Es ist diese mystische, warme Atmosphäre, dieses Gefühl in einem Raum mit Kamin zu sitzen, in dem das Feuer behaglich knistert und eine angenehme Stimme erklingt, die einem vorliest, die "Wainwood House" ausmacht. Zwar gibt es auch spannende und sogar gruselige Momente, die letztlich alle zu einem großen Finale führen, doch für mich war weniger die Geschichte, als viel mehr das Kennenlernen der Figuren und der Zeit der Punkt, der dieses Buch so aufregend machte. Die kleinen Einblicke in die Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts und die Stellung der Frau, die Entwicklungen der Zeit und der Umgang mit andersartigen Menschen, waren einfach ungeheuer unterhaltsam, informativ und interessant. Die ganze Zeit über hat man tatsächlich das Gefühl, dass das, was geschieht, vor einigen Jahren wirklich so passiert sein könnte und diese Authentizität hat dem Buch noch einmal das gewisse Etwas verliehen. Dazu den ägyptisch-mystischen Einschlag, der immer wieder geschickt in das Geschehen eingebaut wurde - und schon hat Stoffers eine interessante und spannende Geschichte erschaffen!
Dabei sind es vor allen Dingen die verschiedenen Fäden und Verknüpfungen, die irgendwann zusammenlaufen, ineinander übergehen und sich verbinden, die überzeugen. Stoffers baut eine unterschwellige Spannung auf und streut immer wieder kleine Häppchen ein, die am Ende das große Ganze ergeben. So gibt es Abschnitte, die zwar etwas langatmiger sind, aber dennoch wichtige Informationen liefern - oder eben schöne Einblicke in das Leben einer Familie in dieser Zeit bieten, was mir - wie bereits erwähnt - mit am besten gefallen hat. Zwischendurch kündigen sich immer wieder Handlungsstränge und kleine Andeutungen an, die nicht immer fortgeführt werden, aber in den Folgebänden sicherlich noch wichtige Rollen spielen werden - so zum Beispiel Julians Schicksal (*SPOILER* und seine Beziehung zu Sam, die viel mehr ist, als man erst angenommen hat *SPOILER*), Pennys Beziehung zu Lord Nyles und auch Janes Geschichte wird sicherlich weiter erzählt werden.
Die Figuren sind sympathisch und facettenreich, wenn auch teils ein wenig stereotypisch - die hochnäsige Schwester beispielsweise, die alles besser kann und weiß als Penny. Hier treffen spannende Einfälle und altbekannte Gerüste aufeinander, die meistens zu überzeugen wissen. Allerdings fällt es ein wenig schwerer, die Figuren ins Leserherz zu schließen, denn die Perspektiven wechseln so häufig zwischen unzähligen Charakteren hin und her, dass man anfangs noch etwas verwirrt ist. Spätestens ab der Hälfte jedoch wird man Penny, Jane und Julian (die für mich die Protagonisten des Buches waren) in sein Herz geschlossen haben und ihnen nur das Beste wünschen. Man fiebert mit ihnen mit, zweifelt und grübelt und fühlt sich wie in einer kleinen, heimischen Familie, die ich gerne noch einmal besuchen möchte - und daher bin ich umso gespannter auf die Folgebände!
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