Diese Tatsache kompensieren die Autorinnen gut damit, dass sie nur wenig preisgeben - das klingt widersprüchlich, ist aber tatsächlich die Wahrheit, denn auch wenn die Geschichte atmosphärisch viel zu bieten hat, so halten d'Arachart und Wedler doch einige Lösungen und Tatsachen bis zum Ende zurück bzw. halten sich was einige Erklärungen angeht sehr bedeckt, was einmal mehr dazu führt, dass man unbedingt weiterlesen möchte und die Spannung und Neugierde konsequent bewahrt bleibt. Zwar ist es zeitweise auch etwas mühselig, sich im Kopf einiges selber zusammenreimen zu müssen, aber andererseits fordert das den Leser ab und an, sodass er nicht völlig hirnlos liest, sondern zwischendurch auch einmal selbst einige Lücken schließen muss. Allein das macht Lust auf den Folgeband (der übrigens im Juni dieses Jahres erscheint) und hat eine fesselnde Spannung als Konsequenz. Doch für diese sind nicht nur die fehlenden Wissenslücken verantwortlich, sondern auch die vielen Orte und Umgebungen, die die Autorinnen bildhaft zu beschreiben wissen. Man lernt einiges von der Welt kennen und auch wenn man einige Ideen schon kennt (Niemandsland) und das typische Kastensystem, so wirkt dies nie langatmig oder einfallslos.
Mit der Protagonistin Jolette wurde ich bis zum Ende nicht richtig warm, obwohl sie eine sympathische Persönlichkeit ist. Vielleicht liegt das daran, dass sie bis zum Ende auch keinen richtigen und bestimmten Charakter hat - schließlich weiß sie von ihrer Vergangenheit nichts und gerade diese ist ja für die Persönlichkeit des Menschen verantwortlich. Zeitweise fiel es mir daher auch ein wenig schwer, immer mit ihr mitzufiebern - dafür mochte ich aber die anderen Figuren sehr, allen voran Cy, der mir direkt ans Herz gewachsen ist und sich auch gerade zum Ende hin zu einer absolut charismatischen und tollen Figur gemausert hat. Hinzu kommen Patience, die auch eine schöne Entwicklung hinlegt und eine weitere Figur, die aber erst ab der Mitte eine wesentliche Rolle spielt und ebenfalls sehr unterhaltsam und humorvoll ist. Auf Platz Nummer 1 steht übrigens Hündin Mali, in die ich mich sehr verliebt habe und die hoffentlich auch weiterhin wichtig bleibt. Ebenso überzeugen die verschiedenen Beziehungen der Figuren untereinander, wobei das meiste hier wirklich selber herausfinden muss - gerade das Ende hat dem ganzen nochmal das Krönchen aufgesetzt und mich wirklich sehr neugierig auf den nächsten Band gemacht.
Sowieso bin ich sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiterhin entwickelt wird. Wie gesagt weiß man ja prinzipiell erst einmal nur wenig über die Vergangenheit dieser Welt, auch wenn einiges aufgelöst und erklärt wurde. Für mich standen aber in erster Linie auch gar nicht die dystopischen Elemente, sondern viel mehr die Figuren und ihr kleiner Road Trip durch Europa, wobei man das wohl schon als Hetzjagd bezeichnen könnte. Auch die Geschichte der Cupids, die zwischenzeitlich kursiv abgedruckt wurde, ist interessant und bringt einige spannende Einblicke in diese Welt - hier gilt allerdings tatsächlich: selber herausfinden und lesen, denn ansonsten würde ich einfach zu viel vorweg nehmen und gerade das Grübeln, Nachdenken und Kennenlernen macht doch bei solchen Geschichten am meisten Spaß!
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