[Rezension] Tad Williams, Der Drachenbeinthron

[Rezension] Tad Williams, Der DrachenbeinthronAus dem Amerikanischen von Verena C. Harksen (The Dragonbone Chair. Memory, Sorrow and Thorn 1)1. Aufl. 2010, 976 Seiten,gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarte, LesebändchenISBN: 978-3-608-93866-1
Inhalt (lt. Klappentext):Der betagte König Johan liegt im Sterben, und um die Thronfolge entbrennt ein hinterhältiger Kampf unter seinen Söhnen Elias und Josua. Der Küchenjunge Simon, wegen seiner Zerstreutheit auch Mondkalb genannt, gerät mitten in die Auseinandersetzungen um die Herrschaft über Osten Ard. Welche Ziele verfolgen aber die geheimnisvollen Elbenvölker der Nornen und Sithi, denen einst das Land gehörte? 
Rezeption:Der junge Simon führt ein recht einfaches Leben auf dem Hochhorst. Er wird von den Mägden aufgezogen und hilft in der Küche aus - bis der Hofmagier Morgenes ihn zu seinem Gehilfen macht. Simons Unterricht sieht dort allerdings ganz anders aus, als der Junge sich das vorgestellt hat: Morgenes zeigt ihm keine Magie und spricht auch kaum darüber. Stattdessen bringt er Simon Lesen und Schreiben bei und alles, was er sonst noch für wichtig erachtet.Frustriert ergibt sich Simon in sein Schicksal, spielt nebenbei mit dem Gedanken, Soldat zu werden und streift ansonsten durch die Gänge der Feste. Es soll allerdings nicht lange dauern, bis er Dinge beobachtet, die ihn tief in politisches Intrigenspiel hineinziehen und ihn letztendlich von seiner Heimat forttreiben. Inzwischen herrscht nämlich Elias als neuer König - und erweist sich als Tyrann. Nur sein Bruder Josua stellt sich ihm noch entgegen - und auf wundersame Weise verweben sich die Schicksale des Küchenjungen und des Prinzen...
Tad Williams fährt in seiner Saga um Osten Ard wirklich alle Geschütze auf. Intrigen, Schicksalsschläge, Drama und Abenteuer ... das und noch mehr findet man in diesem Wälzer.
Wie in der klassischen Fantasy nich unüblich, führt Williams eine Vielzahl an Charakteren ein. Dabei ist Simon der unbestrittene Protagonist und Held der Geschichte. Er ist zu Beginn noch sehr jung und naiv - gerade erst dabei, erwachsen zu werden. Bisher hat er immer in seiner begrenzten Welt gelebt und nie Grund gehabt, über die Grenzen seines eigenen Lebens hinauszublicken. Beide Elternteile sind tot und die Mägde kümmern sich um den Jungen.Gerade seine Abenteuerlust zeichnet Simon aus. Er klettert gern auf die Türme des Hochhorstes und malt sich sein Leben als Held aus - wobei er selbst nicht wirklich glaubt, jemals von der Heimat fortzugehen und im Grunde auch keine Ahnung hat, was es heißt, im Krieg zu kämpfen oder ganz auf sich allein gestellt zu sein.Im Laufe des - ja doch recht langen - ersten Teils der Tetralogie entwickelt Simon sich sichtlich weiter. Seine Fixpunkte (Heimat und Freunde) werden ihm genommen und er muss erkennen, dass Held sein ganz anders ist, als er es sich vorgestellt hat. Dabei erkennt er sich noch lange nicht als Held - und der Leser ihn auch nicht - denn er ist immer noch ungeschickt und unerfahren. Dennoch kämpft er sich weiter und entdeckt schließlich, dass mehr in ihm steckt, als er dachte.
Ihm zur Seite stehen natürlich einige Gefährten. Zu Beginn wird er vor allem von Morgenes begleitet, der ihn unterrichtet und eine Art Vaterfigur für Simon wird. Viel zu früh muss er sich dann aber von dem Magier trennen und trifft auf den Troll Binabik, der sich zu Simons Beschützer und Begleiter erkoren hat. Gemeinsam mit dem Troll und dessen wölfischem Reittier wird Simon bis zum Ende des ersten Bandes seine Abenteuer erleben.Zu Josua, dem Prinzen und Bruder des neuen Königs, etabliert er eine gewisse Freundschaft, nachdem Simon ihm das Leben rettet. Der Prinz ist eine sehr starke Figur. Josua möchte nicht König werden, sieht jedoch ein, dass er gegen die Ungerechtigkeit ankämpfen muss, die Elias verübt. Und so muss Josua einen Krieg planen und intrigieren. Auch darin wird Simon miteingebunden - wenn auch nur peripher.Selbstverständlich gibt es keine Geschichte ohne Liebe oder zumindest romantische Gefühle - die entwickelt Simon nämlich gegenüber eines Mädchens, das ich nicht nennen werden, um nicht einen Teil der Geschichte vorwegzunehmen. Die Romantiker können also beruhigt sein, wenn auch die Liebesgeschichte natürlich nicht im Vordergrund steht - und sich Simon erst einmal bewusst werden muss, was das ist, das er da empfindet.
