[REZENSION] "Winterapfelgarten"

Für dieses schöne Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim List Verlag und der lieben Brigitte Kanitz.  
Süßes Cover

[REZENSION]

Quelle: Ullstein

Die Autorin
Brigitte Janson heißt eigentlich Brigitte Kanitz und wurde 1957 in Lübeck geboren. Viele Jahre war Hamburg ihre Wahlheimat, wo sie als Journalistin arbeitete. Heute lebt sie zusammen mit ihren beiden Töchtern in den italienischen Marken. Die Website der Autorin: http://www.brigittejanson.de/ *Produktinformation*
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: List Taschenbuch (10. Oktober 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 354861230X
ISBN-13: 978-3548612300
Größe und/oder Gewicht: 11,8 x 3,1 x 19 cm

Leseprobe
Quelle:  ullsteinbuchverlage.de  *lies mich*
Die Geschichte...
Claudia ist mit ihren 51 Jahren für ihren Chef zu alt für die Stelle als Kosmetikverkäuferin und soll ins Warenlager abgeschoben werden. Das lässt sich Claudia nicht bieten und so kündigt sie kurzerhand. Kurz danach findet sie zufällig einen Apfel, der ihr so gut schmeckt, dass sie mehr darüber herausfinden möchte. Die Suche führt Claudia und ihre Freundin Sara in das Alte Land, ein bekanntes Apfelanbaugebiet südlich von Hamburg. Gemeinsam finden sie auf dem Grundstück eines zum Verkauf stehenden Hofes Bäume des heißbegehrten Winterglockenapfels und so kauft Claudia kurzerhand mit ihrem geerbten Geld den Apfelhof. Sara ist von dieser Entscheidung nicht gerade begeistert, da das Haus renoviert werden muss und der Apfelgarten sicherlich auch viel Arbeit macht. Doch bald schon findet es die geschiedene Anwaltsgattin gar nicht mehr so übel und zieht mit Claudia auf den Hof, den sie "Glockenhof" taufen. Claudias Tochter Jule, die sich nach einem Reitunfall von ihrer Mutter und ihren Freunden zurückgezogen hat, kann der Idee ihrer Mutter überhaupt nichts abgewinnen, aber als sie Claudia und Sara im Alten Land besucht, entschließt sie ebenfalls, zunächst einige Tage auf dem Glockenhof zu bleiben. Und das Leben könnte eigentlich so schön sein, wären da neben den eigenen Problemen nicht die sich in die Länge ziehenden Renovierungsarbeiten, zickige Landfrauen und ihr eigenbrötlerischer Nachbar... Meine Meinung:
Brigitte Kanitz ist mir durch ihre schön-schrägen Heideromane ans Herz gewachsen und so war ich natürlich neugierig, welche Geschichte mich nun erwartet. Vorab kann ich sagen, dass mich "Winterapfelgarten" nicht enttäuscht hat. Diesmal wurde der Handlungsschauplatz in das malerische Alte Land verlegt. Durch die lebendigen Orts- und Schauplatzbeschreibungen taucht die idyllische Landschaft sofort vor dem inneren Auge auf und man kann sich alles wunderbar vorstellen. Die Geschichte beginnt im Sommer und umspannt eine Handlungsdauer von ungefähr 6 Monaten.
Die 51-jährige Claudia Konrad verliert ihren langjährigen Job als Fachverkäuferin in der exklusiven Parfümerie Schwan und soll ab sofort im Lager arbeiten, weshalb die attraktive Blondine Hals über Kopf kündigt. Claudia führt eine Fernbeziehung mit dem smarten Italiener Gianluca und ist die Mutter der 24-jährigen Jule Konrad, der es ebenfalls nicht besonders gut geht. Jule, einst aufstrebender Star unter den Dressurreitern, wurde bei einem Sturz schwer verletzt und wird nie wieder professionell reiten können. Jule kapselt sich von ihren Mitmenschen ab, nur ihre 47-jährige Patentante Sara von Stelling lässt Jule noch an sich heran. Die zierliche temperamentvolle Frau mit den roten Locken weiß seit ihrer Scheidung nichts mit sich anzufangen, da ihr Sohn Christoph inzwischen studiert und sie ihrer Familie zuliebe vor Jahren ihren Beruf als Hebamme aufgegeben hat.
Als Claudia kurz nach ihrer Kündigung auf einer Parkbank einen außergewöhnlichen Apfel findet, führt sie der Winterglockenapfel von Hamburg ins Alte Land, wo sie einen heruntergekommen Hof samt Apfelgarten kauft und diesen bewohnbar machen möchte. Zuerst halten Sara und Jule nicht sehr viel davon, doch der "Glockenhof" bezaubert die Großstadtpflanzen, die mit allerlei Schwierigkeiten kämpfen müssen... Neben den drei Frauen spielt auch noch die patente Elisabeth Fischer eine große Rolle, die mit 70 Jahren gerade Witwe geworden ist, sich noch nicht reif für das Altersheim fühlt und vor den Ratschlägen ihrer Verwandtschaft mit ihrem klapprigen Auto flüchtet.  
Die unterschiedlichen Frauen sind sympathische Hauptpersonen mit vielen Facetten, einigen Macken und Problemen, die so lebendig wirken, dass man sich schnell mit ihnen identifiziert und sie ins Herz schließt. Auch die Nebencharaktere, wie der verschlossene Nachbar Johann und diverse Dorfbewohner wurden reizvoll gestaltet und fügen sich harmonisch in die Geschichte ein.
Die Romanidee, die ein wenig an "Eva und die Apfelfrauen" erinnert, wurde hervorragend umgesetzt. Die turbulenten Geschehnisse werden abwechselnd aus der Sicht von Claudia, Sara und Jule sowie zwischendurch von Elisabeth (in der 3. Person) geschildert. Alle Erzähler gewähren dem Leser einen tiefen Einblick in ihre Gedanken & Gefühlen und die verschiedenen Erzählperspektiven sowie miteinander verwebenden Handlungsstränge sorgen für Abwechslung.
"Winterapfelgarten" lässt sich am besten als authentische und herzerwärmende Geschichte beschreiben, die mich von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten hat und ganz ohne unnötige Passagen oder allzu detaillierte Beschreibungen auskommt. Auch wenn man das Ende der 336 Seiten langen Story vielleicht erahnt, so ist der Weg dorthin mit etlichen Irrwegen, Stolpersteinen und allerlei Überraschungen gepflastert.
Der neueste Roman von Brigitte Janson birgt eine mitreißende Schreibweise vollgepackt mit vielen Emotionen, unterhaltsamen Dialogen, wundervollen Schauplatzbeschreibungen und einer angenehmen Sprache, so dass man nur so durch die Seiten fliegt. Das Ende kommt leider viel zu schnell und ich würde gern noch weitere Romane der sympathischen Autorin lesen.
FAZIT: "Winterapfelgarten" ist für mich ein richtiges Wohlfühlbuch, das mir dank der unterhaltsamen Geschichte samt Irrungen & Wirrungen, liebenswerten Charakteren und einem ausdrucksstarken Schreibstil ein paar schöne Lesestunden geschenkt hat. Diese zauberhafte Lektüre erhält von mir ganze 5 (von 5) Punkte und eine Leseempfehlung.
  [REZENSION]

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