¡Rezension!: Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Von Collectionofbookmarks

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones?
Autor/in: Craig SilveyVerlag: RowohltOriginaltitel: Jasper Jones
Seitenzahl: 416
Preis: 16,95 € (D)
ISBN:
978-3-499-21613-8

Klappentext:
Australien 1965. Mitten in der Nacht wird der 13-jährige Charlie Bucktin vom Klopfen an seinem Fenster geweckt. Draußen steht Jasper Jones, der Außenseiter der kleinen Stadt Corrigan und zugleich ein unbestimmter Held für Charlie. Jasper bittet ihn um Hilfe, und so stiehlt sich Charlie mit ihm durch den nächtlichen australischen Busch – voller Angst, aber auch voller Abenteuerlust. Auf einer geheimen Lichtung wird Charlie Zeuge von Jaspers schrecklicher Entdeckung. Mit diesem beklemmenden Geheimnis in seinem Herzen durchlebt Charlie eine Zeit der Angst, der falschen Verdächtigungen – und des Erwachens. In einem einzigen drückend heißen Sommer, in dem sich Charlies Leben für immer verändert, wird er lernen, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und sich vor Gerüchten zu fürchten wie vor einem Fluch.

Ein rezensionsfauler Monat liegt hinter mir und es schien auch jetzt nicht besser zu werden. Ein Knaller muss her, ein Aufrüttler. Jasper Jones kam eher zwanghaft auf die Leseliste, weil mich eine Kollegin um meine Meinung bat. Ja gut, das Buch ist für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, aber muss das jetzt wirklich sein? Und dann begann ich zu lesen und ans Aufhören war nicht zu denken...

Fast ist es mir peinlich zuzugeben, dass ich über ein halbes Jahr an diesem Buch vorüber ging ohne auch nur in Erwägung zu ziehen, es zu lesen. Großes wurde versprochen, doch Cover wie auch Klappentext schreckten mich eher ab. Mir war klar: dieses Buch lese ich nicht. Das wird nichts für mich sein. Ohne es zu wissen, verhielt ich mich wie viele Charaktere, die in diesem Roman eine Rolle spielen - engstirnig, ängstlich, blind. Erst nach der Lektüre ist mir bewusst geworden, wie falsch ich lag und was für ein Leseerlebnis ich beinahe verpasst hätte.
Es sei schon hier gesagt, dass es sich bei Jasper Jones zwar um ein Jugendbuch handelt, ich aber beim Schmökern schnell merkte, dass der Titel eher für erfahrene und reifere Leser gedacht ist. D.h. Jugendlichen unter 15 (vielleicht auch 16) würde ich dieses Buch grundsätzlich nicht empfehlen, da es Themen aufgreift, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch mit Grausamkeiten und Problemen bestickt sind, dass man während des Lesens nicht nur einmal Schlucken muss. Es ist erschreckend mit anzusehen wie der 13jährige Charlie durch ein einziges, verstörendes Ereignis plötzlich erwachsen wird und die Welt auf einmal mit ganz anderen Augen sieht. Seine Umgebung besteht  nur noch aus Schmerz, Ungerechtigkeit und Hass. Doch warum? Warum tun die Menschen solch schreckliche Dinge? Wieso lügen sie? Wieso töten sie? 
Der Autor erschafft in seinem Werk eine so ehrliche Geschichte mit dermaßen authentischen Figuren, dass ich mich oftmals nicht losreißen konnte. Er konfrontiert uns mit der Wahrheit ohne jeglichen Filter darüber zu stülpen, haut uns Dinge um die Ohren, an denen wir normalerweise schnell vorüber gehen um sie wieder zu vergessen, und führt uns das wahre Gesicht unserer Gesellschaft vor Augen. Dabei verbindet er gleichermaßen Aspekte von Drama und Thriller, und weiß dazwischen dennoch mit seinem frischen, jugendlichen Humor zu punkten. Es mag sein, dass er hin und wieder zu Langatmigkeit neigt - sich in Cricketspielen verliert -, nicht jede Überraschung glückt und er auch Dinge wiederholt, aber irgendwie störte mich dies zwischen all den philosophischen Gedanken kaum.Jetzt kann ich gut verstehen, wieso Jasper Jones für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Ich hätte es nicht anders gemacht.

Wer anspruchsvolle (und das ist sie wirklich) Lektüre sucht, die nachdenklich macht und alles andere als harmlos ist, der sollte über seinen Schatten springen und diesen Roman in die Hand nehmen. Es wird wahrscheinlich nicht für jedermann etwas sein, aber es kann auch jederzeit den richtigen Nerv treffen - so wie bei mir.

 Ich hab mich schon gewundert, dass es so viele Cover zu diesem Buch gibt, aber es scheint schon seine Runde um den Erdball gemacht zu haben. Das deutsche Cover ist leider eines der missglückten.
Erinnert euch das vierte Cover nicht auch ein wenig an "Solange die Nachtigall singt"?

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Der Autor:
Craig Silvey lebt in Fremantle, Western Australia. Bereits mit 19 Jahren schrieb er seinen ersten Roman, «Rhubarb». 2009 erschien «Jasper Jones», der in über 15 Länder verkauft und mit Preisen überhäuft wurde. Neben dem Schreiben ist Silvey Sänger und Songwriter der Band «The Nancy Sikes!».