Rezension | "Soul Beach: Salziger Tod" von Kate Harrison

Von Paperdreams @xGoldmarie

| Loewe | Hardcover | 384 Seiten | €18,95 | Soul Storm | Amazon |


Alice Forster wird verfolgt und sie fürchtet, dass der Mörder ihrer Schwester Meggie nun auch hinter ihr her ist. Nur am Soul Beach - dem Strandparadies, an dem sie ihre toten Freunde treffen kann - fühlt sich Alice noch sicher. Aber Soul Beach existiert nur als Website im Internet. Er ist nichts anderes als ein virtueller Wartesaal für die Ewigkeit. Und Alice muss unbedingt herausfinden, wer Meggie umgebracht hat, damit ihre Schwester den Strand endlich verlassen kann. Dann gibt es plötzlich Ärger im Paradies. Dunkle Wolken ziehen auf, ein Sturm braut sich zusammen. Wird ein Tsunami Soul Beach zerstören?


Viele Leser beschweren sich über Geschichten, die zum Einheitsbrei gehören und dass es nichts neues mehr gibt im Jugendbuchbereich. Dabei ist es interessant zu sehen, wie Reihen, in denen es dann doch mal etwas neues gibt, völlig in den Hintergrund treten und wieder die üblichen Verdächtigen gehyped werden. "Soul Beach" ist einer dieser Reihen, die (zumindest nach der Anzahl der Bewertungen) nicht allzu viel Aufsehen erregt, in meinen Augen aber durch das spannende Thema und den guten Schreibstil ein wahrer Schatz unter den Jugendbüchern ist. Mit dem dritten und letzten Band "Salziger Tod" geht daher für mich eine ganz besondere Trilogie zu ende, die ich ausnahmslos all denjenigen empfehlen kann, die gerne spannende Jugendbücher mit leichtem paranormalem Einschlag lesen, nicht auf eine Liebesgeschichte verzichten möchten und im Laufe einer Geschichte gerne einmal ein wenig paranoid werden.
Ein absoluter Pluspunkt der kompletten Trilogie und vor allen Dingen auch des dritten Bandes, ist die Tatsache, dass man fast bis zum Ende wirklich keine Ahnung hat, wer die Fäden in der Hand hält. Für mich eine absolute Seltenheit, denn normalerweise kann ich Muster relativ schnell durchschauen. Kate Harrison jedoch legt ihre Brotkrummen und falschen Fährten so unfassbar geschickt aus, dass man immer wieder überrascht wird, jede einzelne Figur mindestens einmal verdächtigt hat und schließlich gemeinsam mit der Protagonistin rätselt und untersucht. Dieses interaktive Miträtseln verbunden mit dem Fakt, dass man das Buch auch dann noch im Kopf hat, wenn man es zur Seite gelegt hat, machen es zu einem absoluten Must-Read.
Doch auch der Plot und die verschiedenen Settings geben der Geschichte Abwechslung und Lebendigkeit. In "Salziger Tod" rückt der Soul Beach ein wenig in den Hintergrund, was ich persönlich sehr gut fand, da mich in diesem Zusammenhang in den ersten beiden Teilen einige Dinge doch sehr gestört haben. Allen voran die Liebesgeschichte zwischen Danny und Alice, einfach, weil sie auf mich nie wirklich echt wirkte und Alice in meinem Kopf längst mit einem anderen zusammen war - wobei ich den zwischenzeitlich auch sehr lange verdächtigt und schon panische Angst vor der Auflösung hatte. Die Entwicklung zwischen Danny und Alice geht doch etwas schnell und das ist auch das einzige, was ich an der Geschichte kritisieren kann. Ein paar Worte und plötzlich ist Danny für Alice völlig irrelevant. Statt "Soul Beach" bekommt der Leser eine bessere Sicht auf manche Figuren und auch Alice' Psyche rückt in den Mittelpunkt - schließlich ist noch immer nicht geklärt, ob der Strand tatsächlich real ist oder ob Alice vielleicht Dinge sieht, die nicht existieren.
Die ständige Ungewissheit, die vielen unterschiedlichen Figuren, die einen Grund haben für die Taten, das abwechslungsreiche Setting und der atmosphärisch dichte Schreibstil, der einerseits eine düstere Stimmung in das Geschehen einwebt, andererseits aber auch sehr bildhaft ist - all das ergibt einen sehr würdigen Abschluss der Soul Beach Trilogie und lässt mich tatsächlich mit der Frage zurück, warum die Reihe nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie sie es verdient hätte. Ich persönlich kann Soul Beach nur jedem ans Herz legen, denn ich habe mich teils schon sehr gegruselt, viel mitgerätselt und getrauert, gehofft und gebangt. Am Ende bin ich wirklich traurig, dass die Trilogie zu Ende ist und denke noch oft an die Geschichte zurück.

Die Strandsaison ist vorbei - zumindest am Soul Beach, denn mit diesem fulminanten dritten Band geht die Trilogie um Alice und ihre tote Schwester zu Ende. Außer kaum nennenswerten Kritikpunkten hat mich "Salziger Tod" zitternd, miträtselnd, leidend, trauernd, verliebt und angespannt zurückgelassen und neben guter Unterhaltung auch viel aktuelle Themen einfließen lassen. Die komplette Reihe hat absoluten Spaß gemacht und mich immer bei der Stange gehalten, sodass ich bis zum Ende nicht wusste, wie sich alles auflösen würde. Wer noch nach dem (fast) perfekten Strandurlaub sucht, sollte sich einmal am Soul Beach umgucken, denn dort findet man Thrill, Emotionen, Liebe, Spannung pur und die Extraportion Sonne und Cocktails. Lesen!