[Rezension] Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie.

 

[Rezension] Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie.

Cover via Homepage der Autorin

 "When we get out of high school we´ll look back and know we did everything right, that we kissed the cutest boys and went to the best parties, got in just enough trouble, listened to our music too loud, smoked too many cigarettes, and drank too much and laughed too much and listened too little, or not at all. If high school were a game of poker, Lindsay, Ally, Elody and I would be holding 80 percent of the cards."

Before I fall ist der Debutroman von Lauren Oliver, die Autorin die mit der „Delirium“ Trilogie gerade alle Bestsellerlisten knackt. Dass ich mir die beiden ersten Bände der Trilogie nun schon bestellt habe sollte einen kleinen Einblick darüber geben, wie mir dieses Buch gefallen hat.
 

Zur Story (Diesmal Inhaltsangabe von Amazon): Was wäre, wenn heute dein letzter Tag wäre? Was würdest du tun? Wen würdest du küssen? Und wie weit würdest du gehen, um dein Leben zu retten? Samantha Kingston ist hübsch, beliebt, hat drei enge Freundinnen und den perfekten Freund. Der 12. Februar sollte eigentlich ein Tag werden wie jeder andere in ihrem Leben: mit ihren Freundinnen zur Schule fahren, die sechste Stunde schwänzen, zu Kents Party gehen. Stattdessen ist es ihr letzter Tag. Sie stirbt nach der Party bei einem Autounfall. Und wacht am Morgen desselben Tages wieder auf. Siebenmal ist sie gezwungen diesen Tag wieder und wieder zu durchleben. Und begreift allmählich, dass es nicht darum geht, ihr Leben zu retten. Zumindest nicht so, wie sie dachte ...

Meine Meinung: Die Geschichte läuft nach dem Prinzip „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Nur das das Murmeltier hier Higheels trägt und noch zur Schule geht. Und zwar ganz eindeutig in eine amerikanische, denn Samantha (Sam) Kingston und ihre Mädels sind die typischen „Mean girls“: jeder kennt sie, die Jungs fliegen ihnen nur so zu und wer sie nicht vergöttert, der fürchtet sich vor ihnen. Als das Buch beginnt, macht  Sam sich gerade für den Valentinstag zurecht, einer der wenigen Tage im Jahr, an dem sich alle vier Mädels gleich anziehen: schwarzer Minirock, Higheels und das Top mit rotem Fell im Ausschnitt. Die Mädels fühlen sich dabei wer weiß wie toll und wichtig, merken aber nicht dass sie nebenbei mit ihrem Spott Leben zerstören und sie eigentlich von ziemlich vielen Menschen gehasst werden. Naja, hamwa ja alles schomma gehört, wa? Und Mila hier, voll erwachsen natürlich, war sich schon ganz schön sicher dass sie anscheinend viiiel zu alt für das Buch ist. Voll voraussehbar die Geschichte. Hach, man wird ja so aaanspruchsvoll was Literatur angeht, puh. Das war Sonntag Mittag um eins. Ich hab dann aber vorsichtshalber noch ein bisschen weitergelesen und plötzlich war es drei Uhr nachts und ich hatte das Buch durch. 470 Seiten. (Fairerweise ziemlich große Schrift, aber trotzdem.)

"I´m thinking that this - my life, my friends - might be weird or screwy or imperfect or damaged or whatever, but it´s never seemed better to me!"

Lauren Oliver hat hier nämlich dankenswerterweise nicht den typischen gut-böse Teenie Plot verwendet. Sie zeigt so viel Fingerspitzengefühl und vor allem so viel Empathie für ihre Charaktere, dass aus der Geschichte eine dreidimensionale und sehr, sehr zarte Charakterstudie wird, die die Verwirrung des Erwachsenwerdens greifbar macht. Sam bekommt nach und nach mit, dass jede ihrer Taten weitreichende Konsequenzen hat. Selbst die kleinen Seitenhiebe, die unaufmerksam an die Außenseiter ausgeteilt werden. Dabei gelingt der Autorin die Gradwanderung, ihrer Figur weder einen Klaps auf die Finger zu geben, noch nimmt sie sie in Schutz. Sam erkennt ihre Fehler nur langsam, aber sehr nachvollziehbar, und ganz behutsam beginnt unter der „keiner kann mir was“ Fassade der vier Mädchen ihre eigentliche Verunsicherung durchzuscheinen.
Trotzdem schaffen es die hingeworfenen Grausamkeiten der Mädchen, dem Leser den Magen umzudrehen. Lauren Oliver hat da diese miesen kleinen Szenen erdacht, die sich genauso in jeder Schule dieser Welt zutragen könnten. Die Stille im Raum wenn der Außenseiter hereinkommt. Der „lustige“ Spitzname, der jahrelang hängen bleibt. Ein Gerücht, mit Edding aus Mädchenklo geschrieben. 

"The point is, we can do things like that. You know why? Because we´re popular. And we´re popular because we can get away with everything. So it´s circular"

Der Autorin gelingt das Kunststück, dass man am Ende des Buches trotzdem niemanden hassen muss. Das einzige Wort was mir hier einfällt ist „liebevoll“. Sie behandelt auch ihre verabscheuenswürdigsten Charaktere so liebevoll, dass der Leser am Ende der Geschichte eine Lektion gelernt hat. Und diese Lektion ist nicht nur: „Bedenke deine Taten, tu keinem weh und sei nicht fies zu Außenseitern“ sondern noch viel eher Versuche auch die schillernden, arroganten Promqueens dieser Welt liebzuhaben“. Denn die haben es mindestens genauso nötig.
Fazit: Eine sanfte und absolut lesenswerte Geschichte über das Erwachsenwerden von einer großartigen, großzügigen und sehr klugen Autorin. Toll erzählt, hochspannend und nicht nur für Teenies lehrreich.


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