Rezension | „Wicker King“ von Kayla Ancrum

Von Nightingale @nightingale78

Autorin: Kayla Ancrum / 320 Seiten / Übersetzung: Uwe-Michael Gutzschhahn / Gebundenes Hardcover mit Schutzumschlag / Verlag: DTV / erhältlich bei: Bücher.de,

Der Inhalt…

Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.

Lass dich mitnehmen in die Welt von Jack und August! Aber gibt es sie wirklich?

Mein Resumé…

THE WICKER KING ist eine äußerst schwerfällige und komplexe Geschichte über zwei Jungen und den zunehmend schlechteren Zustand ihrer psychischen Verfassung, sowie ihrer bizarren Co-Abhängigkeit voneinander. Die Aufmachung des Buches ist das größte Highlight an dieser ungewöhnlichen Geschichte. Das Design ist großartig und man bekommt schnell vermittelt, wofür die immer dunkler werdenden Buchseiten stehen. Ohne jeden Zweifel war dies eine fantastische Art, die Bedrohlichkeit welcher Jack und August ausgesetzt sind, hervorzuheben.

Die Beziehung zwischen August und Jack ist zugleich verstörend und faszinierend. Kayla Ancrums Erzählform in sehr kurzen Kapitelabschnitten ist grob und roh, und verleiht dadurch der Erzählung eine düstere Stimmung.

So sehr ich mich auch in das allgemeine Konzept und den Verlauf der Geschichte verliebt habe, konnte ich mich in die Geschehnisse einfach nicht einfühlen. Es fiel mir auch zunehmend schwerer August und Jacks Gedankenstränge zu verstehen. Das Bild wurde immer verzerrter, was sicher auch Sinn und Zweck für die Autorin war, um die Krankheit darzustellen. Die bereits erwähnten kurzen Kapitel/Momenten geben dem Handlungsverlauf auf der einen Seite das gewisse Etwas, auf der andere Seite hatte ich persönlich das Gefühl, dass genau diese Form der Grund für mein Verbindungsproblem mit den Figuren war. Mir war die Charakterzeichnung der Beiden zu sehr auf das Krankheitsbild ausgerichtet. Eine Person, mit mentaler/psychischer Störung sollte niemals nur über sein Krankheitsbild definiert werden.

Das abrupte Ende ließ mich dann leider auch etwas enttäuscht zurück, da es mir keinen ‚aha-Moment‘ bot. Hier hätte die Autorin gerne ein paar Seiten mehr investieren können.

Zum Ende meiner Besprechung möchte ich hervorheben, dass ich bei THE WICKER KING mit meiner abschließenden Meinung und Bewertung eher in der Minderheit der Blogger-Community zu sein scheine. Die drei Sterne Bewertung bedeutet nicht, dass ich Kayla Ancrums Debüt nicht mochte. Die Idee, gepaart mit der Aufmachung des Buches ist außergewöhnlich. An der Ausarbeitung der Figuren haperte es jedoch.

Ungewöhnliche Bücher mag ich sehr. Der »Wicker King« polarisiert definitiv, nur fehlte mir genügend Vorstellungskraft.

Tacheles…

Insgesamt betrachtet bietet Kayla Ancrum mit THE WICKER KING eine überaus dunkle Lektüre. Sie ist mutig und hat eine Richtung eingeschlagen, die ich mir mehr im YA-Bereich wünschen würde. Ich liebte das Design und das Konzept des Buches, konnte mich aber aufgrund der zu groben Charakterzeichnungen nicht so wirklich auf Jack und August einlassen.

*Rezensionsexemplar – Dieses Buch wurde mir vom Verlag gegen den Austausch einer unabhängigen Beurteilung zugesandt. Für dieses Vertrauen bedanke ich mich sehr. Die Rezension spiegelt meine freie Meinung wieder.