Kurzbeschreibung:
Carmen ist eine junge und sehr begabte Violinistin und bald steht der Guarneri - Wettbewerb, sozusagen die Weltmeisterschaft der Geigenspieler an und jeder rechnet Carmen hohe Gewinnchancen aus. Genau wir ihrem Kontrahenten Jeremy King. Die Neugier treibt die junge Frau an und sie lernt Jeremy kennen. Nach einer Weile kommen die beiden sich nahe und verlieben sich sogar ineinander. Doch der Wettbewerb und der Gewinndruck, der auf beiden sehr lastet, steht zwischen ihnen, weswegen sie nie so recht zueinander finden können, es sei denn, einer von beiden gibt auf...
Meine Meinung:
Den Inhalt hat man in den Medien oder anderen Berichtsquellen schon oft gelesen und/oder gesehen. Ein junger begabter Musiker bricht unter dem stetigen Erfolgsdruck zusammen oder kommt nur mit pharmazeutischer Hilfe damit klar. Und besonders komisch ist es, wenn sich Eltern um den Erfolg ihrer Kinder kümmern. Grob gesehen, ist das mitunter Inhalt des Buches. Doch es steckt vielmehr hinter Carmen's Geschichte.
Wenn ich von solch einer Geschichte in den Medien gehört habe, hat mir der Betroffene/die Betroffene direkt leid getan, obwohl ich nicht alle Facetten des Schicksals kenne. Man fühlt sich automatisch verbunden, kann alles nachempfinden. Doch bei Carmen war es anders. Anfangs habe ich sie als egoistisch, eingebildet und naiv empfunden. Ich musste eine ganze Weile erst in die Geschichte finden und aufgrund der Tatsache, dass ich recht lange gebraucht habe, um mit der Protagonistin warm zu werden, ging etwas vom Lesevergnügen zu Beginn verloren. Wenn ich dich Geschichte nun beendet betrachte, nachdem ich im letzten Drittel mich Carmen sehr verbunden gefühlt habe, sehe ich alles anders. Als hätte die ganze Zeit ein Puzzlestück gefehlt, was ich nun gefunden habe und das Gesamtbild anders sehe. Ob nun Carmen oder die tatsächlichen Künstler - alle sind, trotz ihrem Ausnahmetalent, Menschen und sind gegebenfalls von den falschen Menschen umgeben. Bis sie endlich selbst den Hebel umlegen und ihren eigenen Weg gehen.
Daher kann ich auch im Nachhinein sagen, dass die Autorin eine wirklich tolle Arbeit geleistet hat, denn ich, als Leserin, habe mich im Laufe der Geschichte, mit Carmen - der Protagonistin -, weiterentwickelt. Als hätten wir zueinander gefunden. Es ist schwer, sich mit einer begabten Geigerin zu identifizieren, aber dahinter steckt doch Carmen - das junge Mädchen, was vor lauter Privatunterricht, Erfolgsdruck und kaum Kontakt zu neutralen, also Nicht-Musikern, gar nicht so recht weiß, was das richtige Leben so birgt. Und genau wie die junge Frau gelernt hat, das Leben anders zu sehen, so habe auch ich gelernt, dass Carmen kaum etwas für ihr bisheriges Leben konnte. Außer nach der Pfeife ihrer Mutter zu spielen, weil sie es nicht anders kannte.
Der Schreibstil hat dazu beigetragen, dass ich mich anfangs - wegen des Protagonisten-Problems - einfach treiben lassen konnte. Ein sehr angenehmer Schreibstil, an den richtigen Stellen aufbrausend und gleichzeitig nicht übertrieben. Sie hat mir die 17-jährige Carmen authentisch rübergebracht. Und Jessica Martinez hat es sogar geschafft, dass ich mich ein wenig in die Musiker einfühlen konnte, was sie empfinden, wenn sie ein Stück auf der Bühne gepielt haben und was es überhaupt für ein Erlebnis ist, auf der Bühne zu stehen.
Die Liebesgeschichte zwischen Carmen und Jeremy finde ich ganz besonders toll dargestellt. Denn es war nichts verschönt oder dass ich direkt das Gefühl hatte, dass die Hauptcharaktere ein Happy End genießen werden. Obwohl sie zueinander gefunden haben, sich beide menschlich und musikalisch am besten verstanden, konnte es kein "Wir beide" geben. Sie sind Kontrahenten, Mitstreiter und doch kommen sich privat nicht voneinander los.
Während dem Schreiben dieser Rezension fällt mir auf, wie schwer ich alles in Worte fassen kann. Ich war erst gar nicht begeistert und dann doch. Genauso wie Carmen und Jeremy - sie können erst nicht miteinander und dann doch und es ist dennoch verzwickt.
Fazit:
Mit dieser Buchbesprechung bin ich keineswegs zufrieden, doch nach mehrfachem Anlauf, belasse ich es nun dabei. Ich kann "Virtuosity" jedem empfehlen. Auch wenn ihr anfangs vielleicht die gleichen Probleme haben solltet - haltet durch, es lohnt sich! Die Geschichte ist stark und gleichzeitig verletzlich. Man findet erst nicht so leicht rein und dann kann man nicht aufhören zu lesen. Einfach wirklich schwer in Worte zu fassen.