[Rezension] Sturz in die Zeit (Julie Cross)

Von Creativityfirst
Julie Cross: Sturz in die Zeit 
Als mir als Fan des einen oder anderen gepflegten Fantasyabenteuers der erste Band der Zeitreise-Reihe aus der Feder von Julie Cross in die Hände fiel, war ich guter Dinge.
Nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich sagen, dass es sich um eine Geschichte handelt, deren temporeiche Dynamik auweckt, sprich ohne Netz und doppelten Boden in die Zeit stürzen lässt. Inwieweit der Aufprall durch anderweitige Fähigkeiten eines sich in der Ausbildung befindlichen Agenten abgefedert werden kann, bleibt offen bzw. liegt bei jedem Leser selbst ...


~ Rezension ~


Das Pendel zwischen Raum und Zeit

Als Jackson Meyer eines Tages eine Entdeckung macht, die unglaublich scheint, ändert sich sein gesamtes Leben. Denn seine Fähigkeit durch die Zeit zu reisen, stellt nicht nur den Teenager, sondern auch die Beziehung zu seiner Freundin Holly und seinem Dad auf eine herbe Probe. Plötzlich lauern überall Risiken und Gefahren. Das Risiko, enttarnt zu werden. Die Gefahr, in einer fremden Dimension stecken zu bleiben. Als dann ein Attentat auf Holly verübt wird, blickt Jackson einer mächtigen Entscheidung ins Gesicht. Er hofft, damit die Bedrohung abwenden zu können. Allerdings muss es dafür schmerzhaften Erinnerungen noch einmal durchleben und bittere Wahrheiten akzeptieren. Wird er daran wachsen oder zerbrechen?

Mit Sturz in die Zeit verfasste Autorin Julie Cross den ersten Teil ihrer Zeitreise-Trilogie, die nicht nur feine Fantasyfacetten aufgreift, sondern ebenso einen lebhaften "Was wäre, wenn Zeitreisen  tatsächlich möglich wäre"-Gedanken weckt.

Reichlich Zeitsprünge — nicht selten im Kapiteltakt — sorgen für den gebührenden Rahmen des Abenteuers, in welches sich Protagonist Jackson ungeahnt begibt. Die Achterbahn der Gefühle, die er durchlebt, wirkt rundum greifbar. Eine Hin- und Hergerissenheit zwischen Neugier und Unglaube, Überwältigung und Entsetzen wird geschaffen, die durchaus auf den Leser überspringt. 

Doch auch das Jackson zur Seite gestellte Figurenensemble tut sein Übriges, um die unterschiedlichsten Rollenbilder auszufüllen. Beste Voraussetzungen für den geheimnisvollen und gleichermaßen grenzüberschreitenden Wettlauf zwischen dem als solches definierten Gut und den mächtigen unbekannten Größen.
Als mehr als ansprechend wirkten sämtliche Details der von Julie Cross kreierten Welt auf mich. Insbesondere die stellenweise hohe Emotionalität und die nett dosierte Nuance jugendlicher Unbefangenheit, die sich gut ergänzen, mochte ich. Denn manchmal wird der Wunsch nach Normalität zum Nonplusultra, das heilsam erscheint. Nichtsdestotrotz lebt das Buch von reichhaltig Action und Schnelllebigkeit. Hinzu kommt eine Vielzahl an Gedanken- und Handlungsentwicklungen, die nicht immer auf den ersten Blick zu erfassen sind. So mein Eindruck.
Es werden zahlreiche Fragen aufgeworfen. Einige davon werden beantwortet, andere bleiben (vorerst) zwischen Zeit und Raum oder gar in einer anderen Zeitleiste hängen. Ein Fundament, das genügend Zündstoff für die Nachfolgebände liefert.
Stilistisch entspricht dieser Fantasyroman dem Genre — und damit seinen Protagonisten und Lesern. Ergänzend kommt ein Bataillon an spezifischen Feinheiten hinzu, welche reale Begebenheiten und Institutionen den Touch eines Fantasyprofils verleihen. Die Organisation der CIA ist weder im realen Leben noch im Roman ein leicht zu durchdringendes Konstrukt.
Insgesamt der Auftakt einer Buchreihe, deren besonderer Reiz darin liegt, dass die Handlungsstränge nicht nur nicht vorhersehbar sind, weil der Einfalssreichtum der Autorin zugrunde liegt, sondern vor allem auch, weil die Dimension von Raum und Zeit neu und mit dynamischen Blickwinkeln versehen betrachtet wird.
FZIT: Ungebremst. Grenzenlos. Unberechenbar.