[Rezension] Stirb leise, mein Engel von Andreas Götz

Von Fina
Autor: Andreas GötzGebundene AusgabeVerlag: OetingerSeitenzahl: 368Teil einer Reihe? Nein.Empfohlenes Alter: 16- 17 JahreGenre: Jugendbuch/ Thriller
Themen: Mord, Geheimnis, Gift, Freundschaft, Liebe, Ermittlung, Polizei, Verrat
Preis/ neu: 16, 95€ (D)
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Drei tote Mädchen, ein dunkles Geheimnis und ein teuflisches Spiel: ein Thriller, der unter die Haut geht! 
München, das Ende eines heißen Sommers. Drei Mädchen sterben innerhalb weniger Wochen û wie es scheint, aus eigenem Entschluss. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn alle drei wollten mit ihrer großen Liebe in den Tod gehen. Und sie ahnten nicht, dass ausgerechnet er, der mit ihnen sterben wollte, sich als ihr schlimmster Feind entpuppen würde. Ein raffinierter Pagenturner über eine rätselhafte Todesserie unter Teenagern - über Mord, Geheimnisse und tiefe Abgründe. (Quelle: Amazon.de)

Wie sollte der perfekte Thriller von außen aussehen? Genau so wie dieses Buch! Die schwarz-weiße Gestaltung erinnert an eine Todesanzeige, was dem ganzen eine makabere und düstere Stimmung verleiht und mich sofort neugierig machte. Ein wenig erinnert es mich an die Aufmachung von Simon Becketts "Die Chemie des Todes", wobei die Schleife auf diesem Schmuckstück hier ein tolles Extra ist. Nimmt man den Schutzumschlag ab, so ist sie geöffnet. Dieses Gestaltungsmittel gibt es bei vielen Büchern des Oetinger Verlages und ich finde es sehr schön, wenn diese Besonderheit beibehalten wird. Ein sehr schönes, sowie tödliches Design, das ganz hervorragend zum Inhalt passt, die aufmerksamen Blicke auf sich zieht und im Regal schaurig schön ausschaut!

Andreas Götz Debüt hat mich durch seinen Klappentext sehr neugierig gemacht, gerade,  weil ich gerne mitbekomme, welche neuen Autoren gerade in Deutschland aufblühen und neue Bücher auf den Markt bringen. Herr Götz schreibt sehr angenehm leicht und man merkt, dass dieses Buch auf Jugendliche abzielt. Die Jugendsprache zieht sich, ohne zu übertrieben oder störend zu werden, durch das ganze Buch und gibt dem ganzen Frische. Einige Stellen haben sich leider etwas gezogen und vielleicht hätte man die ein oder andere Passage weglassen können, aber insgesamt habe ich mich mit dem Stil sehr gut anfreunden können. Die Umgebung ist gut vorstellbar geschildert, es kommt eine geheimnisvolle Stimmung auf und glücklicherweise gab es den ein oder anderen Moment des Staunens, so dass Andreas Götz es geschafft hat, durch unerwartete Wendungen Schwung und Überraschung in seinen Thriller einfließen zu lassen. Vielleicht nicht einer der besonderen Stile mit Wiedererkennungswert, aber einer, der sich zu lesen lohnt und Freude auf mehr macht, sofern man die freche Jugendsprache gern hat. 

