Klappentext:
Jedes Jahr im April empfängt Blue die Seelen derer, die bald sterben werden, auf dem verwitterten Kirchhof außerhalb ihrer Stadt. Bisher konnte sie sie nur spüren, nie sehen – bis in diesem Jahr plötzlich der Geist eines Jungen aus dem Dunkel auftaucht. Sein Name lautet Gansey, und dass Blue ihn sieht, bedeutet, dass sie der Grund für seinen nahen Tod sein wird. Seit Blue sich erinnern kann, lebt sie mit der Weissagung, dass sie ihre wahre Liebe durch einen Kuss töten wird. Ist damit etwa Gansey gemeint?
Maggie Stiefvater verdient bei mir immer einen zweiten Blick, was hauptsächlich an ihren außergewöhnlichen Ideen und ausgereiften Charakteren liegt. Auch dieses Werk klang wieder ganz interessant, wollte aber nicht ganz mein Verlangen danach wecken. Nach so vielen positiven Rezensionen dazu, musste ich es aber dann doch haben ... und gleich verschlingen.
Ein Mädchen, was Geister sehen kann, von einer Wahrsagerin abstammt und niemals seine wahre Liebe küssen darf? Klingt nicht gerade vielversprechend und auch eher nach einem Buch, was schnell wieder in Vergessenheit gerät. Wahrscheinlich wäre genau das auch geschehen, wenn Blue die einzige Protagonistin der Geschichte geblieben wäre. Tatsächlich kam sie aber kaum zu Wort, denn neben ihrem eher gedeckten Charakter durfte ich auch vier weitere, ganz bezaubernde männliche Hauptfiguren kennen lernen, die eine Freude in mir erweckt haben, welche ich kaum in Worte fassen kann. Sie bildeten für mich ein ausgeglichenes Gespann, das ich hier und da auch gerne mit den Rumtreibern aus Harry Potter vergleichen wollte. Jeder mit seinen besonderen Eigenarten, jeder mit seiner besonderen Geschichte, und jeder von ihnen auf seine eigene Art unwiderstehlich. Da, wo andere Autoren vergeblich versuchen mir nur einen einzigen Protagonisten schmackhaft zu machen, schaffte es Frau Stiefvater gleich mit vieren. Fazit: Begeisterung pur.
Wer allerdings bereits Romane der Autorin gelesen hat, wird sich über diesen Fakt nicht wundern, denn schon in ihren letzten Büchern hat sie bewiesen, dass ihr das Erschaffen von ausgefallenen und tollen Charakteren ziemlich leicht zu fallen scheint. Genauso wie das Auswählen von erstaunlichen, mir vorher immer so unbekannten Themen. Diesmal beschäftigen sich ihre Helden mit Wahrsagerei, Magie und Riten, die mir manchmal sogar einen Schauer den Rücken hinunter laufen ließen. Friedhöfe werden besucht, Geister beschworen, in die Zukunft gesehen und Karten gelegt, das aber auf eine so ernste Weise, dass man sich nicht einmal darüber zu lachen wagt. Mich hat die Geschichte dermaßen in den Bann gezogen, dass ich, beinahe so besessen wie Gansey, die Wörter nur so in mich einsaugte.
Aber warum auch nicht? Stiefvaters Worte sind alles andere als Fast Food und bereichern die Jugendbuchwelt ungemein. Es ist ein wahrer Schmaus ihren Sätzen zu folgen und den Metaphern zu lauschen, besonders wenn dies in Verbindung mit der Natur geschieht. Sie schreibt schön, sodass es zu ihren durchdachten Figuren passt, und nie so hochtrabend, dass man glauben würde, sie hätte sich alles fein säuberlich zurecht gelegt. Was heißen soll: Sie verzaubert mich immer wieder.
Und gibt es neben den vielen Schwärmereien nun auch Minuspunkte?Ich muss sagen, die gibt es kaum. Manche mögen behaupten die Story würde nicht vorangehen und plätschere nur so dahin. Mir fiel das allerdings nicht auf, was vielleicht daran lag, dass ich so von den Figuren eingenommen war. Mir ist es sowieso wichtiger es mit wohl überlegten Charakteren zu tun zu haben, denn was bringt mir eine schnelle, spannende Handlung, wenn mich ihre Helden total kalt lassen? Wer es aber eher hektisch mag und ruhigen Büchern nicht so viel abgewinnen kann, der wird da allerdings ein Manko sehen.Für mich war eigentlich nur die weibliche Protagonistin und der letzte Satz des Buches eine Enttäuschung. Blue hatte neben ihren Mitspielern einfach keine Chance aus sich heraus zu kommen und war deswegen nicht wirklich einprägsam. Ich wünsche ihr dafür mehr Glück im zweiten Teil.Und was den letzten Satz betrifft, so ist es nicht der Cliffhanger, der mich stört, sondern dieses plötzliche Einsetzen dessen, als hätte die Autorin keinen guten Übergang gefunden, wollte das Buch aber unbedingt überraschend enden lassen.
Wen der Rabe ruft hat heute Ruht das Licht von seinem ersten Platz der Maggie Stiefvater-Romane geschubst und darf sich nun mein Lieblingsbuch der Autorin schimpfen. Die Mischung aus ausgereiften Figuren (ich kann es nicht oft genug sagen), mysteriöser Story und brillanter Idee hat mich gekonnt um den Finger gewickelt und lässt mich sehnlichst nach mehr schreien.
Vier Teile sollen es übrigens werden... schnief ... noch so lang hin.
Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welches Cover ich besser finde. Während mir das deutsche wegen der äußeren Erscheinung besser gefällt, passt der Rabe und der verwirrende Zeichenstil mit dem er erschaffen wurde irgendwie besser zur Story. Ach egal, beide toll.