Ortwin Ramadan || T.R.O.J.A. Komplott || Coppenrath Verlag || 16,95 € || 384 Seiten || 978-3-649-61865-2
Zusammenfassung:
In der Zukunft gibt es in den vereinigten Staaten eine nahezu diktatorische Gesundheitspolitik. Es gibt keinen einzigen Menschen, der keine kleinen Nanobots in seinem Blut hat, die die jeweilige Gesundheit bewachen. Dies allein führt in der Bevölkerung schon zu Unruhen und Gegenbewegungen, die sogenannte "No-Tec-Bewegung". Doch was die Bürger nicht wissen ist, dass diese kleinen Roboter bereits dazu imstande sind, sich an die Nerven der Augen zu docken, um sie wie Kameras zu benutzen.
Auch der patriotische FBI-Auszubildende Nico Stiller weiß noch nichts davon, bis er bei dem streng geheimen Projekt "T.R.O.J.A." eingestellt wird. Sein erster Auftrag dort ist es, die rebellische Beta Dank dieser Technologie zu bewachen. Während seines Auftrages fängt er allerdings an, an all dem zu zweifeln.Cover:
Das Cover zeigt ein großes Auge und schön viele 0er und 1er. Die violettfarbene Pupille glänzt im Licht, was sie eindeutig hervorstechen lässt. Der Binärcode erinnert mich allerdings eher an Cyborg-Geschichten oder ähnliches.
Auch wenn das Cover durchaus passend gewählt ist, finde ich, dass es wirklich schönere Cover gibt. Aber das ist ja Geschmackszache!Interessante Vision, mäßige Umsetzung.
T.R.O.J.A. Komplott ist mit seinen 384 Seiten in drei Teile aufgeteilt, die wiederum aus recht kurzen Kapitel bestehen. Dies macht Leselänge und -fluss äußerst angenehm, und auch der unauffällige Schreibstil erleichtert einem den Einstieg in die Geschichte.
Inhaltlich bietet das Buch zwei Handlungsstränge, die sich im Laufe der Geschichte jedoch immer weiter ineinander verflechten. Der erste Handlungsstrang handelt von Nico, der anfänglich in das Projekt eingeführt wird. Er ist ein patriotischer, loyaler 21-Jähriger, der aber manchmal in seiner Naivität gegenüber der Regierung regelrecht verloren und blöde wirkt.Der zweite Handlungsstrang erzählt von Beta, die auf der Flucht vor der Regierung ist. Nicht nur, weil ihr Gesundheitszustand äußerst schlecht ist und sie sich dem nicht unterwerfen will, sondern auch, weil ihre Wohnung eines schicksalhaften Tages abbrennt. Außer ihr ist nichts mehr übrig. Sie und ein Zettel im Briefkasten - der ihr die Augen öffnet. Die taffe Beta schlägt sich durch die Welt. Und ihre rebellische, vorlaute und etwas zickige Ader macht sie zu der deutlich interessanteren Person. Dennoch ist auch ihre Figur recht eindimensional herausgearbeitet. Alles wirkt ein bisschen gestellt und gezwungen.
Ortwin Ramadan versucht in seinem Roman eine äußerst brisante Thematik aufzugreifen, die vielen Leuten wohl noch wegen des NSA-Skandals im Kopf herumschwirrt. In ihren Ansätzen ist diese Zukunftsvision auch wirklich glaubhaft, doch verliert sich das schnell im Laufe der Handlung.
Zum einen sind einige Szenen nicht wirklich logisch ausgearbeitet. Viele Herleitungen oder Erklärungen bleiben aus, die aber für das Verständnis des Lesers unverzichtbar sind.Wie kommt es, dass ein so geheimes, teures und gut bewachtes Projekt plötzlich zur Zielplatte der Gegenbewegung wird? Oder wieso kommt jemand in einem Kapitel vor, wenn er in einem vorherigen Kapitel doch eingesperrt wurde?
Zum anderen wirken viele Teile einfach unheimlich konstruiert. Die Charaktere folgen dem allgemeinen Klischee, die "Entwicklung" Nicos (sofern man von einer reden kann) ist viel zu sprunghaft, das Ende viel zu schnell und irgendwie an den Haaren herbeigezogen.
Fazit:
Ramadans Buch konnte mich leider nicht überzeugen, auch wenn es einen recht guten Einstieg geboten hat. Viel zu viele Dinge kamen mir platt und unlogisch vor. Und auch viel zu schnell. Ich hätte mir eine präzisere Ausarbeitung der Thematik, tiefere Charakterzüge und ein spannenderes Ende gewünscht.
Letztlich sind die Schmetterlinge eher dem Schreibstil und dem anfänglichen Spaß verschuldet.