Was Osten Ard angeht, so merkt man, dass Williams sich sehr viel Mühe beim Erstellen seiner Fantasie-Welt gegeben hat. Es handelt sich um eine komplexe Welt mit unterschiedlichen Völkern, Bräuchen und Religionen. Die Völker haben ihre eigenen Sagen und Eigenheiten - ganz so, wie es auch in unserer Welt ist.Dabei stützt sich Williams offensichtlich stark auf das nordische Götterbild und verleiht dem Ganzen damit eine wunderbar mythische Stimmung, die eine Fantasy-Welt meiner Meinung nach auch braucht.Ein sehr wichtiges Element ist natürlich die Sage um die "Verhängnisvollen Schwerter" - die ist nämlich das Leitmotiv der Tetralogie (sonst würde die Reihe auch kaum "Das Geheimnis der großen Schwerter" oder auf englisch "Memory, Sorrow and Thorn" - das sind die Namen der Schwerter - heißen). In Der Drachenbeinthron wird die Legende erklärt und die Wichtigkeit angedeutet, wirkliche Bedeutung bekommen die Schwerter dann gegen Ende, bzw. im letzten Drittel. Dabei muss angemerkt werden, dass mir diese Legende/ Geschichte/ Sage sehr imponiert, denn unter den Möglichkeiten an magischen Utensilien, sind Schwerter doch recht eindrucksvolle.
Weiters möchte ich noch erwähnen, dass man Der Drachenbeinthron sicherlich nicht schnell durchlesen wird. Es handelt sich hier nicht um kurzweilige Lektüre, sondern um eine durchdachte Geschichte, die auch einiges vom Leser fordert. Auch wenn das zu einer längeren Lesezeit führt, ist es die Geschichte doch wert. Denn was beim Lesen so "aufzuhalten" scheint, spricht für Williams erzählerisches Talent. Besonders beeindruckt war ich davon, dass er es mit einem einfachen Nebensatz schafft, jedem einzelnen Charakter - und mag dieser noch so unwichtig sein - eine eigene Persönlichkeit zu geben, die für Dreidimensionalität in jeder Linie sorgt. Immer wieder wird der Leser darauf aufmerksam gemacht, dass auch Nebencharaktere eine Geschichte haben, auf die immer wieder ein kleiner Blick gewährt wird, ohne sich zu lange mit diesen Figuren aufzuhalten.Da mir das in dieser ausgeprägten Form noch bei keinem anderen Autoren oder Autorin aufgefallen ist, möchte ich es hier betonen.
Jedem, der sich an dieses Buch heranwagt, den möchte ich zum Durchhalten anregen. Bei einem beinahe tausend Seiten langen Roman sind Längen natürlich vorprogrammiert, doch ich verspreche ein brillantes und fulminantes Ende, das einen mit Euphorie zurücklässt und Lust auf den zweiten Band macht. Gerade Simon ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihn gerne bald wieder auf seiner Reise begleiten möchte.
Was die Übersetzung angeht, so fallen doch immer wieder kleine Fehler oder unausgereifte Passagen auf (z.B. "meine Entschuldigungen" direkt übernommen von "my apologies", das es so ja im Deutschen nicht gibt). Natürlich kann es auch sein, dass das anderen Lesern nicht oder kaum auffallen wird - meine Skepsis gegenüber Übersetzungen kann man auch gerne als Berufskrankheit ansehen.
Zwar nicht einzigartig, doch dafür umso eindrucksvoller führt Der Drachenbeinthron in die Welt Osten Ards und hinein in große Schicksale und unterschwelig brodelnde Magie. Unbedingt lesenswert, vor allem für High Fantasy-Fans.
[Rezension] Tad Williams, Der Drachenbeinthron
Herzlichen Dank anKlett-Cotta

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