Neal Shusterman schafft in "Vollendet" eine subtile Spannung, die sich durch die erste Hälfte des Buches zieht, dann immer greifbarer wird und schließlich eskaliert. Man kann den Spannungsbogen förmlich sehen, so sehr spitzt sich die Geschichte zu und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Was anfangs wie langatmiger Kram wirkt, wird schon bald auf eine sehr tiefgehende Art und Weise spannend, was Shusterman gerade durch die vielen Perspektiven gelingt, die ineinander übergreifen. Man hat viele Geschichten vor sich und jede einzelne davon weiß einfach so sehr zu überzeugen, dass man nach Kapitel Ende kaum Zeit hat der vorher erzählten Perspektive wirklich nachzutrauern, weil es sofort mit einer anderen spannenden Geschichte weitergeht. Shusterman hat ein Talent dafür, seine Figuren plastisch und interessant zu machen - interessant in dem Sinne, dass auch der Leser ein Interesse daran hat, wie die Protagonisten durchkommen. So hängt man ständig gebannt an den Seiten und hofft, dass nichts schlimmes geschieht, was einem das Herz herausreißen würde.
Schließlich sind die Figuren auch allesamt sympathisch - und wenn nicht sympathisch, dann zumindest charismatisch. Alle wirken eigenständig und sind durchweg detailliert und gut gezeichnet. Allen voran natürlich die drei Protagonisten Connor, Risa und Lev, wobei ich sagen muss, dass mir Connor am meisten ans Herz gewachsen ist. Alle drei Figuren machen verschiedenste und teilweise unglaubliche, aber glaubwürdige Entwicklungen durch, die der Geschichte immer wieder neues Leben einhauchen und einfach Spaß machen. Dabei glänzen nicht nur Hauptfiguren, sondern auch Nebencharaktere, die teilweise sogar fast noch interessantere Geschichten zu erzählen hatten - ja,
Neben all diesen Aspekten ist das Beste an diesem Buch aber nicht die überzeugenden Figuren oder die spannende und schockierende Story, sondern die Wichtigkeit und Aktualität, mit der sie erzählt wird. Shusterman behandelt die Themen Identität, Rechte und das eigene Ich auf einer sehr philosophischen und provokanten Art und Weise. Ständig fragt er nach dem Warum, hinterfragt alles und jeden und lässt seine Figuren über den Prozess der Umwandlung philosophieren. Das gibt dem Buch sehr viel Tiefe und bringt den Leser oft selbst dazu, nachzudenken. Die Mischung zwischen Spannung, Handlung, Figuren und Philosophie stimmt hier einfach und gibt der Geschichte das gewisse Etwas, die sicherlich im Folgeband noch weiter wachsen wird. Ich glaube sogar, dass da noch mehr Luft nach Oben ist, und bin deshalb sehr gespannt, was "Vollendet - Der Aufstand" zu bieten hat.
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