Rezension: Wer schön sein will muss sterben von Michele Jaffe

Und die meisten der Wir vermissen Dich - und Werd schnell gesund - Grüße sind Lügen - eben weil ich sehr beliebt bin. Das ist die Ironie. Die grausame Lektion, die ich gelernt habe. In Filmen lieben alle die Prinzessin, aber im wirklichen Leben ist das anders. Beliebtheit ist kein zweischneidiges Schwert; es hat nur eine Schneide - töten oder getötet werden. Der Platz an der Spitze der sozialen Pyramide ist begrenzt und sobald du sie erreicht hast, gibt es nur noch eine Richtung, in die du gehen kannst, und genügend Leute, die dich dorthin stoßen wollen. - Seite 13

Jane Freeman ist sechzehn Jahre alt. Eines Nachts besucht sie eine Party. Eine Nacht, in der sie glücklich sein sollte. Jane erwacht am nächsten Tag jedoch im Krankenhaus. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Ihr wird gesagt, dass sie einen Unfall hatte, bei dem Fahrerflucht begangen wurde. Während sie zahlreich von Freunden und ihrer Familie besucht wird, kommen die Erinnerungen Stück für Stück wieder. Jemand wollte Jane töten, aber wer? Und aus welchem Grund?

Manche denken vielleicht, wenn man gelähmt ist, kann man keinen Schmerz empfinden. Aber so ist es nicht. Man kann sich nicht bewegen, aber es kann wehtun. Es kann mehr wehtun, als man sich vorstellen kann. - Seite 75

Meine persönliche Meinung:

Ich habe schon sehr viel gutes von Michele Jaffe gehört. Ich lese gerne spannende Bücher und da mich Titel und Klappentext dieses Buches sehr neugierig gemacht haben, konnte ich einfach nicht daran vorbei gehen. Als einen Psychothriller kann ich dieses Buch jedoch nicht beschreiben. Die Bezeichnung Jugendbuch würde hier eher passen.

Und wir würden uns so ansehen, als würden wir jemanden auf der Straße sehen, den wir zu erkennen glauben, uns aber nicht sicher sind. Jemand, von dem man sich von ganzem Herzen wünscht, dass er es ist, aber in Wirklichkeit ist er nur ein Fremder. Und man fühlt eine Art tiefe Sehnsucht, die schmerzt wie eine klaffende Wunde. Und die Unfähigkeit, sie zu schließen, ist so frustrierend, macht zornig und zutiefst einsam. - Seite 95

Die Geschichte wird von der ersten Seite an schon spannend aufgebaut. Man lernt Jane und ihre Familie sowie ihren Freundeskreis etwas näher kennen. Jane und ihre Freunde bereiten sich auf eine Party vor. Die Vorfreude ist groß und doch geschieht in dieser Nacht alles anders als gedacht. Jane ist sehr beliebt in ihrer Schule und sie ist mit dem heißesten Typen der Stadt zusammen. Aber schon ganz bald wird sie halbtot in den Dornen eines Rosenstrauchs gefunden.

Meine Narben würden unsichtbar werden. Alles würde wieder so werden, wie es war. Ich musste nur noch lernen, dass es Narben gab, die keine Wunderkur heilen konnte. Narben, die so tief verborgen waren, dass du sie nicht sehen oder erreichen oder verhindern kannst, dass sie wehtun. Narben, die dich töten können. - Seite 140

Jane ist ein Mädchen, dass keinen guten Draht zu ihrer Mutter hat. Sie ist sechzehn Jahre jung und ihre Mama kümmert sich lieber um ihre Arbeit, um stets gut im Rampenlicht zu stehen, und aus allem und jeden Geld und gute Publicity herausschlagen zu können. Selbst als Jane im Krankenhaus liegt und die Presse erfuhr, dass Freeman's Tochter einen Unfall hatte, nutzt sie dies wiederum aus, um in der Presse und somit im Gespräch sein zu können. Während Jane selbst immer als das oberflächliche und verwöhnte Mädchen galt, kommt durch diesen schrecklichen Unfall erst ihr wahres Gesicht zum Vorschein.

Häufig verdrängen wir Dinge, auf deren Erinnerung wir noch nicht vorbereitet sind. Das hinterlässt Lücken, und wir versuchen sie auszufüllen, häufig mit erfundenen Geschichten. Unter dem Druck, es zu verdecken, produziert Ihre Psyche Phantasien. Es ist wie ein künstlicher Nebelschleier, Irreführung. - Seite 220

Ich habe eine Weile gebraucht um mit der Geschichte so richtig warm zu werden. In den einzelnen Kapiteln sind immer wieder Zeitsprünge versehen, an die ich mich erst gewöhnen musste. Einige Logikfehler, die ebenfalls immer wieder auftauchten, trübten meine Lesevorfreude, auf die weiteren Kapitel, doch ein wenig. Jedes Kapitel endet mit einem gemeinen Cliffhanger, die den Leser immer wieder weiterlesen möchte. Auch mir ist es manches mal schwer gefallen, das Buch zur Seite zu legen. Schade fand ich, dass die Charaktere in der ganzen Geschichte eher flach gehalten und sehr auf ihr äußeres reduziert wurden. Über manche erfuhr man etwas mehr, bei den anderen eher weniger. Eine Beziehung konnte man dadurch nur sehr schwer aufbauen.

Die wahren Beweggründe des Täters verstehe ich bis heute nicht. Dem Leser wird der angebliche Grund zwar genau geschildert, der für mich jedoch keinen Sinn ergeben hat, und mich nicht zufrieden und völlig schleierhaft zurück gelassen hat.

Ich hab dich nicht beleidigt. Du hast mich beleidigt. Ich war offen zu dir. Ist das so ungewöhnlich in deiner blütenstauberfüllten Welt, dass du diese zwei Dinge nicht unterscheiden kannst? - Seite 227

Schade nur, dass die Autorin aus dieser grandiosen Idee nicht mehr daraus gemacht hat. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Jugendthriller/Jugendbücher gelesen, dass mir diese Geschichte im Vergleich zu anderen etwas schwach vorkam. Ein spannender Schreibstil, der mir wirklich gut gefallen hat, mit einer angepassten jugendlichen Sprache, der die 450 Seiten sehr flott lesen ließ. Das Thema Freundschaft, Anerkennung und im Mittelpunkt zu sein ist in diesem Buch ganz groß im Vordergrund. Themen die wirklich gut dargestellt und ausgearbeitet wurden. Mit einer wunderbaren inneren Buchgestaltung kann dieses Buch definitiv auch nochmal punkten. Hier hat der Verlag eine sehr gute Arbeit geleistet.

Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, trotz meiner genannten Kritikpunkte, die Geschichte zu lesen. Ich habe mit großer Freude herumgetüftelt wer der Täter denn nun sein könnte und welche Gründe er hatte, diese Tat zu begehen. Ein spannendes Jugendbuch für zwischendurch, das jedoch noch viel Potenzial nach oben gehabt hätte.


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