|Rezension| Und dennoch ist es Liebe von Jodi Picoult

Verlag: Bastei Lübbe (Jan. 2013)
624 Seiten
Originaltitel: Harvesting the Heart
Genre: Gegenwartsliteratur
Sprache: deutsch

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S. 32 Paiges Vater: „’Doch, es hat etwas mit mir zu tun, Paige. Wäre es anders hättest du nie auch nur daran gedacht zu gehen’. Nein, wollte ich ihm sagen, das kann nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein, weil du mir all die Jahre gesagt hast, es habe nichts mit mir zu tun, dass sie gegangen ist.”

Und dennoch ist es Liebe erzählt die Geschichte von Paige und Nicholas, die sich kennenlernen, Hals über Kopf ineinander verlieben, binnen kürzester Zeit gegen den Willen der Eltern heiraten und dann auch recht schnell ein Kind bekommen. So weit noch recht unspektakulär, doch Paige wächst die Situation als junge Mutter schnell über den Kopf. Nicholas, der Medizin studierte und jetzt als Arzt arbeitet, ist selten zu Hause und wenn, dann ist er Paige keine große Stütze. Paige hat keinen Halt, keine Freunde, keine Verwandten an die sie sich wenden könnte. Ihr Traum vom Kunststudium rückt immer weiter in die Ferne und da sie keine Mutter als echtes Vorbild vorzuweisen hat wird sie immer unsicherer.
Paige tut das Einzige was sie von ihrer Mutter gelernt hat. Sie haut ab! Sie flieht aus diesem Konstrukt das man Familie nennen könnte, lässt Mann und Kind im Stich und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter, die sie mit 5 Jahren verlassen hat.
Sie hofft Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, sie hofft, dass sie ihr sagt wer sie ist.

Picoult schreibt gewohnt packend und eindringlich, ihre Figuren sind bis ins kleinste Detail, perfekt, mit allen Ecken und Kanten beschrieben. Ihr Handeln war für mich, auch wenn ich es nicht gutheißen konnte, doch nachvollziehbar. Das kann sie, die Frau Picoult. Sie beschreibt Handlungen, die eigentlich niemand gut finden kann. Eine Mutter, die ihr Neugeborenes verlässt, was ist das für eine Mutter. Nicht nachvollziehbar und ich habe auch nach der Lektüre keine Sympathien für Personen die so etwas tun, ABER, ja aber Picoult schafft es, dass man aus seinem eigenen kleinen Raum heraustritt, dass man hinter die Kulissen schaut, dass man vielleicht ein kleines bisschen verstehen kann, wie es zu solchen Situationen kommt. Sie schafft es, dass man über den Tellerrand blickt und nicht nur seine Meinung als die Richtige zulässt. Paige tat mir leid. Ich habe verstanden, warum sie weggelaufen ist. Paige ist selbst von ihrer Mutter verlassen worden und eigentlich sollte man meinen, dass gerade sie so etwas nie tun wird, aber ihre Gründe haben Daseinsberechtigung und auch der Titel Und dennoch ist es Liebe nehme ich der Autorin bzw. ihrer Figur Paige ehrlich ab.

Nicholas im Gegenzug tat mir auch ziemlich leid. Im Gegensatz zu Paige wuchs er wohlbehütet auf. Seine Eltern sind wohlhabend und Mutter und Vater waren immer für ihn da. Auch in seine Situation konnte ich mich sehr gut einfühlen und  dass er seiner Frau, die er über alles stellte und für die er seine Eltern verlies,  diese Tat übel nimmt, ist wohl für jeden nachvollziehbar. Er steht ohne Vorankündigung von heute auf morgen ganz alleine da, mit einem Fulltime Job, einem Baby und niemandem dem man dieses Kind anvertrauen kann. Stress und Wut, ja auch das habe ich voll und ganz mitfühlen können.

S. 382 „‘Ein Zahn!‘ … Paige hätte mit Sicherheit dabei sein wollen, dachte er plötzlich und spürte, wie die Wut wieder in ihm hochkochte. Paige hätte dabei sein müssen!“

Meine liebste Person war eindeutig Astrid, Nicholas Mutter, warum genau kann ich jetzt nicht schreiben, weil das zu sehr spoilern würde, aber sie spielt noch eine große Rolle. Sie hat Mut bewiesen, ist ihrem Herzen gefolgt und hat auf ihre Intuition vertraut. Außerdem hat sie Größe gezeigt und Dinge gemacht, die man vielleicht nur versteht, wenn man selbst Mutter ist.

Und dennoch ist es Liebe ist vielleicht nicht so „stark“ wie 19 Minuten oder Schuldig aber es war für mich wieder ein typischer Picoult Roman. Verstehen konnte ich, bis auf Paiges Mutter (Nein, da konnte ich mich nicht einmal ein bisschen rein denken) alle Figuren. Nicholas, Paige und auch Nicholas Eltern haben immer wieder dafür gesorgt, dass ich über Paiges Flucht neu nachdachte.

Fazit:
Ein Roman bei dem man hin und her gerissen wird, bei dem man als Leser zwischen den Stühlen sitzt und sich nicht recht entscheiden kann, was man nun davon halten soll, was die Figuren da so fabrizieren. Picoult scheut es nicht schwierige Themen anzusprechen und sie schafft es, dass der Leser sein Bild von gewissen Dingen immer wieder in Fragen stellt. Und dennoch ist es Liebe wird für mich sicher nicht das letzte Buch von Picoult sein.

4sterne


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