Auf der Rückfährt des Schul-Ski-Ausflugs macht der Bus halt an einer verschneiten Raststätte. Die Schüler eilen in das Gasthaus, sind halb verhungert und freuen sich auf eine Pause. Nur Bobby und Smitty bleiben im Bus zurück. Bobby kann es nicht erwarten, ihren neuen Mitschülern für ein paar Minuten zu entfliehen, Smitty wurde es von Mr. Taylor verboten, einen Fuß aus dem Bus zu setzen.
Ein Blick aus dem Fenster genügt, um festzustellen, dass in der Raststätte irgendetwas Merkwürdiges vor sich geht. Alice stürmt schreiend aus dem Gebäude, Mr. Taylor schlurft langsam hinter ihr her. Ein wenig krank sieht er aus, wie er mit abgehakten Schritten und ausgestreckten Armen auf dem Bus zuläuft. Mr. Taylor ist tot und doch wieder nicht. Den Schülern in der Gaststätte geht es nicht anders.
Bobby, Smitty und Alice müssen fliehen. Doch wie soll das gehen, wenn der Bus im Schnee feststeckt und die Handys keinen Empfang haben?
Schon lange jeglichen Zombiegeschichten verfallen, war ich wahnsinnig gespannt auf Kirsty McKays Roman. Die Werbekampagne, die der Chickenhouse Verlag im letzten Jahr anlässlich der Bucherscheinung gestartet hat, tat sein Übriges.
In den ersten Kapiteln der Geschichte hatte ich leichte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil der Autorin. ‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ ist ohne Zweifel an ein Publikum gerichtet, zu dem ich mit meinen 25 Jahren längst nicht mehr gehöre. Die Sprache im Buch ist genauso jugendlich, wie es die Figuren, die wir innerhalb der Handlung kennenlernen, sind. Frech, ungezwungen und umgangssprachlich. Für mich demnach ein Stil, der zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Doch je weiter ich gelesen habe, desto passender erschien mir die Sprache, die Kirsty McKay verwendet.
Denn die locker leichte Gestaltung der Sprache ist ein Ebenbild der Figuren. Sie sind dafür verantwortlich, dass die an sich sehr angsteinflößende Handlung immer einen Hauch Humor versprüht. Die vier Jugendlichen, die wir in ‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ kennenlernen, sehen sich zwar mit dem bitteren Kampf des Überlebens konfrontiert und sind sich dieser Tragödie mehr als bewusst. Doch trotzdem gibt es in der Geschichte mehr als genug Anlass für den Leser, gehörig ins Schmunzeln zu geraten. Bobby, Smitty, Alice und Pete sind unheimlich unterschiedlich, sodass sich die vier Jugendlichen immer wieder unterhaltende Schlagabtausche liefern.
Für mich blieben die Figuren ansonsten aber leider etwas zu flach und oberflächlich und sie bedienten darüber hinaus auch allerlei Klischees. Mit der Protagonistin Bobby lernen die Leser eine Hauptfigur kennen, die das neue Mädchen an ihrer Schule darstellt und so sofort eine Außenseiterrolle eingenommen hat. Durch die Zombieapokalypse kann sie, wie nicht anders zu erwarten, aus ihrer zugewiesenen Rolle herausbrechen und ihren Mitschülern beweisen, was wirklich in ihr steckt. Smitty ist nicht weniger unbeliebt als Bobby, doch versteckt er sich immer wieder hinter einer Fassade, spielt den Klassenclown. Zwar konnte Smitty mit seinem Witz immer wieder meinen Geschmack treffen, doch blieb auch so eine weit emotionalere Seite von ihm verborgen.
Alice ist genau die Art von Mädchen, die am liebsten Zeit vor dem Spiegel verbringt, sich für den Nabel der Welt hält. Sie ist eine Tussi wie sie im Buche steht, eine Prinzessin, die natürlich auch immer so behandelt werden möchte. Kirsty McKay hält an der Charakterzeichnung für Alice fest und das die gesamte Handlung über. Am Ende des ersten Bands kann der Leser einen kurzen Moment miterleben, in dem Alice eine weitaus sympathischere Seite von sich zeigt, aber diese Situation vergeht wie im Flug. Pete ist der Smarte, hat für jedes Rätsel eine Lösung parat und teilt diese auch mit, egal ob man möchte oder nicht. Mit seiner teils sehr besserwisserischen Art tut er sich leider keinen Gefallen.
In einer solchen Ausnahmesituation, wie Kirsty McKay sie in ‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ behandelt, hätte ich mir gewünscht, genau genommen sogar erwartet, dass die Figuren sich weiter entwickeln und aus ihren stereotypen Handlungsweisen herausbrechen.
‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ ist ein perfektes Einsteigerbuch für alle, die sich einmal an das Zombiegenre heranwagen wollen. Die Handlung über die Zombieapokalypse ist von der ersten bis zur letzten Seite greifbar, doch ist sie passend für ein Jugendbuch nicht zu bildlich und ausführlich beschrieben. Das heißt, dass die vier Jugendlichen zwar immer wieder mit den Zombies konfrontiert werden und um ihr Leben laufen, doch ist die Beschreibung der Zombies an sich und der Kampf gegen sie human gehalten.
Dafür hat die Autorin sehr viel Wert darauf gelegt, die Gefahr, die von den Zombies ausgeht, in all ihren Nuancen zu beschreiben. Kirsty McKay schöpft in ihrem Buch alle spannenden und nervenaufreibenden Gelegenheiten, die eine Zombiegeschichte zu bieten hat, voll und ganz aus. Dem Leser wird so wie den Figuren des Buchs keinerlei Verschnaufpause gegönnt.
‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ ist der erste Band eines Zweiteilers. Auf Englisch ist im August 2012 bereits der zweite Band unter dem Namen ‘Unfed‘ erschienen.
Am 25. April kommen deutsche Leser in den Genuss, die digitale Kurzgeschichte ‘Untot – Pausensnack‘, zu lesen. Die Geschichte erklärt unter anderem die Hintergründe des Zombieausbruchs.
Kirsty McKay verleiht ‘Untot – Lauf, solange du noch kannst’ eine perfekte Mischung aus Hochspannung und Witz. Die Geschichte wechselt stets zwischen Nervenkitzel und sarkastischen Dialogen, was den Zweiteiler absolut einzigartig macht. Leider bedient sie sich mit den Figuren Bobby, Smitty, Alice und Pete allerlei Klischees und lässt ihren Figuren kaum Gelegenheit sich dem Leser von einer anderen Seite zu zeigen, geschweige denn sich weiterzuentwickeln.
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