[Rezension] "Traumsplitter" von Tanja Heitmann

Von Jucele

Die Fotografin Ella Johanson ist in der Hafenstadt Sandfern aufgewachsen, bis ihre Eltern das Weingut ihrer Großeltern in Australien übernommen haben. Ella hat Sandfern und vor allem den magischen Garten ihrer Tante immer vermisst und so kehrt Ella an die Stätte ihrer Kindheit zurück. Doch alles kommt anders als erwartet. Ihr Halbbruder sollte einen Verwalter einstellen, um die Villa ihrer Tante in Schuss zu halten, doch dies ist nie geschehen und so muss Ella eine heruntergekommene Villa beziehen und renovieren. Lediglich der märchenhafte Garten, zwar verwildert, ist ihr Lichtblick. So bleibt Ella und stellt sich den Herausforderungen.
Auch ein handwerklich begabter Untermieter ist schnell gefunden, der umwerfend gut aussehende und charmante Gabriel. Schnell fühlt Ella sich zu Gabriel hingezogen und in den flirrend heißen Sommernächten beginnt sie, von ihm zu träumen. Doch dann muss sie feststellen, dass Gabriel tatsächlich den Weg in ihre Träume kennt und dafür einen hohen Preis zu zahlen hat. Bald ist auch Ella in Gefahr und der Boden unter ihr droht wie Glas zu zersplittern ...
Kritik
In "Traumsplitter" spielt, wie auch schon in Tanja Heitmanns Romanen wie "Nachtglanz" und "Morgenrot", ein Dämon eine zentrale Rolle. Ein Inkubus, ein männlicher Traumdämon, ermöglicht die Reise in fremde Träume, verlangt aber auch einen sehr hohen Preis für diese Gabe.
Tanja Heitman bedient sich einem außerordentlich flüssig zu lesendem Schreibstil, dem der Leser leicht über die 464 unterhaltsamen Seiten folgen kann. Geschickt wurden Fantasyelemente in eine Geschichte um eine junge Frau eingewoben, die sich jederzeit so ereignen könnte. Bildgewaltig und mit viel Liebe zum Detail, werden die Schauplätze und die Handlung beschrieben. Besonders der märchenhafte Garten Ellas verstorbener Tante liegt dabei im Fokus, dieser spielt unter anderm auch eine zentrale Rolle in Ellas Träumen. Ein feiner Spannungsbogen wurde von der Autorin geschickt in die Geschichte eingewoben. Bereits mit der ersten Begegnung von Ella und Gabriel steigt dieser langsam aber konstant an. Besonders das Geheimnisvolle um Gabriel trägt zur Spannung bei. Stetig entwickelt sich der Spannungsbogen weiter und zieht zum Showdown noch einmal kräftig an. Ebenso schafft es die Autorin, die Stimmungen in "Traumsplitter" glaubwürdig weiterzugeben. So hat der Leser die Möglichkeit die Geschichte nicht nur miterleben, sondern fühlt und träumt auch mit. An sich wirkt das Ende in "Traumsplitter" abgeschlossen, irgendwie bleibt aber auch noch Raum zum Weiterspinnen oder sogar einen weiteren Roman um den Inkubus. Das Zusammenspiel der verschiedenen realen und fantastischen Elemente ist ausgeklügelt und harmonische zusammengefügt.
Aus der Perspektive einer beobachtenden dritten Person werden die Ereignisse erzählt. Der Beobachter konzentriert sich dabei nicht auf Ella allein, auch Gabriel lernt der Leser sehr gut kennen. Oft ist der Leser Ella dabei etwas im Voraus und begreift schneller, was es mit Gabriel auf sich hat. Schnell fiebert der Leser so mit dem "Traum"-Paar und hofft, dass zum Ende doch alles gut ausgeht.
Die Darsteller sind allesamt sehr eindrucksvoll und vor allem glaubwürdig skizziert. Besonders die Protagonisten sind äußerst sympathisch und liebenswert. Die Entwicklungen, der sich die einzelnen Charaktere unterziehen, wirken begründet und realistisch. Aussehen und Charaktereigenschaften sind bei allen Darstellern vorhanden. Schnell kann der Leser sie einzeln zuordnen. Auch sucht der Leser vergebens nach überflüssigen Figuren, da alle das Ihre zum Geschehen beisteuern.
Für Ella läuft erst einmal alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Sie stellt sich tatkräftig allen Hindernissen und nicht nur die Instandsetzung der traumhaften Villa gelingt ihr so mithilfe ihrer Freunde. Mutig kämpft Ella für ihr Glück und auch um das der Menschen, die ihr am Herzen liegen.
Gabriel wirkt sehr geheimnisvoll, vor allem auf Ella. Ein düsteres Geheimnis und der Preis den Gabriel zu zahlen hat sind stimmig konzipiert.
Neben Ella und Gabriel spielt auch Ellas Neffe Kimi (Konstantin) eine zentrale Rolle. Ella kennt ihn nur als schüchternes und sehr zurückhaltendes Kind und lernt nun den pubertierenden Kimi kennen. Durch sein auffälliges Aussehen will der Jugendliche provozieren und schafft dies auch zumeist. Hinter seiner Maske verbirgt sich aber auch ein sehr hilfsbereiter und sensibler junger Mann, den die Leser in Handumdrehen ins Herz schließen dürften.
Auch die Neben- und Randfiguren bringen verschiedenen Eigenschaften, die diese ausmachen und zu der Geschichte beitragen.
Das Cover ist absolut gelungen. Auf silbernem Hintergrund sind pinke Zeichnungen, die Bezug auf das Geschehen nehmen, abgebildet. Es ist wunderschön anzusehen. Eine kleine Zeichnung findet sich auch an den Kapitelanfängen wieder.
Autorin
Tanja Heitmann wurde 1975 in Hannover geboren und arbeitet in einer Literaturagentur. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land. Ihr Debütroman "Morgenrot" war ein sensationeller Erfolg und stand monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt bei Heyne erschienen: "Nachtglanz".
Fazit
"Traumsplitter" von Tanja Heitmann überzeugt neben einer realistischen Geschichte durch die fein eingestreuten Fantasyelemente. Besonders, da es sich hier um einen Roman handelt, der trotz der Fantasy nicht zu abgehoben wirkt. Das macht "Traumsplitter" aus.
Zauberhaft hat Tanja Heitmann die Umgebung, in der "Traumsplitter" spielt, entwickelt. Allein der märchenhafte Garten von Ella lädt zum Verweilen und Träumen ein. Aber nicht nur die zauberhafte Umgebung punktet, auch die sympathischen Charaktere, das sommerliche Flair und der abwechslungsreiche Plot verdienen Anerkennung.
Ich war von "Traumsplitter" wahrhaft fasziniert und kann diesen Roman nur weiter empfehlen! Besonders weil dieser Roman nicht genretypisch düster war, sondern mit einer gewissen schon fast greifbaren sommerlichen Leichtigkeit punktet, wird "Traumsplitter" zu etwas Besonderem.
Gebundene Ausgabe: 464 SeitenISBN-13: 978-3453266124www.randomhouse.de/heyne