Autorin: Vina JacksonVerlag: carl's booksErscheinungsjahr: 2012Genre: ErotikromanSeiten: 366Preis: 12,99€
"Sechs Monate mittelmäßige Kunst, mittelmäßige Musik, mittelmäßige Barbecues mit mittelmäßigen Paaren und mittelmäßiger Sex reichten, dass ich spürte, wie lästig mir die Kette geworden war, die ich mir freiwillig um den Hals hatte legen lassen.
Ich musste irgendwie da raus." (Seite 19 f)
Summer ist eine brilliante Violinistin, hat aber leider kaum Aufträge und muss sich somit als Straßenmusikerin und Kellnerin durchschlagen.
Dominik hingegen ist Professor für Literaturwissenschaften und verliebt sich direkt in Summers Spiel.
Er macht ihr ein Angebot, welches sie schwer ablehnen kann. Plötzlich befindet sich Summer in einem zügellosen Strudel voller Sex, Unterwerfung und Erniedrigung.
"Wenn sie Shades of Grey mochten, werden sie 80 Days lieben" - Oh nicht doch. Dieser kleine Aufkleber auf dem Buchcover hätte mich fast davon abgehalten es zu lesen.
Nachdem ich aber ein paar Rezensionen las und feststellte, dass die meisten Shades of Grey Fans sehr enttäuscht waren, schöpfte ich neuen Mut.
80 Days ist so ganz anders. Der Schreibstil ist einfach toll, flüssig zu lesen und abwechslungsreich. Auch wenn sich auf gewissen Fetischpartys das ein oder andere wiederholt, wird es doch immer wieder anders umschrieben und bewahrte mich davor das Gefühl zu haben hier einen Schmuddelroman aus der hintersten Ecke eines Sexshops zu lesen.
Normalerweise störe ich mich an ausdrücken wie "Schwanz", "ficken" oder "Möse" aber zu der harten Thematik, denn es geht ja bekanntlich um die Fetischszene, wären blumigere Umschreibungen wohl zu unglaubwürdig gewesen.
Und es geht hart und heiß her, denn Summer entdeckt ihre geheimen Verlangen und Bedürfnisse, die nicht nur von einem Mann gestillt werden können, sondern sie probiert sich und ihre Sexualität komplett aus. Der Leser folgt ihr auf Fetischpartys oder auch private Sextreffen. Sie lernt sich zu unterwerfen, aber auch dominant das Sagen zu haben.
Dominik hilft ihr dabei sich zu finden, stachelt sie immer weiter an und bringt sie somit zur Ekstase.
Wer sich jetzt aber eine Liebesgeschichte wünscht, der sollte seine Wünsche kurz hinten anstellen, denn hier geht es vordergründig wirklich nur um menschliche Triebe. Natürlich entwickelt sich zwischen Summer und Dominik eine emotionale Bindung, die ist aber zunächst nicht zu vergleichen mit einer Beziehung.
Die beiden haben miteinander Spaß, aber auch ohne einander. In den folgenden Bände hat die Beziehung aber noch Potenzial und wird sicher die ein oder anderen Höhen und Tiefen durchmachen.
Ich finde es super interessant, dass sich hinter Vina Jackson ein Schriftsteller Duo verbirgt und zwar keine Neulinge auf dem Gebiet der Erotik, der eine Teil ist männlich, schreibt Kolumnen und ist im Besitz vieler Erotika. Der andere Teil, weiblich, ist eine bekannte Größe der Londoner Fetisch-Szene. Man erfährt einfach viel über die verschiedensten Partys der Szene und zwar detailliert und interessant beschrieben, aber nie geschmacklos oder unpassend.
Natürlich muss man das ein oder andere Mal schlucken und denkt sich: "WIESO macht sie das jetzt nur?", aber solche Momente gehören für mich zu so einem provozierenden Buch schlicht und einfach dazu. Wären sie nicht da, würde ich zum einen an mir zweifeln und zum anderen an der Qualität des Buches.
Die Charaktere sind meiner Meinung nach gut gelungen, haben verschiedene Facetten und zum Glück ist Summer kein Mauerblümchen, dass sich erst noch finden muss, sondern eine zwar oft unsichere aber mit beiden Beiden im Leben stehende sexuell versierte Frau. Die Musik steht bei ihr im Vordergrund und alles was sie tut, vergleicht sie mit ihrer Musik.
Dominik ist geheimnisvoll, er ist zwar dominant, aber unterdrückt Summer nicht, er erfüllt ihre Wünsche, bindet sich emotional aber eher ungern. Am Anfang des Buches wirkte er für mich tougher als zum Ende hin, wo er die Rolle der Frau einnimmt und um Summer kämpft und so gar nicht mehr dominant wirkt.
"80 Days - Die Farbe der Lust" ist ein spannender und gelungener Auftakt der Trilogie rund um Summer und Dominik.
Wer sich auf harte Erotik einlassen kann und nicht auf eine verkappte Liebesgeschichte hofft, ist hier genau richtig. Emotionen gibt es zwar zur Genüge, der Leser erlebt die Entwicklung von Summer hautnah mit und durch die ausführlichen Beschreibungen fühlt man sich selbst als Voyeurist der verschiedenen Situationen, aber man muss sich eben auch darauf einlassen können, dass es um Erniedrigung und das Ausleben der Triebe geht.