[Rezension] Stille Nacht – Magische Liebesgeschichten

Von Lenabosblog @LenaBorg

Stille Nacht – Magische Liebesgeschichten

Erscheinungstermin: 01. November 2011

Autorinnen: Tanja, Heitmann, Gesa Schwartz, Nina Blazon, Anika Beer, Michaela F. Hammesfahr, Nora Melling

Verlag: Rowohlt

Preis: 12,99 € (broschiert)

Seiten: 192

ISBN-10: 3499216264

Leseprobe

Meine Bewertung

Inhalt: ‘Stille Nacht’ ist eine Kurzgeschichtensammlung, die viele fantastische Themen miteinander vereint. Vampire, Dämonen und Geister warten auf euch Leser. Ihr findet in diesem Buch, lustige, traurige, romantische und fesselnde Geschichten, die allesamt zur Weihnachtszeit spielen.

Meine Meinung: Da diese Anthologie eine überschaubare Anzahl von Kurzgeschichten zu verbuchen hat, möchte ich ausnahmsweise auf alle Geschichten eingehen.

Tanja Heitmann – Eine Spur von Rot

Als Finja und Michal sich zum ersten Mal begegnen, befinden sie sich in einem verschneiten Wald. Sofort verbindet sie eine prickelnde, aber auch unheimliche Anziehungskraft. Doch ihr Treffen ist gefährlich. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte sich kein Mensch mehr außerhalb der eigenen vier Wände aufhalten, denn Vampire streifen des Nachts durch die Wälder. Während ihrer Unterhaltung muss Michal schnell merken, dass der gutaussehende Finja kein Interesse an ihrer Person hat, sondern an das frische Blut, das durch ihre Adern fließt.

In ‘Eine Spur von Rot’ finden wir in der Kurzgeschichtensammlung eine der romantischen und gefühlvollen Geschichte wieder, die mein Herz allerdings nicht berühren konnte. Der Schreibstil der Autorin schwankt zwischen flüssig und modern, bei normalen Beschreibungen o.ä., die Dialoge wiederum erscheinen eher altmodisch und gehoben, sodass die Sprache insgesamt nicht rund und überzeugend war. Außerdem finde ich das Thema für eine Kurzgeschichte unglücklich gewählt. Gerade Vampirliebesgeschichten benötigen meiner Meinung nach etwas Zeit, um sich zu entwickeln und den Leser nachvollziehen zu lassen, wie ein Mensch solch innige Gefühle für ein blutrünstiges Wesen entwickeln kann. Genau dieser Aspekt kommt leider viel zu kurz. Der Aufbau der Gefühle passiert Schlag auf Schlag, sodass die Geschichte das emotionale Flair schnell verloren hat und übertrieben wirkt.

Gesa Schwartz – Das Herz in der Dunkelheit

Sophie streift einsam durch die Straßen Paris’. Wie auch die letzten Jahre, wird sie den Weihnachtsabend allein verbringen. In Gedanken versunken bemerkt Sophie einen Augenblick zu spät, dass sich vor ihren Augen ein Verbrechen abspielt. So kommt es, dass sie völlig überrumpelt mitten ins Geschehen stürzt und dabei verletzt wird. Als Sophie Stunden später erwacht, hat sie die Straßen der französischen Hauptstadt verlassen und befindet sich in unterirdischen Katakomben. Sie erfährt, dass die Verletzungen, die sie beim Kampf davon getragen hat, übersinnlicher Natur sind und nur Askadon, das Opfer des Überfalls und Hausherr der Katakomben ihre Wunden heilen kann.

Diese Geschichte konnte mich schon nach wenigen Sätzen von sich überzeugen. Nicht nur, dass der Sprachstil sehr angenehm war, auch die außergewöhnliche Geschichte war eine sehr überraschende Abwechslung. Stets mit einer düsteren Atmosphäre war die Erzählung nicht nur spannend, sondern auch hin und wieder emotional. Gesa Schwartz vereint in ihrer Geschichte viele verschiedene Gefühle, die sich sehr authentisch und realistisch umgesetzt hat. Von einer tiefen Einsamkeit, über Verbundenheit zu einem Fremden, bis hin zur Liebe bietet diese Geschichte viel Abwechslung. Besonders angetan war ich von der Figur des Askadon, der mit vielen verschiedenen Charaktereigenschaften und seiner mystischen Gestalt ein Highlight der Geschichte ist.

Nina Blazon – Tom Jofnurs Lied

Nachdem Jofnur viele Rückschläge bei seiner Arbeit als Arzt einstecken musste, heuert er eines Tages auf einem Schiff an. Die Mannschaft ist auf der Suche nach einem ganz besonderen Horn, welches jeden Wunsch seines Besitzers erfüllen soll. Schon mehrere Wochen treibt das Schiff durch die Meere, bisher ohne Erfolg. Wie durch ein Wunder erhält die Mannschaft eines Tages Unterstützung von einer jungen Frau. Jofnur verfällt ihr sofort.

