|Rezension| "So wie Kupfer und Gold" von Jane Nickerson


http://www.randomhouse.de/cbt/ http://www.amazon.de/wie-Kupfer-Gold-Jane-Nickerson/dp/3570162680/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1384100966&sr=8-1&keywords=so+wie+kupfer+und+gold
Ich hatte einen unvorstellbar reichen Patenonkel.
Nachdem ihr Vater stirbt, zieht die siebzehnjährige Sophie Petheram zu ihrem Patenonkel Bernard de Cressac nach Mississippi auf sein Anwesen Wyndriven Abbey. Als sie dort ankommt, lernt sie nach vielen Jahren endlich den Mann kennen, der ihr so oft wunderschöne Geschenke gemacht und ihr Briefe geschrieben hat - doch Bernard de Cressac ist nicht nur der charmante und attraktive Gentleman für den Sophie ihn hält, denn schon bald lernt Sophie eine dunkle Seite an ihm kennen und der erst so atemberaubende Luxus, den sie nie kannte, wird zum goldenen Gefängnis. Sie beginnt in de Cressacs Vergangenheit nach Hinweisen auf seine Launenhaftigkeit zu suchen und findet schon bald ein Geheimnis heraus, das niemals ans Licht kommen durfte und das ihr schon bald zum Verhängnis wird...
"So wie Kupfer und Gold" ist aus der Ich-Perspektive von Sophie erzählt und liest sich wie ein einfach geschriebenes Märchen. Dabei rückt der relativ schmucklose Schreibstil eher in den Hintergrund, denn im Fokus der Geschichte liegt die düstere Atmosphäre, die die Autorin sehr geschickt aufzubauen weiß. Der Stil ist eher jugendlich gehalten und liest sich sehr angenehm und flüssig, dennoch hätte ich gerade für die Zeit einen etwas prächtigeren Stil erwartet, gerade weil auch viele Worte vorzukommen scheinen, die ich im 19. Jahrhundert nicht erwartet hätte. Insgesamt liest sich das Buch aber sehr gut und dafür sorgt gerade die dunkle Atmosphäre.
Es gibt Geschichten, die in den kalten Jahreszeiten erzählt werden müssen, düstere und gleichzeitig hoffnungsvolle Geschichten, ja, Geschichten wie "So wie Kupfer und Gold". Diese Neuinterpretation des eher unbekannten Märchens "Blaubart" (Charles Perrault, Gebrüder Grimm) ist tatsächlich eine Geschichte für herbstlich/winterlich angehauchte Tage, auch wenn sie nicht durchweg in diesen Jahreszeiten spielt. Die ruhige, aber sehr düstere Geschichte um Sophie und ihren reichen Patenonkel Bernard liest sich jedenfalls wie ein Märchen und ist perfekt für kuschelige und gemütliche Leseabende geeignet. So bin ich auch relativ überrascht über die vielen negativen Stimmen zu dem Buch, denn mich hat die ruhige, aber gleichzeitig fesselnde Art und die durchweg vorhandene unterschwellige Spannung sehr fasziniert. Die Geschichte liest sich weg wie nichts und hinterlässt ständig einen bitteren Geschmack auf der Zunge, denn es geht um den Schein, den ein Mensch aufrecht erhält und um Wahrheit und Lügen.
"So wie Kupfer und Gold" ist eher die ruhigere Art Geschichte, die völlig ohne nervenzerreißende Spannung auskommt. Das Buch wird eher von einer langsamen, aber wirkungsvollen Spannun eingekommen - ungefähr so wie die Ruhe vor dem Sturm fühlt man sich als Leser die meiste Zeit und manch einer mag von einer solchen Verheißung letztendlich enttäuscht sein, mir selbst hat sie sehr gut gefallen. Man will immer wissen, wie es weitergeht, auch wenn die Geschichte stellenweise nur so dahin dümpelt. Wenn man sich darauf jedoch einlässt, bekommt man einen guten historischen Roman, der gegen Ende auch das ein oder andere Fantasyelement einbaut (was ich aber als relativ irrelevant einschätzen würde!). Besonders gefallen haben mir die Themen, die die Autorin rund um den Hauptplot eingewoben hat, so wird auch auf das Schicksal der Sklaven in den Südstaaten um 1855 hingewiesen, das gerade für die Protagonistin mehrmals ein sehr wichtiges Thema einnimmt.
Für Sophie/Sophia ist jedoch auch die Stellung der Frau eine relevante Problematik, die durch ihren cholerischen Patenonkel des Öfteren auf die Probe gestellt wird. Sophie entpuppt sich als lebensfrohe und teils etwas undurchdringliche Protagonistin. Ist sie anfangs noch ungestüm und ein wenig eingebildet, geht ihre kindliche Art mit der Zeit und ihrem Schicksal immer mehr zurück und sie

