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Wilder Winter| Joe R. Lansdale |Verlag: Golkonda Verlag 2019
Seiten: 208 ISBN: 9783965090002MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-Wilder Winter Texas in den 1980er-Jahren. Die Freunde Hap und Leonard halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als Trudy - Haps Ex-Frau - unvermutet erscheint, hat sie einen lukrativen Coup im Gepäck, der den Geist der 60er-Jahre-Bewegung in die Gegenwart holen sowie Hap und Leonard eine Stange Geld einbringen soll.„Wilder Winter“ ist der erste Teil von Joe R. Lansdales Reihe um Hap und Leonard - eher ungleiche Freunde, die am gleichen Punkt im Leben angekommen sind.
Trudy steht bei Hap vor der Tür und will ihn unbedingt für ihr Unternehmen gewinnen. Dabei setzt sie alle Waffen der Weiblichkeit ein, weil sie weiß, welche Knöpfe sie bei ihrem Ex-Mann betätigen muss. Angeblich warten im Sabine River mehrere hunderttausend Dollars, die bei einem Banküberfall sozusagen über Bord gegangen sind.
Mit von der Partie ist eine wilde Truppe übrig gebliebener Kämpfer gegen das Establishment, die mit dem Geld die 1960er-Jahre auferstehen lassen wollen.Nachdem klar ist, dass Hap ohne Leonard keinen Finger rührt, lassen sich die Freunde auf dieses merkwürdige Abenteuer ein, das auf seine Art mitreißend, witzig und amüsant zu lesen ist.
Angeblich sind Hap und Leonard unterschiedlich, doch das war vielleicht vor zwanzig Jahren so. Hap hat den Kriegsdienst in Vietnam verweigert und ist dafür freiwillig in den Knast marschiert. Hingegen hat sich der schwarze und schwule Leonard einige Orden in dem umstrittenen Krieg verdient, die ihm in der Gegenwart auch nicht helfen.
Mittlerweile sind beide hartgesottene Typen, die mit rohem Charme ironisch ihres Weges gehen. Insgesamt kann man sie als abgerissene Figuren bezeichnen, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Mir gefällt dieses aufgeblasene Cowboy-Gehabe. Obwohl die Figuren überzogen sind, finde ich es absolut authentisch erzählt. Beim Lesen habe ich meist ein Schmunzeln im Gesicht, weil Lansdale Ereignisse und Dialoge trocken rüber bringt. Lansdales derben Esprit muss man eben mögen, weil sein eigener Humor gefühlt auf direktem Weg aus der Wüste kommt.
Oberflächlich betrachtet haben seine Geschichten einen primitiven Grundton. Sie setzen auf Humor, Blut und verstörende Gemetzel. Meiner Meinung nach sind darin ganz geschickt tiefgründige Themen und eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik verpackt. Ich merke deutlich, dass der Autor gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung einsteht - auch wenn seine Art dies zu zeigen äußerst individuell ist.
Ich mag diesen schwarzhumorigen, nüchternen Stil. Mir gefällt, dass Lansdale jugendliche Illusionen auf’s Korn nimmt und mit den reiferen Blick der Erfahrenheit alles nicht so eng sieht. Es gibt keine Schwarzweißmalerei. Die Farben sind verwischt und es ergibt sich ein schillerndes Bild, wie vom Leben abgemalt.
Bemerkenswert sind zudem die Facetten von Texas, die der Autor dem Leser vor Augen führt. Wer hätte bei dem amerikanischen Bundesstaat jemals an Schnee und Rollsplitt gedacht? Ich hatte bisher nur trockene Wüste und schwülen Dschungel vor Augen, was dank Lansdale nun berichtigt ist.
Im Endeffekt hat mir mein erstes Abenteuer mit Hap und Leonard großen Spaß gemacht. Ich fand es interessant, diese beiden abgerissen Typen näher kennenzulernen, ihnen über die Schulter zu schauen, und gemeinsam einen wilden Winter in Texas zu erleben. Für meinen Teil freue ich mich, wenn es mit dem zweiten Band - „Mucho Mojo“ - weitergeht.
________________MEINE BEWERTUNG★★★★★Hap & Leonard:1) Wilder Winter
2) Mucho Mojo
3) Bärenblues
4) Schlechtes Chili
5) Rumble Tumle
6) Machos und Macheten
7) Das Dixie-Desaster
8) Rote Rache
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