Rezension: The Antlers – Familiars (Transgressive Records, 2014)

The Antlers sind zurück. Ihr fünftes Studioalbum – unter dem Label Transgressive Records herausgegeben – heisst “Familiars” und klingt bereits nach dem ersten Anhören, ja, familiär. So schnell sind die Dream-Pop-Indie-Stücke in den eigenen Herzen. Wie Familien so sind, gibt es auch innerhalb der neuen Platte Stücke, zu welchen man einen näheren Bezug als zu anderen herstellen kann. Schwestern- und Cousinenstücke der Lauschigkeit.

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Peter Silberman heisst der Mensch, welcher den insgesamt 9 luftigen Liedern eine ebenso leichte, streicherische Stimme verleiht. Diese Stimme ist sowohl theatralisch als auch zurückhaltend. Die Melodienwolke des mit Klavier- und Blasmusikklängen untermalte Eröffnungsstücks verschleiert die innere Welt des Hörers unmittelbar zu Beginn.

“Doppelgänger” heisst das nächste Lied und knöpft durch ähnliche Instrumentierung nahtlos an das erste Lied an. Ist “Doppelgänger” ein Doppelgänger von “Palace”? Nein. “Doppelgänger” ist dunkel und von einer gruseligen Lethargie durchzogen. Das stille Horrorelement lässt sich auch im Text finden:

“If you’re quiet, you can hear the monster breathing…
Do you hear that gentle tapping?
My ugly creature’s freezing.”

Nach dem gruseligen “Doppelgänger” erfolgt das Auwachen: “Hotel” besitzt ein leicht treibendes Mid-Tempo. “Hotel” ist weniger zurückhaltend als seine zwei Vorgänger, jedoch ist das Stück bei weitem noch keine King Size Suite. Hören wir weiter. Eindringlinge! So heisst zumindest das nächste Lied, “Intruders”. Die Bläser sind auch hier omnipräsent, eine E-Gitarre vereint sich mit pointierten Trommelschlägen und über allem der Falsettgesang von Silberman. Bei “Directors” mag man an gelbe Blüten auf der Wiese denken. Die vordergründigen E-Gitarren erinnern verzerrt an Blues-Hippie-Musik. Der Chill-Out-Moment rundet die Sonntagnachmittagsmusik (bei Regen und Kälte) ausgezeichnet ab. Im Lied “Revisited” besuchen uns erneut die guten, alten Blasinstrumente. Schwerelos gleitende Melodien münden in melancholischen Texten über geistige Festgefahrenheit und Vergänglichkeit.

“And we can stay here to wither in your garden of Eden
But your fantasy’s a prison and you’re serving a sentence
you can’t stop repeating”

In “Revisited” erscheint auch im ersten Satz das Gegenteil des Albumnamens. In der Zeile singt Silberman über früher und Menschen, die in sein Haus kamen (um einzukaufen?!). Menschen, die er nicht kannte: “When some unfamiliar faces came to shop in our old house”. In “Parade” dann die Ausartung: Die Stimme von Silberman scheint zu brechen, wobei gleichzeitig Takt und Instrumente unbeteiligt ihren Part zu Ende bringen. Die Instrumente scheinen den Sänger nicht zu hören. Die Tricks, welche Gedanken spielen, sind ein zentrales Thema innerhalb “Familiars”. Diese Verwirrspiele der Realität und deren Wahrnehmung werden ebenso in “Surrender” umschrieben (Hui, innerhalb dieser Rezension wird also schon viel Text rezitiert!):

“Well I hope, when you can’t hear what I am thinking, you know I can’t always talk
but I’m always listening in an absence, where you hate to feel uncared for”
(= Also ich hoffe, falls du nicht hören kannst, was ich denke, ich kann nicht immer sprechen
aber ich höre in einer Abwesenheit, in welcher du es hasst zu fühlen, dass niemand für dich da ist.)

Das neunte und letzte Stück auf dem “Familiars”-Album vereint noch einmal alle festgesetzten musikalischen Schwerpunkte. Die Bläser werden umrahmt von Drums, Keyboardklängen und E-Gitarren. Innerhalb dieses Musikmeers befindet sich das Schiffchen von Silbermans Stimme. Insgesamt ist ein Album, welches sowohl langatmig als auch hochspannend sein kann. Je nach State of Mind. Wir mögen das neue Familienmitglied innerhalb der Welt der anhörbaren Alben doch schon ein bisschen.

Note: 8/10

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