REZENSION // Tigerlilie von Ivy Paul

Von Cinemainmyhead @CINEMAinMYhead
Broschiert: 208 Seiten
Verlag: Plaisir D'amour Verlag (Dezember 2011)
ISBN-13: 978-3864950148
Kurzbeschreibung
Nach dem Tod ihrer Eltern bleibt Anna Drysdale mittellos zurück und so hofft sie auf die Unterstützung ihres Stiefonkels Christopher Drysdale. Dieser stellt sich als attraktiver Halbchinese heraus, der nicht nur reich ist, sondern auch einen denkbar schlechten Ruf hat. Obwohl Anna sich vom ersten Moment unwiderstehlich von dem dominanten Christopher angezogen fühlt, nimmt sie nur aus gesellschaftlichen Gründen sein Angebot an, gegen Geld seine Gemahlin zu spielen. In Christophers Armen erlebt sie die Erfüllung nie gekannter Sehnsüchte. Dennoch bleibt ihr Christopher ein Rätsel - nächtliche Besuche von Straßendirnen, Konkubinen und Gerüchte über Opiumschmuggel wecken Annas Zweifel ...
Meine Meinung
Wer meinen Blog ein wenig verfolgt wird wissen, dass Ivy Pauls ersten Roman "Ghost Lover" sehr begeistert war und er es zum meinem August-Highlight 2011 geschafft hatte. Dem entsprechen hoch waren natürlich meine Erwartungen und auch, wenn ich mir zunächst nicht sicher war, ob die Story mir gefallen könnte, so siegte natürlich wie immer meine Neugier. Was für ein Glück kann ich nur sagen :)
Ivy steigt mit einer wundervollen chinesischen Weisheit. Ich persönlich liebe solche Weisheiten und deren Sinn und war natürlich hocherfreut, eben solche nicht nur zu Beginn des Romans sondern zu Beginn eines jeden Kapitels zu finden. Ich lese nicht wirklich viel erotische Literatur, aber, ich hätte darin nie solche Sinnsprüche erwartet. Eigentlich dumm von mir, denn in "Ghost Lover" überrasche Ivy Paul ihre Leser bereits mit einer Besonderheit. Da ging es um die "Sprache der Blumen"...
Die erste Weisheit möchte ich euch gerne vorstellen:
Mit Geld kannst du ein Haus kaufen -  aber kein Zuhause
Mit Geld kannst du eine Uhr kaufen - aber nicht die Zeit
Mit Geld kannst du ein Bett kaufen - aber keinen Schlaf
Mit Geld kannst du ein Buch kaufen - aber kein Wissen
Mit Geld kannst du einen Arzt kaufen - aber nicht Gesundheit
Mit Geld kannst du eine Position kaufen - aber nicht Respekt
Mit Geld kannst du Blut kaufen - aber nicht Leben
Mit Geld kannst du Sex kaufen - aber nicht Liebe
Mit dieser nachdenklich stimmenden Weisheit startete ich also in die Geschichte um Anna und ihren Stiefonkel Christopher. Die beiden Protagonisten gefallen mir ausgesprochen gut. Anna, zunächst die klassische, mittellose, unerkannte Schönheit, die um ihre Stellung in der Gesellschaft kämpft und scheinbar vor Tugendhaftigkeit nur so strotzt, entwickelt sich im laufe des Romans zu einer selbstbewussten, leidenschaftlichen Frau, die man ihr zu Beginn des Romans gar nicht zugetraut hätte. Christopher hingegen, der respekteinflössende, reiche Mann, dessen schlechter Ruf ihm meilenweit vorauseilt entdeckt hinter seinem harten Kerl dennoch ungekannte Gefühle. Sein Charakter wird durch den Hauch Exotik unterstrichen, der ihn und sein "asiatisches Umfeld" umgibt. Die Nebendarsteller, egal wie wichtig oder unwichtig für die Geschichte , wurden detailliert beschrieben und und zum Leben erweckt. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir erneut sehr gut. Flüssig zu lesen und mit angenehm gestalteten Sätzen flogen die Seiten nur so dahin.
Die Story als solches ist gut durchdacht und strukturiert und die gesamte Idee gefällt mir ausgesprochen gut.
Wie bereits erwähnt bin ich kein spezialist für erotische Literatur und lese diese nur hin und wieder. Dieser Roman hat aber für mich genau die richtige Menge Erotik und Geschichte. Denn auch wenn es sehr viele erotische Szenen gibt, so kommt dennoch der "Roman im Buch" nicht zu kurz. Hier findet man also keine einfache Aneinanderreihung willkürlicher Sexszenen sonder gut dosierte und in die Geschichte eingefügte erotische Momente. Erotik heisst in diesem Roman aber keinesfalls billig oder ordinär sondern niveauvoll und prickelnd - voller Leidenschaft.
Den historischen Teil des Romans möchte ich aber auch kurz erwähnen, denn hier gefallen mir ganz besonders die Kleinigkeiten, die die Geschichte für mich sehr ansprechend gemacht haben. So nutzt Ivy Paul einige veraltete Bezeichnung wie beispielsweise Schute für Biedermeierhut oder Parasol für Sonnenschirm. Diese kleinen Details liessen mich nicht nur eintauchen in die vergangene Zeit sondern auch wohlfühlen in diesem Roman. Wie man also unschwer erkennen kann hat mich auch Ivy Pauls zweiter Roman absolut überzeugen können. So langsam ist sie wohl für mich ein Garant für erotische Literatur mit tollen Geschichten. Ivy hat übrigens auch einen eigenen tollen Blog, auf dem sie unterem anderem tolle Interviews mit einigen Autoren-Kolleginnen geführt hat. Zudem lernt ihr auch eine andere, sehr kreative Ader von ihr kennen.... aber schaut doch selber mal vorbei. Sie freut sich sicher sehr über euren Besuch. Auch auf Facebook ist sie zu finden :)
Vor einigen Monaten, kurz nachdem ich Ghost Lover verschlungen habe, war Ivy so nett, mir ein Interview zu geben. Vielleicht habt ihr ja Lust, es zu lesen...
Liebe Ivy, ich freue mich schon sehr auf deinen nächsten Roman und hoffe, dass wir uns dann irgendwann auch endlich mal persönlich kennen lernen können.
Für Tigerlilie gibt es von mir4,5 von 5 Bookystars
Lieben DANK an