Teil 2

verwandelt sich in eine nachdenkliche und auch ängstliche, junge Frau - was man ihr nicht verdenken kann. Sophie ist zwar sympathisch, hat mich aber auch nicht unbedingt durchweg berührt, viel mehr in den Fokus rückt ihr Patenonkel Bernard, der mir von der ersten Seite an durchweg unsympathisch war - und das begründet und verstärkt sich im Laufe des Buches immer mehr. Seine grausame und cholerische Art wurde gerade gut durch seine lauernde Nettigkeit dargestellt, die immer etwas bedrohliches hat und zum Ende hin ins Brutale ausartet. Hier hätte man gerne noch mehr in die Tiefe gehen können, dennoch hat mir gerade das Verhältnis zwischen Bernard und Sophie sehr gefallen, diese Wandlung von Paradies zum goldenen Käfig ist sehr gelungen dargestellt und hat mich mehr als einmal sehr schockieren können.
Selbstverständlich findet sich auch die ein oder andere Schwäche, die womöglich zu den schlechten Bewertungen führen. Vor allen Dingen die Liebesgeschichte zwischen Sophie und einer Person, die etwas später im Buch auftritt, ist nicht unbedingt notwendig gewesen und verläuft auch viel zu schnell und geradlinig, dennoch empfand ich sie als kleinen Hoffnungsschimmer zwischen all der Düsternis. Sie fiel mir aber durch die Haupthandlung gar nicht so sehr ins Auge und fällt somit aus meiner Bewertung weitesgehend raus: Vorhanden, aber unwichtig. Mir ging dennoch vieles einfach zu schnell, gerade zum Ende hin. Das Buch ist zwar durchweg ruhig und wirkt daher ziemlich langwiedrig, liest sich aber enorm schnell und gerade deswegen hätte man hier ein paar mehr Details gerne noch hervorheben können. Die Schwächen sind zwar merklich vorhanden, haben mir aber den Lesespaß letztendlich nicht nehmen können, denn "So wie Kupfer und Gold" hat es dennoch geschafft mich oft auf zu wühlen und mich vor allen Dingen zu fesseln.
Die düstere Märchenadaption von "Blaubart" ist eine faszinierende, ruhige, aber auch spannende Mischung aus "Kupfer und Gold", denn während es auf der einen Seite viele kleine Schwächen hat, ist es auf der anderen Seite eine unterschwellig spannende und beklemmende Geschichte, die perfekt in die dunkle Jahreszeit passt und sich bei Kerzenflamme und dunklem Zimmer besonders gut lesen lässt. Eine Geschichte wie ein Märchen mit interessanten Figuren und einer fesselnden und bedrückenden Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht. Mit kleinen Thematiken wie Sklaverei und einigen Phantasielementen wird die Geschichte zu einer ganz besonderen Mischung, die mir gut gefallen hat, die aber auch noch Luft nach oben hat. Das Buch ist in sich abgeschlossen, auch wenn weitere Teile aus der Feder der Autorin folgen sollen.
Jane Nickerson hat mit ihrer Familie viele Jahre lang in einem großen alten Haus in Aberdeen im Bundesstaat Mississippi gelebt, wo sie als Kinderbibliothekarin arbeitete. Ihre Liebe galt immer den Südstaaten, „den alten Zeiten“, Schauergeschichten, Häusern, Kindern, dem Schreiben und interessanten Bösewichten. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann in Ontario, Kanada. "So wie Kupfer und Gold" ist ihr großartiges Debüt. [via cbt]
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