Zugegeben: Ich war sehr (!) skeptisch, was "Soul Beach" betrifft, bevor ich es in die Hände bekam. Eine Internetseite, die Tote wieder zum Leben erweckt? Klingt durchaus skurril und womöglich sogar ein kleines bisschen lächerlich - wenn man den Inhalt der Geschichte wiedergibt jedenfalls. Befindet man sich jedoch erst einmal zwischen den Seiten und Zeilen, ist jegliche Skepsis über Bord geworfen, so zumindest erging es mir nachdem ich "Soul Beach" zum ersten Mal einen Besuch abgestattet habe, denn was ich letztendlich von der Geschichte bekommen habe, war etwas komplett anderes, als das, was ich mir vorgestellt hatte. "Soul Beach" ist ein interessanter Genre-Mix, der überraschenderweise einen ganzen Tornado voll frischen Wind mit sich schleudert und dem Leser ins Gesicht pustet und ebenso überraschenderweise so einige tiefgründige Problematiken bereithält, die man dem Buch auf den ersten Blick gar nicht zugetraut hätte.
Zunächst einmal wären da die Charaktere, von denen sicherlich keiner wirklich umgänglich ist - ganz im Gegenteil: Eine berühmte (und tote) Meggie, die immer im Mittelpunkt stehen will/wollte, eine trauernde (und bald schon etwas besessene) Alice, die niemanden an sich heran lässt und eine ganze Armee toter Seelen, denen ein ungeklärtes Schicksal voraneilt. Alice als Protagonistin war allerdings eine sehr sympathische, wenn auch nicht immer ganz verständnisvoll handelnde Persönlichkeit, die im Laufe der Geschichte sich selbst und ihre Denkweise verändert. Immer tiefer verhäddert sie sich im Netz (und ja, hier ist durchaus auch das Internet gemeint) der Ereignisse. Zu den anderen Charakteren kann man nicht allzu viel sagen, ohne etwas zu spoilern, insgesamt waren aber alle durchweg glaubwürdig und detailliert gezeichnet, sodass sie einem stellenweise beinahe real anmuten.
Die vielen Themen, die haupt- aber auch nebensächlich angesprochen werden, sind fast schon zu viel für ein einziges Buch. Schließlich geht es nicht nur um Verlust und Trauerbewältigung, sondern auch um den Umgang mit dem Leben, der Sucht und Besessenheit, Mord und die Aufklärung von diesem, sowie weitere "Kleinigkeiten" (Magersucht, Neid, Vertrauen), die die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Buches aber einmal mehr verstärken. Das ist ganz schön harter Tobak, doch überraschenderweise weiß das Buch mit all diesen Problematiken umzugehen und bringt sie glaubwürdig unter, sodass man nie das Gefühl hat von Informationen überfüttert zu sein. Ein weiterer Handlungsstrang der Geschichte beschäftigt sich mit der Liebe (darf natürlich auch hier nicht fehlen)
Was in der Geschichte permanent auffällt, ist die hintergründige, unterschwellige Spannung, die ununterbrochen in der Luft hängt, wie die schwüle Luft am "Soul Beach". Durch die vielen verworrenen Stränge und die dazugehörige Ungewissheit, beginnt man irgendwann (ebenso wie Alice) keinem mehr zu trauen und leichte paranoide Züge anzunehmen. Ständig überlegt man, wer den Mord an Meggie denn nun begangen haben könnte und schaut sich jede Person dreimal an, bevor man ihr vertraut. Das liegt unter anderem auch daran, dass man zwischendurch mit kleinen Kapiteln gefüttert wird, die anscheinend die Sicht des Mörders darstellen, jedoch so, dass man nicht erraten kann, wer es ist. Die Spannung jedenfalls hält sich bis zum Ende und auch der Rätselspaß ist lange nicht vorbei, endet die Geschichte doch sehr offen und unbefriedigend - und vor allen Dingen mit dem einen Gedanken: Mehr!
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanke ich mir sehr herzlich bei