|Rezension| "Weil ich Will liebe" von Colleen Hoover

| dtv | Taschenbuch | 368 Seiten | €9,99 | Amazon |


Ich habe das Gefühl, dass das jetzt endlich unser Jahr wird - Lakes und meins.
Es ist jetzt über ein Jahr her, dass Will Layken zum ersten Mal begegnet ist. Und ihre Liebe scheint täglich stärker zu werden. Doch als Will im neuen Studienjahr auf seine Ex-Freundin Vaughn trifft, beschließt er, Layken nichts davon zu erzählen. Ein fataler Fehler, denn als Layken die beiden zufällig sieht, missversteht sie die Situation. [via Amazon]
Warum muss man alles ausreizen bis es schlabbrig und verbraucht ist? Warum kann eine tragische Liebesgeschichte nicht einfach eine tragische Liebesgeschichte bleiben? Und warum muss sinnloses Drama geschaffen werden, um etwas altes wieder aufwärmen zu können - ähnlich im Geschmack, aber fad? All diese Fragen werden wohl weder Colleen Hoover jemals beantworten können, noch die allermeisten je überhaupt stellen, denn auch wenn "Weil ich Will liebe" absolut nichts neues bietet, scheint die Geschichte immer noch zu funktionieren - nur eben für mich nicht. Nachdem mir "Weil ich Layken liebe" mit einigen Bauchschmerzen hier und da eine schlaflose Nacht beschert hat, weil ich nicht aufhören konnte, zu lesen, war ich nach den ersten Seiten des Nachfolgers ziemlich schnell ziemlich ernüchtert: die Chemie ist weg. Da kann Frau Hoover noch so sehr mit (ziemlich blassen) Poetry Slam Texten um sich werfen und noch so viel Dramatik schaffen - die Chemie ist weg und sie kommt auch während des ganzen Buches nicht wieder zurück.
Schade, denn "Weil ich Layken liebe" hätte gut und gerne ein Einzelband sein können, vielleicht hätte sein Folgeband ihn dann auch für mich nicht kaputt gemacht, aber leider ist es so. Vielleicht, weil er aus der Sicht von Will da anknüpft, wo "Weil ich Layken liebe" endete und so das "Feeling" einfach hin ist, vielleicht aber auch, weil nichts an diesem Roman wirklich echt wirkt. Nicht die Geschwister (beide 11) von Will und Layken, die sich aufführen wie kleine Erwachsene und absolut nichts Kindliches haben (ebenso wie die Nachbarstochter übrigens!), nicht die vielen Schicksalsschläge, die einmal mehr auf die Protagonisten einschlagen. Alles wirkt konstruiert und gewollt, überladen und unecht, sodass ich während des Lesens nicht nur gelangweilt die Seitenzahl betrachtete, um zu wissen, ob es bald endlich vorbei ist, sondern auch ziemlich genervt war von dem ganzen Drama, das tatsächlich immer gleich gelöst wird - durch einen Poetry Slam. Ja, Überraschung, überraschung, das gab es schon im ersten Teil und weil es ja so gut funktioniert, wird es ausgeschlachtet, bis man sich denkt, nie wieder einen Slamtext lesen zu können, ohne sich zu übergeben - sorry, aber irgendwann reicht es einfach.
Aber nicht nur die Handlungsabläufe sind immer gleich und blass, auch die Figuren fügen sich perfekt in ihre stereotypen Formen, die Themen sind vorhersehbar und klischeehaft und letztendlich geht es doch immer wieder um denselben unnötigen Kram. Layken war mir das ganze Buch über absolut fremd - womöglich, weil sie aus der Perspektive von Will einfach absolut grau wirkt, aber auch Will hatte wenig Identifikationspotenzial und hat in meinen Augen die meiste Zeit auch absolut unüberlegt und selten dämlich gehandelt. Wer bitte gibt seiner arroganten Exfreundin einen Kuss auf die Stirn, wenn er a) nichts mehr von ihr will, b) weiß, dass seine Freundin gleich kommt und c) weiß, dass das jemanden verletzen könnte? Das ganze Netz, dass Will um sich herum aufbaut, wirkt konstruiert und lächerlich, unverständlich und unrealistisch - vor allen Dingen, weil er es (wie jedes Mal) mit einem Poetry Slam lösen kann. Also, bitte...
Manchmal sollte man eine Geschichte nicht weiter ausschlachten und sie einfach einmal so stehen lassen, wie sie ist, weil weniger manchmal mehr ist. Dieses Prinzip hat Colleen Hoover aber eindeutig nicht verstanden, und hat mir mit ihrem Folgeband "Weil ich Will liebe" die unterhaltsame Liebesgeschichte zwischen Will und Layken ein wenig mies gemacht. Dasselbe Schema wird 88634x wiederholt und endet immer da, wo es angefangen hat. Nicht einmal sonderlich unterhaltsam ist die Geschichte noch und so bleibt "Weil ich Will liebe" ein Schrei im Nichts. Ich vergesse dieses Buch ganz einfach. Weil ich "Weil ich Will liebe" einfach gar nicht liebe. Überhaupt nicht. Nicht einmal annähernd.

Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas. Ihren Erstling ›Weil ich Layken liebe‹ veröffentlichte sie zunächst als E-Book und stand damit sofort auf der New York Times-Bestsellerliste. Mittlerweile hat sie weitere Romane geschrieben, die allesamt eine große Fangemeinde haben und zu internationalen Bestsellern wurden. [via dtv]
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