Rezension | "Wer weiß, was morgen mit uns ist" von Ann Brashares

| cbj | Hardcover | 320 Seiten | €16,99 | Amazon |


Die 17-jährige Prenna lebt mit ihrer Mutter in New York, seit sie zwölf ist. Doch was vorher war und wo sie herkommt, darf sie niemandem erzählen. Eine Pandemie hat Millionen Opfer gefordert, und zusammen mit wenigen anderen ist es Prenna gelungen, in unsere Gegenwart zu entkommen. Jetzt tun sie alles, um ihre Herkunft geheim zu halten. Deshalb gelten strenge Regeln für Prenna: möglichst kein Kontakt zu den Mitschülern, nicht mehr Worte als nötig. Sich mit einem Jungen aus der Schule zu verabreden, ist selbstverständlich ausgeschlossen. Prenna hält sich daran. Bis zu dem Tag, an dem ihr Ethan Jarves begegnet und sie sich Hals über Kopf verliebt …


Wer weiß, was aus diesem Buch geworden wäre, wenn es noch ein bisschen mehr als das gewesen wäre, denn in "Wer weiß, was morgen mit uns ist" erzählt Ann Brashares eine spannende Zeitreisegeschichte mit dystopischen Elementen und überzeugt mit einer faszinierenden Grundidee. Die Umsetzung jedoch schwächelt an manchen Stellen und wird den meisten Lesern wohl nicht "groß" genug sein, denn eine solch komplexe Geschichte in 320 Seiten zu erzählen ist schon ein Kunstwerk - ob das nun positiv oder negativ gemeint ist, sei einmal dahingestellt. Ich muss jedoch trotz kleinen Schwächen gestehen, dass mich die Geschichte um Prenna ziemlich gut unterhalten konnte und ich das Buch einfach als kleine Praline für Zwischendurch gelesen habe. Meine Erwartungen waren mit dem kompatibel, was ich letztendlich bekommen habe und vermutlich hat mir "Wer weiß, was morgen mit uns ist" eben genau deswegen so gut gefallen.
Schon mit den ersten Worten hat mich die Geschichte um Prenna gefangen genommen, was sicherlich unter anderem Brashares flüssigem und guten Erzählstil zuzuschreiben ist, andererseits aber auch damit zu tun hat, dass sich die Grundidee abhebt und sich unverbraucht und originell lesen lässt. Man hat während des Lesens nicht das Gefühl, die Geschichte schon einmal ähnlich irgendwo gelesen zu haben und genau das hat sie für mich interessant gemacht - selbst mit den vielen Macken und Schwächen, die es hat. Und das spricht meiner Meinung nach definitiv für ein Buch! Als Vielleserin kann ich dem Buch einige Dinge nicht absprechen, aber mal ganz ab von Buchbewertungen und objektiven Betrachtungen war "Wer weiß, was morgen mit uns ist" eben doch ein Buch, das mich gefesselt und bei der Stange gehalten hat - eine Tatsache, die durchaus nicht jede Geschichte meistert. Das dieses Buch das selbst mit Macken geschafft hat, ist meiner Meinung nach nur ein Grund dafür, es einfach mal auszuprobieren.
Was die Figuren im Roman angeht, schafft Brashare es nicht immer, mich zu überzeugen. Dafür sind manche Charaktere zu platt, andere zu klischeebehaftet und wieder andere zu wenig ausgearbeitet. Dennoch, Protagonistin Prenna ist eine klare Sympathieträgerin, die zwar hier und da etwas naiv ist und auch nicht unbedingt allzu originell daher kommt, aber im großen und ganzen gefiel sie mir sehr gut. Mein Lieblingscharakter war aber definitiv Ethan, von dem man zwar letztendlich nicht viel erfährt, der aber durch seine Art einfach eine tolle Figur ist und den ich mir gerne aus dem Buch geklaut hätte, einfach, weil er so loyal und liebenswürdig ist. Die Beziehung der Figuren untereinander hätten meiner Meinung nach noch viel mehr und besser herausgearbeitet werden können, gerade zwischen Prenna und ihren Eltern und zwischen Prenna und Ethan - vermutlich hätte die Geschichte so auch mehr an Seiten und Tiefe gewonnen. Das Ende fand ich gelungen, wenn auch etwas zu offen - hier frage ich mich, ob die Geschichte weiter erzählt wird oder ob es tatsächlich so endet. Beide Varianten finde ich vielversprechend, ersteres, weil ich gerne mehr von dieser Welt lesen würde und letzteres  weil es sich eben noch einmal aus der Masse an Jugendbüchern hervorheben würde.

Wer weiß, wie gut dieses Buch wäre, wenn einige Schwächen in der Umsetzung besser herausgearbeitet worden wären - wenn man davon absieht und mit dementsprechenden Erwartungen an die Geschichte herangeht, kann man nur positiv überrascht werden. Objektiv gesehen schwächelt "Wer weiß, was morgen mit uns ist" sehr in der Umsetzung, wobei es mit einer genialen Grundidee aufwartet, subjektiv kann ich aber nur sagen, dass mich dieses Buch gefesselt hat und ich mich sehr unterhalten gefühlt habe. Einfach mal ausprobieren, vorher nicht zu viel darüber lesen und unvoreingenommen an die Geschichte gehen - ich glaube, dann kann man mit "Wer weiß, was morgen mit uns ist" viel Spaß haben. Kritisch und objektiv gesehen wäre es wohl ein 3 bis 3,5 Herzen Buch, aber was soll ich sagen? Mein Herz sagt vier - und ich bin ein Herzensmensch!

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