ashers neustes Buch wird man nochmal in diese Zeit zurückversetzt und tauchen ein, in eine Welt aus Münztelefonautomaten, Windows95, blockierten Telefonleitungen und Musikkassettenrekorder. Emma und Josh sind Nachbarn und kennen sich von Kindesbeinen an. Emma, die gerade vom Scheidungskind zum Stiefkind geworden ist und Josh, der coole Skater, für den die Zeit auf dem College fernab seiner überbesorgten Eltern gar nicht schnell genug kommen kann. Zusammen sind die beiden Teenager ein Team und erzählen sich alles. Auch als Emma von ihrem Vater einen Computer geschenkt bekommt, zum ersten Mal dieses ominöse Internet erforscht und dabei auf eine völlig unbekannte Webseite aufmerksam wird: Facebook.
Auf dieser Seite stößt sie auf eine ältere Version von sich selbst, und von Josh. Profile, Like Buttons, Updates und vor allem ihr künftiger Beziehungsstatus beschäftigen Emma und Josh fortan täglich. Mit Facebook können sie einen Blick in die Zukunft werfen, auch wenn diese Zukunft variabel zu sein scheint. Leider vergessen die beiden dabei immer mehr die Gegenwart und sind schließlich so sehr mit ihrem Leben in fünfzehn Jahren beschäftigt, dass sie völlig vergessen, dass der Grundstein für ihr späteres Glück schon in der Gegenwart liegt. Mehr noch: Um sich ihr perfektes Leben zusammen zu basteln, riskieren sie alles: Ihre Zukunft, ihre Freundschaft und noch etwas ganz anderes, das gerade erst erwacht ist.
Dieses Buch vermittelt so viele Botschaften und die beiden Autoren verstehen es, dabei genau den Nerv der heutigen Teenager zu treffen. In erster Linie, so denke ich, soll dieses Buch eines klar stellen: Das es eben kommt, wie es kommt. Dass man die eigene Zukunft zwar beeinflussen, aber nicht steuern kann. Dass auch negative Erfahrungen zum Leben dazugehören, so ätzend und manchmal schmerzhaft diese auch sind. Dass man einen wahren Freund nie aus den Augen lassen sollte, aber auch, wie sehr sich unser aller Leben in den letzten fünfzehn Jahren verändert hat.
Ich selber gehöre noch zu dieser Generation, die ohne Handy in die Schule gegangen sind. Zuhause keinen eigenen, wenn überhaupt einen Computer stehen hatten. Die mit den Begriffen Play Station, iPad und Facebook nichts anfangen konnten, sondern nach der Schule lieber jeden Tag bis abends draußen gespielt haben. In Form von Emma und Josh wird dieser Wandel der Jugend von den Freiläufern zu den Couch-Potatos sehr deutlich gemacht.
Was die Figuren betrifft, so habe ich mich von Anfang an in Josh verliebt. Er ist ein unheimlich lustiger und kluger Junge, der sich auch mal traut den Mund aufzumachen und die Masse notfalls gegen sich aufbringt. Mit Emma hatte ich leider ein paar Schwierigkeiten, auch wenn das von Jay Asher sowie Carolyn Mackler vielleicht so gewollt war. Sie ist extrem launisch, zickig und über weite Strecken des Buches einfach nur arrogant. Wie sie den Menschen um sich herum, Josh eingeschlossen begegnet, hätte bei mir fast Kratzspuren am Buchrücken hinterlassen. Für mich wirkte die Ausarbeitung ihres Charakters wie auch schon der von Hannah in Jay Ashers erstem Jugendroman, Tote Mädchen lügen nicht zu überarbeitet, einfach schon einen Tick zu extrem, um noch sympathisch zu sein. Ganz im Gegensatz zum männlichen Protagonisten Josh.
Ansonsten kann ich an diesem Buch nichts aussetzen. Wir beide, irgendwann liest sich unheimlich schnell, dabei ist es eine Story, die von mir aus noch hunderte von Seiten hätte weiterlaufen können. Am allerbesten hat mir jedoch die allerletzte Seite dieses Buches gefallen, die Danksagungen, die schon gar nicht mehr zur eigentlichen Story dazugehört.
Man wird gezwungen sich kritisch mit dem Thema Facebook auseinander zu setzen, falls man dies nicht ohnehin schon tut. Um ein Status Update zu schreiben, muss man schließlich ein richtiges Leben haben, um etwas erzählen zu können. Wahre Freunde lassen sich nicht in Listen erfassen; um etwas zu ignorieren oder zu mögen bedarf es schon mehr als einem simplen Klick auf einen Button. Wir beide, irgendwann ist ein Buch für Jung und Alt, ein Buch zum Lernen und zum Erinnern.