Rezension | "Über uns der Himmel" von Kristin Harmel

Von Paperdreams @xGoldmarie

| blanvalet | Taschenbuch | 448 Seiten | €9,99 | The Life Intended | Amazon |


Die junge Kate Waithman lebt mit ihrer großen Liebe Patrick in Manhattan. Eines Morgens geht sie am Hudson River joggen, als plötzlich ein Flugzeug den Himmel durchbricht. Momente später ist das World Trade Center in Rauch gehüllt. Es ist das Gebäude, in dem Patrick arbeitet. Dreizehn Jahre später fühlt sich Kate endlich bereit, ihr Herz wieder zu öffnen. Doch dann hat sie einen Traum, der realer scheint als alles, was sie umgibt – von dem Leben, das sie mit Patrick gehabt haben könnte. Während sie versucht, an der Vergangenheit festzuhalten, beginnt Kate zu ahnen, dass es für sie einen zweiten Weg zum Glück geben könnte ...
Kristin Harmel ist die weibliche Version von Nicholas Sparks - zumindest, wenn man nach der Art der Bücher geht, die sie schreibt. Romane über Familie, Liebe, Freundschaft und Selbstfindung mit einer mittelgroßen Prise Kitsch und ein wenig Vorhersehbarkeit. Bei ihrem ersten Buch "Solange am Himmel Sterne stehen" hat diese Kombination phänomenal funktioniert und mich völlig in ihren Bann gezogen, während "Über uns der Himmel" mich eher zwiegespalten und ein wenig ernüchtert zurückgelassen hat. Das mag einerseits an der Tatsache liegen, dass der Geschichte einfach das gewisse Etwas gefehlt hat - irgendwie plätschert sie teilweise nur so dahin, ohne wirklich sinnvoll zu sein -, andererseits aber auch daran, dass man durch die Vorhersehbarkeit das allermeiste schon vorhersehen kann und somit zu keinem Zeitpunkt mehr überrascht werden kann. Es ist selten vorteilhaft, wenn der Leser die Geschichte vor dem Protagonisten durchschaut und darauf wartet, dass er endlich erleuchtet wird - bis zum Ende habe ich darauf gewartet.
Das Buch ist nicht wirklich schlecht, es hat durchaus seine guten und warmherzigen Ansätze, aber es fehlte diese allumfassende Atmosphäre aus dem ersten Buch der Autorin, welches mich so eingelullt und fasziniert hat. Was mir besonders gut gefällt, ist die Art wie die Autorin Mahlzeiten und Rezepte in ihre Geschichte einbaut, die man dann am Ende des Buches finden kann. Das gibt der Geschichte einen besonderen Charme und macht einfach Spaß. Ebenso haben mir die Szenen zwischen Andrew und Protagonistin Kate sehr gut gefallen und vor allen Dingen auch die Szenen, in denen sie mit Kindern agieren und es um die Musiktherapie geht. Das meiste andere wirkte mir einfach zu aufgesetzt und nicht authentisch genug.
Lücken gibt es gerade in der Handlung, die teils unnötig in die Länge gezogen wird und manchmal wiederum einfach zu schnell geht. Die Figuren sind größtenteils sympathisch, aber an niemandem habe ich so sehr gehangen, dass mich der Verlauf der Geschichte unbedingt gepackt hätte - im Gegenteil, ab einem bestimmten Punkt habe ich ziemlich unaufmerksam gelesen, weil Kates, wenn auch verständliche, Zweifel überhand genommen und das komplette Buch eingenommen haben. Es ist ein ewiges Hin und Her, das mich leider gar nicht berühren konnte, auch wenn der Anfang anderes vermuten ließ. Hier wäre eindeutig viel Potenzial gewesen, doch die Autorin schafft es nicht, dieses auszuschöpfen und kratzt eher an der Oberfläche, anstatt mich tief im Herzen mit einer einfühlsamen Liebesgeschichte zu berühren.
"Über uns der Himmel" ist eine nette Geschichte für Zwischendurch, die mit interessanten Ansätzen lockt, mich aber eher kalt gelassen hat. Wenn man als Leser die Handlung lange vor dem Protagonisten durchschaut, führt das in den meisten Fällen.einfach dazu, das die Geschichte sich zäh und langatmig liest und genau das war hier leider so. Spannende Ideen und eine schöne Atmosphäre hätten das Buch zu einer einfühlsamen und warmherzigen Geschichte machen können, doch Harmel hält sich an Dingen auf, die eher hindernd auf den Lesefluss wirken und so schafft es "Über uns der Himmel" leider nur selten, mich wirklich zu berühren.