~ Herzerwärmend - Traurigschön - Kindlich ~
Warum die elfjährige Gustav ›Gustav‹ genannt wird, weiß niemand so genau, es ist für diese Geschichte aber auch nicht so wichtig. Der Sommer steht vor der Tür, und Gustavs Eltern haben den Familienurlaub in Dänemark abgesagt. Sie haben nämlich Midlife-Crisis (das ist Pubertät für Eltern) und brauchen Abstand. Zu allem Überfluss bekommt Gustav Busen, und wie bitteschön soll man mit zwei Erbsen auf der Brust ins Freibad gehen, als wäre alles wie immer? Gustav spürt, dass dieser Sommer das Ende von vielem Vertrauten ist - und der Anfang von allem!
Zart, poetisch und liebevoll schreibt Lara Schützsack von den winzigen Verschiebungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, und die manchmal, vollkommen unbemerkt, ein kleines Erdbeben auslösen können.
~ Zitat ~
Jetzt, wo Moon vor ihr steht, ist es ganz still, und das Blau seiner Augen, das heute fast noch heller als gestern ist, prickelt auf Gustavs Haut.
~ Meine Meinung ~
Gustav, ist elf Jahre, und ihr verändernder Körper bringt sie im Moment etwas durcheinander. Außerdem hat sie die Nase voll! Erst ihre Eltern, die irgendwie Abstand voneinander brauchen und sich wie zwei Teenager ständig in die Wolle kriegen. Ihr älteren Schwestern stecken mitten in der Pubertät und sind echt ätzend zu allem und jeden.
Dann ist auch noch Anina, ihre beste Freundin, total auf diesen blöden James fixiert und wird mit Paula, die das Duo eigentlich gar nicht leiden kann, zusammen in Urlaub fahren. Wohingegen Gustav, dank ihrer pubertierenden Eltern, diesmal nicht zum jährliche Sommertrip ans Meer campen gehen wird, sondern den ganzen Sommer über zu Hause verbringen darf. Gääähhnnnnende Langeweile und die mieseste Laune, die sie je in ihrem Leben verspürt hat, steigt in Gustav auf, sodass sie alles einfach nur noch doof findet. Bis auf Moon! Ein neuer Schüler, der so ganz anders und auch interessant komisch ist.
Der Schreibstil ist jugendlich einfach und kindgerecht schön. Rundum fesselnd und ergreifend. Die Autorin packt Jugendliche und auch Erwachsene richtig tief an ihrer Seele und nimmt sie mit in eine Gefühlswelt vom feinsten. Gustavs Höhen und Tiefen werden uns Leser wunderbar einfach und doch durcheinander kompliziert transportiert.
Diese Art der Erzählform und des Schreibstils habe ich bis Dato noch nicht genießen dürfen.
Ich habe mich bei dieser Erzählweise gefühlt, als wäre es eine Ich-Perspektive, aber das Buch wird in der neutralen Erzählperspektive wiedergegeben und doch wiederum ganz anders. Ich konnte mich beim lesen gemütlich treiben lassen und mit voller Fahrt bei Tempostellen mitreißen lassen. Rundum perfekt.
Die Beschreibungen sind so typisch Kind. So denken Kinder. So einfach. So kompliziert. So unkompliziert. So unschuldig. So abgebrüht.
Mir kam es vor, als würde ein allwissendes Kind von 10 Jahren diese Geschichte von Gustav und Co. erzählen. Es hat richtig Spaß gemacht.
Ein kleinwenig befremdlich war für mich, dass Gustav ihre Mutter oder ihren Vater beim Vornamen genannt hat. Eigentlich machen das alle Kinder im Buch. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht wild.
Die Verhältnisse in der Familie von Gustav ist weder herzlich noch ein miteinander.
Freundlichkeit und Nettigkeiten gibt's schon länger nicht mehr. Zu Gustavs älteren Schwestern, Sara und Ramona, hat sie keinen besonders liebenswerten Bezug. Das war auch mal anders, aber schon so lange her. Am Anfang war ich etwas traurig über die Zustände und hatte auch Mitleid mit Gustav.
Dann aber treten wir Leser in die Welt von Moon ein. Viel zu erwachsen, für sein Alter. Viel zu viele Pflichten, für ein Kind. Er darf leider zu wenig Kind sein. Mit Glitzerhosen und langem Haar, sticht der außergewöhnliche Junge aus der Menge. So wie Gustav. Eine tolle Freundschaft beginnt!
Es wird zuckersüß erzählt, wie Gustav Moon das erste Mal sieht. Wie sie sich zufällig und später nicht mehr so zufällig begegnen und kennenlernen. Ihr annähern ist bezaubend kindlich und zugleich schon jugendlich. Schließlich sind Jungs ja eigentlich auch doof. Bis auf Moon. Er ist eben ganz anders! Ja so fängt es an. ;)
Die Protagonistin Gustav ist ein toller Charakter. Ich wäre sehr gerne mit ihr befreundet. Gustav ist scharfsinnig und kindlich naiv. Aber keines Wegs auf den Kopf gefallen. Sie denkt eben einfach.
Es steckt so viel ungezwungenes und leichtes in Gustavs Gedanken und Überlegungen. Auch Fragen, die sie sich ernsthaft stellt und sich selbst eine Antwort darauf zusammenreimt, ist herzerwärmend und niedlich.
~ Zitat: Seite 141 ~
Gustav hat mal gehört, dass die Fartbe Rot nicht für alle gleich aussieht. Jeder sieht sein eigenes Rot. Und so ist es mit allen Farben. Wahrscheinlich, denkt sie, ist es mit der Liebe ähnlich. Wahrscheinlich fühlt sich die Liebe für jeden anders an. Und deswegen ist es kein kleines Wunder, wenn zwei das gleiche Gefühl für Liebe halten.
~ Fazit ~
Von Beginn an wird man herzlich unterhalten.
Der positive außergewöhnliche Schreibstil hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Ein Vergnügen von der ersten bis zur letzten Seite. Die Autorin konnte mich mit ihrem ungezwungenen Schreibweise und authentischen Charakteren vollends überzeugen. Gustav und Moon sind zwei Persönlichkeiten, die mir ganz bestimmt lange im Gedächtnis bleiben werden.
Eine zuckersüße Kinderliebesgeschichte!