Auf die Geschichte von Nina Blazon war ich sehr gespannt, da mich die Bücher, die ich bisher von ihr gelesen habe, sehr überzeugen konnten. Auch in ‘Tom Jofnurs Lied’ beweist die Autorin aufs Neue, dass ihre Geschichten und ihr Schreibstil alles andere als gewöhnlich sind. Die Kurzgeschichte konnte mich leider nur bedingt begeistern. ‘Tom Jofnurs Lied’ bietet leider einen sehr gewöhnungsbedürftigen und langatmigen Anfang, der den Einstieg in die Geschichte sehr schwer macht. Es tauchen viele Namen auf, für meinen Geschmack zu viele, denn bis zum Ende der Geschichte konnte ich kaum eine der Figuren richtig einordnen. Im Ganzen fehlte es mir in dieser Geschichte an Spannung, die Handlung plätschert dahin. Die Grundidee passt sicherlich wieder sehr zum Erfindungsreichtum der Autorin und kann sich wieder einmal sehen lassen. Nina Blazon hat es wieder geschafft, eine atmosphärisch dichte Geschichte zu verfassen, doch es fehlte das gewisse Etwas, der ‘Wow-Effekt’, den ich sonst bei Nina Blazon stets erlebe.

Anika Beer – Geisterwolf

Wie aus dem Nichts taucht er auf und verzaubert Julies Welt. Adrian, der so emotional und einmalig ist, dass Julies Herz sofort höher schlägt. Doch ihre Begegnungen sind nicht zufällig, denn Adrian benötigt Hilfe, die nur Julie ihm geben kann.

‘Geisterwolf’ ist mein persönliches Highlight der gesamten Sammlung. Vielleicht liegt es daran, dass ich zuvor nichts von der Autorin gehört oder gelesen habe und ich daher keine Erwartungen hatte. Keine der Geschichten im Buch ist so emotional, romantisch, spannend und einfach hinreißend, wie ‘Geisterwolf’. Die Geschichte und der Schreibstil von Anika Beer stehen perfekt im Einklang, denn beide sind äußerst zart und gefühlvoll, sodass einem als Leser das Herz aufgeht. ‘Geisterwolf’ ist bezaubernd, märchenhaft und zum Dahinschmelzen. Alleine aufgrund dieser Geschichte sollte man sich das Buch kaufen. ‘Geisterwolf’ war ausschlaggebend dafür, dass alle Romane von Anika Beer sich nun auf meinem Wunschzettel befinden.

Michaela F. Hammesfahr – Winterkinder

Als Jenny mit ihren beiden besten Freundinnen in der Jagdhütter ihrer Großeltern ankommt, sieht es so aus, als ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest bevorsteht. Doch da ahnten sie auch noch nicht, dass sie im Wald auf einen bewaffneten Mann treffen würden, der unsichtbare Wesen bekämpft. Hinüber sind die Weihnachtstage, denn plötzlich haben die Wesen auch die drei Mädchen ins Visier genommen.

‘Winterkinder’ ist eine sehr andere, aber vor allem sehr überzeugende Geschichte. Zwar wird der Leser große Gefühle in dieser Geschichte vergeblich suchen, doch die braucht die Erzählung auch nicht, um zu punkten. Liest sich ‘Winterkinder’ zunächst wie eine sehr erfrischend, jugendliche Geschichte, so wird sie von Seite zu Seite spannender, actionlastiger und vor allem gruseliger. Die Wesen, die nicht für alle drei Mädchen unsichtbar bleiben, waren so gruselig, dass es mir öfters kalt den Rücken runter lief.

Nora Melling – Raunächte

Als Elodie eines Morgens aufwacht, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben in nur wenigen Stunden von Grund auf ändern wird. Auf der Straße begegnet sie Mick, der ihr fortan auf Schritt und Tritt folgt. Bis in ihre Wohnung. Elodie kann die Aussagen des jungen Mannes nicht ernst nehmen. Wer kann das schon, wenn ein Fremder erzählt, er würde nicht aus dieser Welt stammen und würde einem von nun an vor schrecklichen, dämonischen Wesen beschützen müssen.

‘Raunächte’ schlägt einen völlig anderen Ton an, als die vorherigen Geschichten des Buches. Lustiger, locker und unterhaltsam überzeugt nicht nur die Grundidee der Geschichte, sondern allen voran der außergewöhnliche Mick, der mit seinem Gemüt und seinen Sprüchen öfters die Lacher auf seiner Seite hat. Elodie war mir leider von Anfang an etwas suspekt und weniger sympathisch und hat meine Euphorie für die Geschichte immer wieder gebremst.

Fazit: Auch wenn nicht jede Geschichte vollkommen ist, ist ‘Stille Nacht’ ist ein wunderbares Buch für lange Wintertage. Eingekuschelt in eine Decke und ausgestattet mit einem warmen Tee ist die Kurzgeschichtensammlung ein schöner Begleiter, um sich die kältesten Tage des Jahres zu versüßen.