Thema/ Inhalt:Eine nach der anderen wird büßen! In München nehmen sich immer wieder junge Mädchen das Leben, ohne erkennbaren Grund. Als Saschas Freundin Natalie ebenfalls stirbt, sieht er sich in der Pflicht, dem mit Nachbarin Joy im Alleingang auf den Grund zu gehen und es kommen mehr Rätsel und neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Haben  die Mädchen tatsächlich vollkommen alleine Selbstmord begangen, warum? Je mehr Sascha und Joy sich der Wahrheit nähern, umso näher ist ihnen auch das Böse und man sollte aufpassen, wem man vertrauen kann und wer womöglich nur ein falsches, tödliches Spiel treibt...
Idee/ Umsetzung:Wenn man die Kurzbeschreibung liest und ein wenig erfahren mit Jugendthrillern ist, so wird einen diese erst einmal nicht vom Hocker reißen. Es klingt wiedermal nach einem normalen Polizeifall, in den sich neugierige Jugendliche einmischen und am Ende alles aufklären. Diese Vermutung ist nicht vollkommen falsch, aber es gibt durchaus neue und spannende Elemente, die das Buch dennoch sehr lesenswert machen. Zum einen sind die Charaktere sehr glaubwürdig dargestellt und haben Ecken und Kanten, zum anderen geht die Auflösung in eine ganz andere Richtung, als die allgemeinen Erwartungen. Die überraschende Klärung der Fälle, obwohl man als Leser weiß, wer hinter allem steckt, hat mich positiv überrascht und nach einem etwas zähen Mittelteil freudig zurückgelassen. Wenn die beiden Freunde auf Spurensuche gehen, ein wenig Liebe ins Spiel kommt und verschiedene Personen befragt werden, wurde mir etwas langweilig, da wenig neue Erkenntnisse ans Licht kamen und ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte nicht voranging. Dies änderte sich glücklicherweise aber wieder und das glänzende Finale entschädigte vieles. Miträtseln ist bei diesem Buch natürlich ein Muss, wenn auch einiges durch die wechselnden Perspektiven für den Leser schon bekannt ist. Insgesamt ist die Idee eher verbraucht und etwas, das man schon häufig gelesen hat, aber durch einige spannende und neue Aspekte ergänzt, wodurch ein zweiter Blick auf dieses Jugendbuch durchaus angebracht ist.
Charaktere:Abwechselnd lesen wir aus der Sicht von Sascha, der eigentlich ein ganz normaler Junge ist und nur durch Freundin Natalie auf die Fälle aufmerksam wird und dem geheimnisvollen Täter. Dieser Perspektivenwechsel bringt Abwechslung und hat mir sehr gefallen, wobei ich es ebenso mag, wenn der Leser genauso ahnungslos ist wie der Protagonist. Sehr schnell wird auch Saschas neue Nachbarin Joy zu einem festen Mitglied in Sachen Ermittlungen und Sascha verliebt sich in Joy, weshalb die Situation insgesamt noch verzwickter wird. Man lernt viele verschiedene Figuren kennen, Eltern der Opfer, Saschas Mutter bei der Polizei und viele, viele mehr. Außerdem spielt ein Psychologe eine große Rolle, bei dem man die Dichte der Figuren erkennen konnte und vielleicht selbst einen Einblick in die menschliche Psyche bekommen kann.

Alle Charaktere haben feste Eigenschaften und hinterlassen Eindruck, auch, wenn sie nur eine sehr kleine Rolle spielen. Sascha ist vielfältig und entwickelt sich im Verlauf der Geschichte sehr gut weiter, genauso wie Joy liebenswert und facettenreich dargestellt wird. Selbst Tristan habe ich irgendwo in seinen Ansichten verstanden und ich wurde durch Taten und Gedanken der Figuren selbst zum Nachdenken angeregt. 
Ende:Am Ende eines jeden Thrillers entscheidet sich, ob das Buch lesenswert ist. Hat man mit der Auflösung gerechnet und lag goldrichtig oder wird man überrascht und sitzt mit offenem Mund staunend da? Natürlich verrate ich nichts über den Ausgang von Saschas Spurensuche, aber durch das Finale hat mich das Buch doch noch positiver gestimmt und ich bereue es keineswegs, diesen Thriller zur Hand genommen zu haben.

"Stirb leise, mein  Engel" flüstert er ihnen ins Ohr, bevor ihre Augen groß rund rund werden und in sich zusammensacken. Wenn ihr einige Gänsehautmomente erleben möchtet, auf Jugendthriller mit Ermittlungen steht und vor euch sowieso kein Kriminalfall sicher ist, werdet ihr an diesem Buch ganz bestimmt eure Freude haben. Bis auf einige zähe Stellen im Mittelteil ist es ein flüssiger, spannender und unterhaltender Thriller für alle begeisterten Hobbydetektive und Leseratten von düsteren Mordserien. Nehmt euch in Acht und geht mit Sascha und Joy auf die Jagd nach Antworten!

Ein großes Dankeschön für dieses spannende Buch an: