Rezension: The Travelling Band – The Big Defreeze (Sideways Saloon 2014)

Erstellt am 28. Dezember 2014 von Wavebuzz


Die fünfköpfige Travelling Band aus Manchester geniesst in der Live-Szene ihrer Heimatstadt einen ausgezeichneten Ruf, 2008 wurden sie zudem mit dem New Talent Award des Glastonbury Festivals ausgezeichnet. Ihre Studioalben „Under The Pavement“ (2008) und „Screaming Is Something“ (2011) erhielten zwar einige durchaus positive Besprechungen, vermochten die Anerkennung für die Band jedoch nicht auf ein grösseres Publikum zu übertragen. Dies könnte sich mit dem diesjährigen dritten Album „The Big Defreeze“ ändern. Mit den elf darauf versammelten Titeln gelingt es den Briten, sich auch im Studio der Energie einer Live-Performance anzunähern. Die Kombination ihrer gemeinsamen Liebe zur Americana und ihrer Fähigkeit Britpop-Songs zu schreiben, die auch 2014 nicht abgestanden klingen, hat zu diesem wirklich hervorragenden Album geführt.

Die Tendenz geht ins Hymnische: Der harmonieselige Opener „Passing Ships“ wartet etwa mit reizvollen Steigerungen und grossartig inszenierten Melodien auf, denen man kaum entrinnen kann.

Das nicht einmal dreiminütige Juwel „Quicksand“ täuscht im Intro wiederum Folk mit dichten Gesangsharmonien vor, weicht diesen dann aber mit kräftigen Gitarren aus, die das Rock-Element stärker hervorheben. Der Song erinnert (nicht als einziger) an Americana-Bands wie Delta Spirit.

„Making Eyes“, „For All The Fallen“ und „Hands Up“ andererseits lassen allesamt den Britpop in seinen Glanzzeiten wieder aufleben. Es sind von ihren Melodien dominierte Songs mit dem Drive und der Zugänglichkeit, die das Genre erfordert. In Kombination mit den folkigen Gesangsharmonien wirken sie unverbraucht und lebhaft.

Zwischen roher Live-Energie und einsichtsvoller Songwriting-Kunst haben The Travelling Band auf „The Big Defreeze“ eine hervorragende Balance gefunden, die das Album weit über den Durchschnitt aktuellen Folkrocks hinausheben. Das Bannen einer Live-Atmosphäre auf einem Studioalbum ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung; dass dies nicht nur in den rohen und hymnischen Songs, sondern etwa auch im stimmungsvollen Midtempo-Song „Sticks And Stones“, der zu den grossen Highlights des Albums gehört, spricht umso mehr für die Qualität dieser Band.

Das ganze Album auf Spotify hören:


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